
„Deshalb sage ich das an alle Frauen in der Republik und hier im Haus: Wehrt euch dagegen! Das kann man sich als Frau nicht bieten lassen.“
Diesen Spin der Affäre Brosius-Gersdorf bietet uns Britta Haßelmann von den Grünen an. Nur ein weiterer Tiefpunkt in dem Ansinnen, aufmüpfige Christdemokraten so schnell wie möglich zurück unters Joch linker Hegemonie zu zwingen.
Es ist das alte Muster: Kaum begehren konservative Kräfte noch so zaghaft gegen die vollkommene Auflösung ihrer Überzeugungen auf, schlagen die Ideologen links der Mitte mit allen Mitteln auf sie ein, um jede Emanzipation des bürgerlichen Lagers im Keim zu ersticken.
Das funktioniert bemerkenswert gut und scheint ein beinahe automatisiertes Vorgehen zu sein. Neben politischer Erpressung ist die Ausübung moralischen und psychologischen Drucks ein gängiges Instrument, um das erwünschte Verhalten zu erzielen.
Das ähnelt im Grunde dem Verhalten des Dreijährigen, der sich zu Boden wirft und sich einem Wutanfall hingibt, in der intuitiven Annahme, bei den Eltern entweder Schuld- oder Schamgefühle auslösen zu können, um auf die eine oder andere Weise seinen Willen zu bekommen. Mit dem Unterschied, dass bei linken Ideologen zur mangelnden Reife ein gerüttelt Maß an Gewissenlosigkeit, Berechnung und Bosheit hinzutritt.
Exakt diese Taktik wenden nun die Grünen angesichts der Verschiebung der Wahl dreier Verfassungsrichter an. Das gibt zu denken: Es wäre wahrscheinlich nicht übermäßig verschwörungstheoretisch, anzunehmen, dass das linke Spektrum das Potenzial eines Bundesverfassungsgerichts mit Linksdrall durchaus erkannt hat und weidlich ausnutzen würde. Oder wie erklärt sich sonst der Protest Unbeteiligter am Zwist innerhalb der Koalition? Schließlich handelt es sich bei der Personalie Brosius-Gersdorf nicht um eine Nominierung durch die Grünen. Wir erleben hier eine Konsolidierung des linken Lagers, innerhalb dessen der SPD die Rolle eines „gemäßigten“ trojanischen Pferdes zukommt, das den Linken außerhalb der Regierung zuarbeitet – gegen die Interessen und den Willen des deutschen Volkes.
Allerdings hat man mit dem Versuch, der CDU/CSU eine Richterin aufzudrängen, deren Verfassungstreue fragwürdig ist, wohl den Bogen überspannt. Ein Fehler, den man umgehend zu korrigieren sucht, indem man herumzetert und schimpft, um die Union wieder auf Kurs zu bringen.
Dabei gibt es offensichtlich keine Grenze des guten Geschmacks, wie Britta Haßelmanns kontrollierter Wutausbruch – Möchtegern-Demagogie in Reinform – im Bundestag nahelegt: Frauke Brosius-Gersdorf als Opfer des Patriarchats?
Zudem handelt es sich hier um einen besonders unverschämten Versuch des Gaslightings: Frauke Brosius-Gersdorfs Ansicht, dass die Menschenwürde der Verfügungsgewalt durch die Justiz unterliege, ist nicht hinnehmbar. Zwar hat sie diese Haltung vor allem im Hinblick auf Abtreibung klar artikuliert – man sollte aber nicht vergessen, dass ihre Haltung zu Ungeimpften ganz genauso inhuman und totalitär war. Der eigentliche Punkt ist, dass Brosius-Gersdorf und ihre Mitstreiter dazu bereit wären, das Fundament der Verfassung zu untergraben, um das Partikularinteresse der Legalisierung von Abtreibung durchzusetzen.
Unabhängig von der Haltung zu Abtreibung haben genügend Bürger und Abgeordnete der Union erkannt, dass dieser Preis schlicht und einfach zu hoch ist.
Und genau darum geht es. Betrachtet man, mit welcher Verachtung linke Ideologen Menschen behandeln, die anderer Meinung sind, gibt es keinen Grund zur Annahme, dass sie eine solche Unterhöhlung des Grundgesetzes nicht irgendwann nutzen würden, um neben Ungeborenen oder Ungeimpften jeden auszuschalten, der einem lästig ist, aus welchem Grund auch immer. Und natürlich würde amn die so geschaffenen rechtlichen Möglichkeiten jedem überlassen, der in Regierungsverantwortung kommt, gleich welcher Couleur.
Kurz: Die Warnungen und Mahnungen, die vielen sonst abstrakt und realitätsfern erscheinen, haben sich in den Auffassungen der Juristin Brosius-Gersdorf als tatsächliche Gefahr manifestiert, und zwar so konkret, dass sonst handzahme „Konservative“ den Aufstand zumindest ansatzweise wagten; ob sie durchhalten, ist fraglich und muss sich zeigen, schließlich hat man sich noch nicht einmal getraut, den wahren Grund für die Ablehnung, nämlich die übergriffige Haltung gegenüber der Menschenwürdegarantie, anzugeben, und das, obwohl jeder weiß, dass sie der ausschlaggebende Parameter war.
Läge Haßelmann an der Befreiung der Frau, es gäbe genügend Bereiche, in denen sie sich dafür einsetzen könnte: Gegen kinder- und familienfeindliche Politik und Gesellschaft, die es Frauen schwermachen, gegen Abtreibung, die in vielen Ländern geschlechtsspezifisch vor allem Mädchen trifft, und die viel zu häufig auf Druck von Männern hin erfolgt; gegen das Selbstbestimmungsgesetz, das in infamer Weise Frauen benachteiligt. Oder gegen Islamismus, der, ganz im Sinne von Brosius-Gersdorf, Menschenwürde willkürlich selektiv zuspricht, und dabei Frauen maximal die halbe Würde zukommen lässt – warum auch nicht, müsste man fragen, wenn dies nun einmal dem juristischen System des Islam entspricht.
Keine Frau sollte sich indes „bieten lassen“, was Britta Haßelmann hier versucht. Es ist unter der Würde von Frauen, sich instrumentalisieren zu lassen, um den politischen Gegner moralisch unter Druck zu setzen. Brosius-Gersdorf ist als Juristin für den Posten als Verfassungsrichterin nicht geeignet. Unabhängig von ihrem Geschlecht. Unabhängig von ihrer Person.
Das können auch Frauen zweifelsfrei erkennen.