
Seit 2019 erhielt das Spiegel-Magazin von der Bill und Melinda Gates-Stiftung 5,4 Millionen Dollar an Fördergeldern, wie Medieninsider berichtet. Pro Jahr waren es 760.000 Euro. Mit dem Geld wurden Artikel zum Thema „Globale Gesellschaft“ gefördert, die sich mit Klimawandel, Migration oder sozialer Ungleichheit in Afrika und Asien befassen. Nun läuft die Förderung aus, weil sich das Thema „Globale Gesellschaft“ erfolgreich als Artikelreihe etabliert habe, so der Spiegel. Die Artikelreihe soll ab April 2025 ohne Förderung weitergeführt werden. In den Jahren hatte es immer wieder von Zeitungen wie der Süddeutschen Zeitung oder Cicero Kritik an der Förderung gegeben, und die Frage nach der journalistischen Unabhängigkeit wurde erhoben.
Zweimal bekam der Spiegel Geld von der Bill und Melinda Gates-Stiftung. Das erste Mal erhielt der Verlag 2019 eine Förderung in Höhe von 2,5 Millionen Dollar für eine Laufzeit von drei Jahren. Die zweite Förderung bekam der Spiegel im Oktober 2021 bewilligt, und zwar 2,9 Millionen US-Dollar für dreieinhalb Jahre. Insgesamt waren es 5.437.294 US-Dollar. Die Stiftung sah vor, dass das Geld beide Male für das Thema „Global Health and Development, Public Awareness and Analysis“ (Globale Gesundheit und Entwicklung, öffentliche Wahrnehmung und Analyse) verwendet werden sollte. Der Spiegel gab eigenen Angaben zufolge das Geld für das Projekt „Globale Gesellschaft“ aus. Gegenüber Medieninsider sagte ein Sprecher des Spiegels, dass die journalistische Arbeit „stets vollkommen unabhängig“ erfolgt sei. Die Förderung der Artikel war stets gekennzeichnet worden.
Dennoch gab es Zweifel an der journalistischen Unabhängigkeit. Wie das Ver.di Medienmagazin M im Januar 2020 berichtete, sei 2019 in der geförderten Spiegel-Sparte ein Artikel erschienen, der sich gegenüber Atomkraft positiv äußerte und die Firma Terrapower von Bill Gates erwähnte. Der Autor des Spiegel-Artikels äußerte sich einige Jahre zuvor noch kritisch über die Atomkraftbranche. Vor allem gab es aber während der Corona-Zeit deutliche Kritik an der Förderung.
Ende Januar 2020 hatte der Spiegel einen Artikel mit dem Titel „Die Gerüchte-Pandemie“ veröffentlicht. In dem Artikel wurden verschiedene Verschwörungstheorien aufgegriffen, die sich mit dem Ursprung des Coronavirus befassten. So kritisierte der Spiegel unter anderem die Verschwörungserzählung, dass Bill Gates schon 2019 von der Corona-Pandemie gewusst habe, weil im Oktober 2019 das Johns-Hopkins-Center zusammen mit dem Weltwirtschaftsforum und der Gates-Stiftung den Ausbruch einer Pandemie mit einem fiktiven Coronavirus simuliert habe. In einem FAQ verwies der Spiegel darauf, dass die jährliche Förderung der Gates-Stiftung nur einen Bruchteil des Jahresbudgets ausmache: Im Jahr 2020 hatte der Spiegel einen Umsatz von 256,4 Millionen Euro. Im selben Jahr erhielt es rund 760.000 Euro an Förderung von der Gates-Stiftung.
Auf die Anfrage von Medieninsider, warum keine neue Förderung beantragt wurde, heißt es: „Aufgrund des Erfolgs des Projekts verankern wir die Themen der Globalen Gesellschaft nun fest und langfristig in unserer regulären Berichterstattung“. Deshalb wolle man „keine neuen Mittel beantragen“.