
Sie ist das bekannteste Gesicht der FDP und wohl auch das umstrittenste: Marie-Agnes Strack-Zimmermann wird ausgerechnet von der Frauen-Zeitschrift Emma in diesem Jahr zum „Sexist Man Alive“ gekürt.
Eine zweifelhafte Ehre, die sonst nur ausgewiesenen Macho-Männern zuteilwird. Bisherige Preisträger waren u.a.: Rapper Kollegah (2019), FDP-Chef Christian Lindner (2020), Papst Franziskus (2021), Alt-Punk Sascha Lobo (2022) und Spaßvogel Jan Böhmermann (2023).
Angelehnt ist der Preis an die alljährliche Wahl des „Sexiest Man Alive“, der von dem US-Magazin People an Männer mit besonders erotischer Ausstrahlung vergeben wird. Das fehlende „e“ bei „Sexist“ macht allerdings den Unterschied zwischen Sex-Symbol und Sexisten. Für Strack-Zimmermann ist der Emma-Titel besonders pikant, weil ausgerechnet das Frauen-Magazin damit auf die eher herbe Weiblichkeit der Politikerin anspielt, gegen deren Ironisierung Frauenrechtlerinnen sonst wohl alle Geschütze der Kritik auffahren würden.
Zur Begründung der Preisverleihung schreibt denn auch die Redaktion: „Sie ist eigentlich ein Traumfall für EMMA. Ein wahres feministisches Role Model. Mutter, Kinderbuch-Vertreterin im Ruhestand – und heute berühmt-berüchtigte Spitzenpolitikerin. Vor allem aber ist sie ein Paradefall gegen die grassierende Transideologie. Denn diese Frau beweist, dass Frau weder den Vornamen wechseln, noch Hormone schlucken, geschweige denn sich die Brüste abnehmen lassen muss, um ein ganzer Kerl zu sein. Und was für einer! Wäre da nicht das dröhnende Waffengerassel.“
Denn der eigentliche Grund für die Verleihung des Negativ-Preises ist Strack-Zimmermanns Engagement im Ukraine-Krieg: „Die Helm-Frisur sitzt, das Feindbild auch. Mit Ray-Ban-Brille und hochgestelltem Kragen ist sie allzeit bereit zum Abheben: unsere ‚Eurofighterin‘ (Wahlslogan FDP). Ganz wie ihr offensichtliches Vorbild Tom Cruise (als Kampfpilot ‚Maverick‘ in ‚Top Gun‘). Der hatte es auch auf russische MiGs abgesehen. Im Cockpit hockt sie wie er. Zwei, die weder Tod noch Teufel fürchten. Take my breath away.“
Parteichef Lindner stellte die neuen EU-Wahlkampfplakate vor
„StrackZi“ oder auch „Flak-Zimmermann“, schreiben die Autorinnen, „lässt sich nur zu gern in der Danger Zone ablichten: beim Truppenbesuch, bei Wehrübungen oder eben beim Flug im Eurofighter. ,Top-Gun-Feeling pur‘ tönte sie nach ihrem Rundflug beim Luftwaffengeschwader 31 in Nörvenich auf Social Media. Kosten: rund 80.000 Euro. Bezahlen? Wir. Niemand streitet in Deutschland so penetrant pro Waffen für die Ukraine und gegen Friedensverhandlungen wie sie: Marie-Agnes Strack-Zimmermann, 66 Jahre alt, Mutter von drei Kindern, Großmutter von drei Enkelkindern. Mit dem T-Shirt ‚Taurus für die Ukraine – zusammen bis zum Sieg‘ posierte sie auf Social Media. Zusammen bis zum totalen Sieg? Keine Talkshow ohne den heroischen Haudegen. ‚In jeder Talk-Show ein Gewinn, weil ich die Allergeilste bin‘, lautete die Selbsteinschätzung des Horrorclowns beim ‚Orden wider den tierischen Ernst‘ in der Karnevalsbütt in Aachen.“
Strack-Zimmermann forderte per T-Shirt: „Taurus für die Ukraine – zusammen bis zum Sieg“
Die Abrechnung mit Strack-Zimmermann ist hart und gründlich: „Einmal kann sie den Rachefeldzug der gesamten NATO kaum noch abwarten. Am 15. November 2022 twittert sie: ‚Russische Raketen haben offenbar Polen und damit NATO-Gebiet getroffen.‘ Nach NATO-Reglement wäre das zwingend der Kriegseintritt für Deutschland gewesen. Aber schade. Es war nur die ukrainische Raketenabwehr, die auf Polen geballert hatte. In der Psychologie nennt man sowas Überkompensation. Wie überhaupt ein Blick in ihr Unterbewusstes zweifellos pikant wäre.
Der Abflug der Maulheldin nach Brüssel ließ so manchen in Berlin aufatmen. Im EU-Parlament ist die Düsseldorferin nun Vorsitzende des Unterausschusses für Verteidigung. Ihr ‚Gefechtshelm‘, eine Eigenanfertigung aus den USA, ist schon ausgepackt, auf dem Schreibtisch steht ein Modell des Eurofighters, an der Wand hängt ein Poster mit Snoopy im Panzer, ihre Arbeitsmappe trägt Tarnfarbe. Im Ernst. Der Ukraine-Krieg wird für Strack-Zimmermann das, was Corona für Karl Lauterbach war: ein Karriere-Booster. Noch dazu flankiert von einer Rüstungsindustrie, die sich nach bald drei Jahren Krieg heute das Klopapier vergolden lassen kann.“
Ganz offensichtlich geht es bei der Preisverleihung auch um eine ganz persönliche Fehde mit Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer. „Hat die krawallige Düsseldorferin jemals etwas für die Opfer des Krieges getan? Hat sie sich je für die vergewaltigten Frauen engagiert, die sie so gern als ‚Argument‘ für Waffenlieferungen hervorzerrt? Hat sie überhaupt die leiseste Ahnung davon, wie lange die Waffe Vergewaltigung weltweit schon im Einsatz ist? Nein. Aber sie wirft zum Beispiel Alice Schwarzer vor, sich nicht für die vergewaltigten Frauen im Krieg zu interessieren. Geht’s noch? Gerade die setzt sich – lange als Einzige – seit der ersten EMMA-Ausgabe 1977 für Kriegsopfer und Vergewaltigte ein. Und EMMA berichtete seit April 2022 immer wieder über die Kriegsvergewaltigungen in der Ukraine.
Machen wir es kurz. Reservist Strack-Zimmermann: Vortreten! Hiermit ernennen wir Sie zum ‚Sexist Man Alive 2024‘. Ihr Preis wartet im EMMA-Hauptquartier in Köln. EMMA gratuliert!“
Da schließen wir uns als NIUS-Redaktion doch glatt an.