Friedrich Merz und der Schlussstrich

vor 14 Tagen

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Es ist der Halbkonservative Gabor Steingart, der mit einem einschlägigen Kommentar diese Woche den Tiefpunkt erreicht. Die „Gespenster der Vergangenheit“ würden „ihre Prägekraft“ verlieren. Dann schreibt Steingart: „Israel wird nicht mehr nur als Opfervolk gesehen, sondern auch als Gesellschaft, die eigene Tätereliten hervorgebracht hat.“ Und dann: „Israel erfährt erstmals eine Behandlung ohne Samthandschuhe; notwendig in einer Situation, in der erkennbar Unrecht mit Unrecht vergolten wird.“

Ganz abgesehen davon, dass man erstaunlich wenig Ahnung von der israelischen Geschichte haben muss, wenn man glaubt, das Land sei bisher „mit Samthandschuhen“ angefasst worden: Steingart zeigt den aktuellen Stand der Debatte. Es reicht nicht nur, Israel zu kritisieren – man kann es nicht lassen, dabei in jedem zweiten Satz auf den Holocaust zu rekurrieren.

Es ist ein Mythos, dass der Holocaust Deutschlands Position zu Israel letztlich verbessern würde – das Gegenteil ist der Fall. Die Israel-Frage wird missbraucht, um die dahinterliegende Schlussstrich-Idee endlich artikulieren zu können – endlich kann Deutschland ganz im Zeitgeist in ungebrochene moralische Höhen zurücksteigen und den erhobenen Zeigefinger in alle Richtungen ausstrecken.

Dabei sollte man Israel nicht wegen des Holocausts verteidigen. Es wäre Quatsch zu sagen, Israel würde zwar ganz schlimme Dinge tun – aber wir schweigen wegen unserer Geschichte. Damit kapituliert man letztlich in der Debatte. Nein: Die Bewertung der Regierung Netanyahu hat nichts mit dem Holocaust zu tun. Gerade ein unbelasteter und ehrlicher Blick würde uns aber zeigen, dass Merz’ neuer anti-israelischer Umschwung eine unhaltbare Position ist.

Grund für Merz‘ Wende sind überwiegend die durch die sieben Mägen des politischen Berlins wiedergekäuten Phrasen-Kataloge über Israel. Die Plattitüden im politischen Berlin sind überall unerträglich – nirgendwo sind sie so dümmlich wie in der Außenpolitik. Man spricht über Krieg wie ein Blinder von der Farbe, alle Äußerungen fallen unter der absurden Hilfskonstruktion eines nicht existenten internationalen Rechtsstaats. Dass Krieg von vornherein ein rechtsfreier Raum ist, wird einfach weggeschwurbelt. Im Krieg hat man nun mal nur die Option, zwischen zahlreichen unmoralischen Optionen die am wenigsten grausame zu wählen – alles andere ist Schönwetter-Philosophie.

Soll Israel die Hamas-Armee an der Grenze einfach weitertolerieren, die nur auf den Moment wartet, israelische Zivilisten zu Tausenden wahllos zu ermorden? Soll Israel seine Soldaten in einen mörderischen Häuserkampf schicken und Tausende seiner jungen Leute für den Krieg der Hamas opfern – oder aus der Luft angreifen und das Risiko von toten Zivilisten erhöhen? Zivilisten aber, die zu einem überragenden Anteil die Gräuel der Hamas feierten und befürworteten, sie wählten. Zivilisten, die die Hamas zudem gezielt als Schutzschild in Stellung bringt. Es sind Dilemmata, die man nicht auflösen kann und bei denen es nur grausame Entscheidungen gibt. Wer der Realität ins Auge blickt, sieht, dass das der immerwährende Gang der Geschichte ist. In Berlin bleibt man in der schönen Fantasiewelt der Lehrbücher – und spricht sinnlose Ermahnungen aus.

Die Wahrheit über Israel ist eine ganz andere. Der Islamismus bekämpft freie Gesellschaften überall auf der Welt. Wir kapitulieren schon bei weit weniger und sind dabei, das öffentliche Leben Schritt für Schritt einzuschränken – Israel aber kämpft. Israel ist nicht bereit, seine „Art zu leben“ zu ändern, behauptet sich gegen den islamistischen Würgegriff und auch gegen jeden Gegenwind von den vermeintlich guten Freunden aus dem Westen. Israel will das Leben jedes einzelnen seiner Kinder schützen, die Zukunft seiner Jugend in Freiheit und Sicherheit herstellen und tut, was nötig ist. Eine Gesellschaft, die beides ist: frei und stark.

Insbesondere in der Außenpolitik hat sich jenes linke Moral-Zerrbild durchgesetzt, wonach der Schwache automatisch im Recht ist und jede Stärke ein Verbrechen ist. Gut kann man nur im Untergang oder der Selbstaufgabe sein. Nur der Märtyrer-Tod ohne Gegenwehr ist eigentlich moralisch vertretbar. Dabei kann wirklich moralisch nur sein, wer auch stark ist – Worte allein sind bedeutungslos.

Israel kämpft für die Selbstbehauptung der freien Welt in erster Abwehrlinie und lebt als vitaler, moderner, liberaler, blühender Staat mit der und gegen die Gefahr. Das ist etwas, wozu Deutschland nicht im Ansatz in der Lage wäre, schon weitaus weniger Terror überfordert uns um Welten. Wir sollten uns Israel zum Vorbild nehmen – und den Soldaten der israelischen Armee für ihren Einsatz danken, denn sie leisten ihn auch für jeden freien Menschen auf der Welt.

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