Gleichstellung um jeden Preis? Warum Ronaldo und Co. zu Recht mehr verdienen

vor 9 Tagen

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Die aktuelle Fußball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz ist ein Meilenstein – für Spielerinnen, Fans und den Sport an sich. Doch mit dem Turnier rollt nicht nur der Ball, sondern auch eine politische Debatte: Muss Frauenfußball dem Männerfußball gleichgestellt werden – sportlich, medial und finanziell? Der Wunsch nach Gleichwertigkeit ist nachvollziehbar. Aber er wird zunehmend von einer ideologischen Gleichmacherei überlagert, die der Sache mehr schadet als nützt.

Das ist keine Kritik am Frauenfußball – ganz im Gegenteil. Der Enthusiasmus vieler Spielerinnen, das steigende Niveau, der stetige Ausbau von Ligen und Jugendförderung: all das zeigt, dass hier etwas Eigenständiges und Ernstzunehmendes gewachsen ist. Doch Eigenständigkeit bedeutet eben nicht Gleichheit in allen Belangen. Frauenfußball ist anders. Und das ist in Ordnung so.

Was hingegen nicht in Ordnung ist: die unhaltbare Behauptung, Frauenfußball sei sportlich gleichwertig mit Männerfußball oder müsse es endlich werden. Ein Blick auf die Realität genügt: Die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft verlor unlängst mit 1:7 gegen eine U15-Bubenmannschaft. Solche Testspiele zeigen regelmäßig, dass gut trainierte männliche Jugendteams den Nationalspielerinnen körperlich und spielerisch überlegen sind. Das liegt nicht an fehlendem Willen oder schlechter Ausbildung der Frauen, sondern schlicht an der Biologie: Männer sind hinsichtlich Schnelligkeit, Dynamik, Muskelkraft und Ausdauer von Natur aus im Vorteil.

Das zu leugnen hilft niemandem und ist im Grunde sogar frauenfeindlich. Denn wer ständig suggeriert, Frauen müssten nur „mehr gefördert werden“, um irgendwann das gleiche sportliche Niveau zu erreichen wie die Männer, setzt sie einem unrealistischen Maßstab aus.

Ebenso irreführend ist die Forderung nach „gleicher Bezahlung“ für Nationalspielerinnen oder Profis der Frauenligen. Selbstverständlich sollen Frauen fair entlohnt werden. Aber nicht gleich, sondern gerecht. Und gerecht bedeutet im Profisport: entsprechend der Einnahmen, die durch Zuschauer, Sponsoren und Medien erzielt werden. Fußball ist auch ein Markt. Und auf diesem Markt verdienen Messi, Ronaldo oder Haaland Millionen – nicht weil sie Männer sind, sondern weil sie ein Spektakel liefern, das weltweit in hohem Maße nachgefragt wird.

Zum Vergleich: Die deutschen TV-Quoten bei der Männer-EURO 2024 lagen in den Gruppenspielen zwischen 22 und 26 Millionen. Das Eröffnungsspiel der Frauen-EURO 2025 verfolgten etwas über 8 Millionen Zuschauer. Wenn Spielerinnen künftig ähnliche Aufmerksamkeit, Reichweiten, Sponsorengelder und mediale Wirkung erzielen, sollen sie selbstverständlich genauso viel verdienen – oder mehr, wenn sie mehr generieren. Doch darüber sollen die Fans, nicht die Ideologen entscheiden.

Umgekehrt ist in Brasiliens Volleyball das Frauen-Superliga-Niveau so hoch, dass bisweilen die Spielerinnen mehr verdienen als ihre männlichen Kollegen. Die besten männlichen Spieler verdienen zwar auch gut, aber im Schnitt tendenziell weniger als die Top-Frauen. Die amerikanische Turnerin Simone Biles verdient mehr als ihre männlichen Kollegen, sowohl durch Preisgelder als auch durch Sponsoring – zu Recht! Frauenturnen hat deutlich höhere TV-Einschaltquoten, vor allem bei Olympia.

Kurzum: Die Entlohnung im Profisport sollte dem Prinzip von Angebot und Nachfrage folgen, nicht einer ideologisch aufgeladenen, bisweilen hysterischen Gleichmacherei, die in vielen Lebensbereichen um sich greift. Wahre Wertschätzung für den Frauenfußball besteht nicht darin, ihn künstlich aufzublasen oder mit dem Männerfußball zu vergleichen, sondern ihn ernst zu nehmen als eigenständigen, schnell wachsenden Sport, der Millionen Menschen auf seine eigene Art Freude bereitet. Der Markt ist geschlechtsneutral — er belohnt einfach das, was die Menschen sehen wollen.

Wilfried Hoop war Section Manager bei der UEFA, Marketingleiter beim FC St. Gallen und Relationship Manager bei der Football is More Foundation, die sich international für Inklusion engagiert. Er arbeitete zehn Jahre in der Industrie und als Stabsstellenleiter bei der Regierung Liechtensteins. Hoop ist u.a. Autor des Buches „Corporate Diplomacy“.

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