Freies Lachen wie in den 80ern: Der neue „Die Nackte Kanone“-Film

vor etwa 2 Stunden

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Dass „Die nackte Kanone“, einer der Klassiker unter den Filmparodien der 80er und frühen 90er, noch eine Neuauflage bekommen würde, erschien mit dem Tod von Hauptdarsteller Leslie Nielsen vor 15 Jahren fast unvorstellbar. Und dass man ihn ausgerechnet mit dem knurrigen Actionhelden Liam Neeson ersetzen würde, war wie ein schlechter Witz. Dass dies aber hervorragend aufging, darf man allein schon als Ironie des Schicksals bezeichnen.

Filmparodien sind genaugenommen auch Blödel-Filme mit einer sehr einfachen Prämisse. Man nimmt sich ein ausgelutschtes, aber noch populäres Genre, versucht möglichst viele seiner Stereotypen und Standardszenen in ein Drehbuch zu packen – und überzieht dann den Bogen so gewaltig, dass das Publikum nicht weiß, wie ihm geschieht. Und über die offensichtliche Absurdität herzlich lacht.

Der 2010 verstorbene Schauspieler Leslie Nielsen spielte Frank Drebin im Kultklassiker „Die nackte Kanone“.

„Die nackte Kanone“ war ein Meisterstück dieser Herangehensweise. Basierend auf einer kurzlebigen Serie von 1982, ließen die Brüder David und Jerry Zucker und ihr Freund Jim Abrahams ihren Helden, Lieutenant Frank Drebin im Kino von der Leine und erschufen eine Trilogie, die an Irrwitz nicht zu überbieten war.

Drebin konnte nicht parken, ohne dabei mindestens ein paar Mülltonnen zu beschädigen, sagte immer unbewusst Dinge, die man in einer höflichen Gesellschaft (und in den 80er und 90er Jahren war „woke“ nur ein Wortkonstrukt) nicht sagen sollte und löste seine Fälle nur, weil ihm „Kommissar Zufall“ zur Hilfe kam.

Neben dem Produzenten Seth MacFarlane, der allein mit seiner Serie „Family Guy“ ausreichend bewiesen hat, dass er sich gern über alles und jeden lustig macht, brauchte man einen neuen Hauptdarsteller – und kam ausgerechnet auf Liam Neeson, der seinen Lebensunterhalt inzwischen fast ausschließlich als blutiger Racheengel in „Taken 1-3“ und vielen Klonen dieses Erfolgsmodells zu bestreiten scheint – meist mit einer Variation des Satzes, „Du hast Folgendes getan und deswegen wirst du schmerzhaft sterben.“

Diese Besetzung war so seltsam, dass man fast mutmaßen möchte, dass jemand (wahrscheinlich betrunken) „Leslie Nielsen“ sagte und sein Gegenüber (ebenfalls nicht nüchtern) „Liam Neeson“ verstand.

Liam Neeson spielt Frank Drebin in der Neuauflage.

Aber egal, wie die Idee geboren wurde: Die Rechnung geht auf! Leslie Nielsen, auf den man hier nichts kommen lassen sollte, spielte seinen Frank Drebin immer als Blödian, der ernst sein will. Liam Neeson spielt seinen Frank Drebin Jr. (also den Sohn des Urgesteins) mehr oder weniger geradlinig, so als hätte ihm niemand verraten, dass es sich hier um eine Komödie handelt – und das noch deutlich authentischer, da er gegen ein Macho-Image anspielt, das seine früheren Filme wie „Schindlers Liste“ und „Tatsächlich Liebe“ inzwischen komplett überdeckt.

Der Film beginnt beispielsweise mit einer Szene, in der ein Banküberfall stattfindet und ein kleines Mädchen – gegen den Willen der versammelten Sondereinheiten – in eine Bank rennt. Um sich dort wie Tom Cruise die Maske runterzureißen, plötzlich 1,5 Meter größer zu werden und Frank Drebin Jr. zu sein, der dann beginnt, die Waffen der Gangster zu zerbrechen, den Lauf von auf ihn gehaltenen Pistolen abzubeißen. Alles immer noch in der Bekleidung eines netten, kleinen und wahrscheinlich katholischen Schulmädchens.

Jetzt muss – das parodierte Genre diktiert es – eine Femme fatale auftauchen. Und wer wäre da besser als Ex-Playmate und Baywatch-Babe Pamela Anderson geeignet, die im letzten Jahr sogar in „The Last Showgirl“ beweisen konnte, dass sie wirklich schauspielern kann.

Ex-Playmate und Baywatch-Babe Pamela Anderson als Femme fatale.

Better late than never – und Anderson passt wirklich perfekt in die Rolle, da sie sich nicht zu schade ist, die Parts, mit denen sie bekannt wurde, kräftig durch den Kakao zu ziehen. Allein ihre erste Szene, in der man ihr einen Stuhl anbietet – ja, im Englischen heißt dies nicht „bitte setzen Sie sich doch“, sondern „nehmen Sie sich einen Stuhl“ – entgegnet sie, sie habe schon Möbel. Um dann nachher doch einen Stuhl hinter sich her zu zerren. Man weiß ja nie, wann man den mal brauchen kann.

Ähnliches gilt für den Kaffee, den Drebin genregemäß ständig konsumiert – der ihm aber sogar während der Fahrt durchs Fenster gereicht wird.

Hier kommen wir zu einem der wenigen Probleme des Films, der von Wortwitz und Missverständnissen lebt, die sich schwer übersetzen lassen. Aber da „Die nackte Kanone“ gefühlt fünf Witze pro Spielminute hat, kann man das, was im Lachen des Kinopublikums untergeht, ruhig als Kollateralschaden bezeichnen.

Aufgrund der vielen fast unübersetzbaren Witze können einem die Synchronübersetzer des Filmes fast leidtun.

Auch gibt es so einige Gags, die sehr amerikanisch sind – beispielsweise, als Drebin Jr. vor dem Foto seines Vaters sitzt und ihm sagt, wie sehr er ihn verehrt. Ähnliches tut sein Partner, denn sein Vater wurde im Original von George Kennedy gespielt. Und dann kommen wir zu dem dritten Polizisten, der eine schwarze Hautfarbe hat und dessen Vater von wohl wem gespielt wurde? Genau, O.J. Simpson! Da gibt es erwartungsgemäß wenig Reverenz, Dank und Lob.

Ja, „Die nackte Kanone“ ist politisch alles andere als korrekt. Der Film will in uns eine Reaktion provozieren, die wir inzwischen fast verlernt haben. Kein Schmunzeln, kein Grinsen. Lautes, ungläubiges Lachen, für das wir uns vielleicht schämen würden, hätten wir die Zeit dafür. Denn der nächste Brüller wartet schon auf uns.

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