
Im Nahostkonflikt steht auf der einen Seite eine rechtsstaatliche Demokratie mit acht Millionen Juden. Auf der anderen Seite steht eine überwältigend große judenfeindliche Phalanx aus autokratisch-theokratischen Systemen und muslimischen Terrorgruppen mit mehreren hundert Millionen Menschen. In diesem Umfeld kann Freundschaft zu Israel nur bedeuten, dessen Wehrfähigkeit und damit Überlebensmöglichkeit zu stärken.
Wenn nach 1933–1945 freundschaftliche Beziehungen Deutschlands zu Israel möglich sind, dann ist dies in erster Linie Israel zu verdanken.
Deutschland sollte es sich überlegen, Holocaust-Befürwortern gegenüber allzu positiv eingestellt zu sein. Wenn in Gaza-Stadt ein großes Bekleidungsgeschäft stolz „Adolf Hitler“ hieß, dies mit Leuchtreklame offensiv zur Schau stellte und das von weiten Teilen der Bevölkerung gutiert wurde, sollte das den Freunden Israels zu denken geben.
Merz scheint das unter Freundschaft zu verstehen: „Liebe Israelis, wir sind eure Freunde, aber ihr müsst euch schon daran halten, was wir für das richtige Ziel und die richtigen Mittel gegen den Terror halten. Wir Deutschen wussten schließlich schon immer besser, war für Juden gut ist.“
Gute Ratschläge aus dem gutmenschlichen deutschen Elfenbeinturm sind Schläge für Israel in den Niederungen der Nahost-Realität. Freundschaft braucht keine arrogante Weltbelehrung, sondern das Mitempfinden, die emotionale Wahrnehmung und die Vorstellung von dem, was dem anderen wichtig ist.
Deutschland wird schwer eine direkte oder indirekte finanzielle Unterstütung derjenigen Palästinenser pflegen können, die Israel vernichten wollen, und gleichzeitig eine Freundschaft zu Israel haben können.
Freundschaften müssen einen Dissens aushalten. Aber ein Dissens in zentralen Fragen, wo es um das Überleben der einen Seite geht, ist das Ende jeder echten Freundschaft.
Freundschaften zeichnen sich nicht durch Worte und Sonntagsreden aus, in denen die Sicherheit Israels zur Staatsräson erklärt wird, sondern mit der Tat im grauen Alltag (vgl. 1. Johannes 3,18). Ein Kuss kann lügen, aber eine Hand, die hilft, ist wahr.
„Ein Freund steht einem zu jeder Zeit bei; ein brüderlicher Freund erweist sich in der Not“ (Sprüche 17,17).
„Die Hoffnung auf einen schlechten Freund in der Zeit der Not ist wie ein fauler Zahn“ (Sprüche 25,19).