Frauenabteile in der U-Bahn und die Sicherheit im öffentlichen Raum

vor 5 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Eigene Bereiche für Frauen in den Zügen des öffentlichen Nahverkehrs? Keine Sorge. So etwas würde man in Berlin nie fordern. In Berlin fordert man eigene Bereiche für FLINTAS. Also für Frauen und alle, die sich dafür halten.

Wie die WELT berichtet, seien „innerhalb weniger Tage“ 15.000 Unterschriften im Zuge einer Petition zusammengekommen, die sich für solche Schutzabteile einsetzt.

Nun entbehrt es theoretisch betrachtet nicht einer gewissen Absurdität, dass die Schutzräume auch Männern offenstehen sollen, die sich als Nichtmann identifizieren, was aus dem exklusiven Schutzraum für die Frau eben einen macht, zu dem auch Männer Zugang haben.

Angesichts der tatsächlichen kulturellen Entwicklung der Stadt möchte man allerdings auch Transfrauen und Transvestiten Schutz zuerkennen, ist es doch nicht abwegig, dass auch sie zunehmend Übergriffen und Aggressionen ausgeliefert sein könnten.

So typisch es für die sich selbst als „arm aber sexy“ identifizierende, stets am Rand des Zusammenbruchs balancierende Stadt ist, selbst angesichts drängender Probleme unbeirrt an Sprachregelungen der Diversität festzuhalten: Das Vorhaben offenbart einmal mehr die Unterwerfung der sogenannten „High-trust“-Gesellschaft unter das Diktat der Verrohung.

Verbrechen gab und gibt es immer und überall, und sie lassen sich nie vollständig verhindern. Aber wo das Sicherheitsgefühl so sehr sinkt, dass Frauen es eher als besonderes Ereignis empfinden, ausnahmsweise unbelästigt geblieben zu sein, liegt etwas im Argen, dem man nicht nur mit Symptombehandlung begegnen sollte.

Dass hier ein Problem diagnostiziert wurde, ist löblich. Der Ruf nach Frauenabteilen ist auch nicht neu – in Berlin wurde er erst im November 2024 laut, und wurde aufgrund der stark angestiegenen Sexualdelikte im öffentlichen Nahverkehr erörtert.

Allerdings wäre der vorgeschlagene Lösungsansatz die Kapitulation vor unhaltbaren Zuständen. Und während naheliegt, importierte Frauenfeindlichkeit aus archaischen Kulturen und damit migrantische Gewalt und Kriminalität als den Elefanten im Raum zu betrachten, sollte einerseits zu denken geben, dass es Frauenabteile durchaus nicht nur in der islamischen Welt oder in Indien gibt, sondern etwa auch – teilweise an Stoßzeiten gebunden – in Mexico City, in Busan in Südkorea oder Tokyo: Sicherheit von Frauen ist auch abseits von Migration ein Thema – es ist bequem, dies zu vergessen oder als „Whataboutism“ zu verwerfen.

Zudem sind Haltestellen und Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs nicht nur für Frauen unangenehme Orte. Erst kürzlich machte eine tödliche Messerattacke in der Berliner U12 Schlagzeilen: Ein Syrer hatte einen 29-jährigen Fitnesstrainer erstochen. Der Eindruck, dass es jeden treffen könne, verstärkt sich zusehends, dem Beobachter wird mulmig, wenn er spät am Abend Zeuge einer eskalierenden Rangelei an der Bahnsteigkante wird, während weder Sicherheitspersonal noch Polizei präsent sind; hinzu kommen weniger akut lebensbedrohliche Phänomene, von Drogenkriminalität und -konsum im Dunstkreis größerer Stationen bis zu ekelerregender Verwahrlosung.

Wir erleben eine Verrohung, die erstens allgemein feststellbar ist, und zweitens besonders in einem neuen Prekariat grassiert, das sich nicht zuerst durch finanzielle Schwäche, sondern durch soziale Verarmung auszeichnet.

Berlin steht damit nicht allein, sondern wird von anderen Großstädten flankiert, namentlich Frankfurt, Hamburg, aber auch Köln – das sich durch die rheinische Lebensart abhebt, die sozialer Apathie entgegenwirkt und dafür sorgt, dass Menschen im Notfall noch einigermaßen zuverlässig Helfer und Ansprechpartner finden.

Was wir brauchen, sind nicht zuerst Schutzabteile für Frauen, sondern die Wiedergewinnung des gesellschaftlichen Konsens, dass Menschen sich im öffentlichen Raum unbehelligt bewegen, und sich sicher und wohl fühlen können sollen; dass Gewalt und Aggression im öffentlichen Raum nicht hingenommen werden, und dass sich die Menschen jeweils dafür und füreinander verantwortlich fühlen. Nicht zuletzt geht es hier auch um Vertrauen in den Staat und seine Fähigkeit, für Sicherheit zu sorgen. Ähnlich den Messerverboten würde es sich hier um eine Strategie handeln, die Probleme nicht an den Wurzeln packt, sondern lediglich behelfsmäßig und notdürftig reagiert. Wie gesagt: Symptombehandlung statt Problemlösung. Damit dürfen wir uns nicht begnügen: Maximal mögliche Sicherheit steht allen zu. Nicht nur „FLINTAs“.

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