
Es schien in den letzten Jahren oft so, als würden Filme hauptsächlich für das grüne Zielpublikum gedreht werden, sodass Robert und Annalena beruhigt ins Kino gehen können und wir uns auf Dauer alle mithilfe der Magie der bewegten Bilder und der filmischen Erzählweise langsam in kleine Roberts und Annalenas verwandeln.
Dies ändert sich aber inzwischen, wenn auch nur in Inkrementen, da sich die „woke“ Lesart langsam aber sicher wieder aus dem Kino verabschiedet. Hier sind fünf Filme aus dem letzten Jahr, bei denen progressive Kinozuschauer wahrscheinlich in den (biologisch abbaubaren) Popkornbecher und nachher heulend ins Kopfkissen gebissen haben dürften.
Regisseur George Miller bei den Dreharbeiten zu Furiosa in Australien.
Regisseur Miller ließ es richtig krachen: Actionszene mit Verbrenner
Während man sich hierzulande über E-Mobilität stritt, setze der Australier George Miller im neusten Teil seiner „Mad Max“-Saga auf klassische Verbrenner. Und nicht irgendwelche, sondern leistungsstarke PS-Boliden, in denen sich die verbleibende Menschheit tödliche Rennen um die letzten verbleibenden Ressourcen liefert. Denn die sind inzwischen so rar geworden, dass sich jede Diskussion um den CO2-Fußabdruck erübrigt.
Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen verließ sich Miller allerdings nicht auf CGI-Spielereien, die man (rein theoretisch) auch umweltschonend am von Sonne und Wind gespeisten Computer hätte erstellen können, sondern verbrannte in der australischen Wüste jede Menge an Benzin. Auto-Action vom Feinsten, die weder das Klima noch das Nervenkostüm schont.
Auch Ridley Scott, mit seinen 87 Jahren ein weiteres Urgestein unter den Filmemachern, scheint sich herzlich wenig um moderne Lesarten der heutigen Identitätskultur zu kümmern. Schließlich ist der Held von „Gladiator II“ ziemlich weiß, die Hauptbösewichter des Films entweder schwul, oder – wie im Falle des intriganten und von Denzel Washington gespielten Macrinus – eindeutig schwarz.
Irgendwie scheint er das Memo nicht bekommen zu haben, das offensichtlich jedem Drehbuchautoren von ARD und ZDF seit Jahren vorliegt und klar vorschreibt, dass man doch bitte divers besetzen solle – aber doch bitte nur die positiv konnotierten Rollen. Oder er wollte einfach nur einen guten Film machen. Wie auch Washington, der eine spürbare Freude daran hat, endlich mal einen Charakter spielen zu dürfen, den man aus ganzem Herzen hassen mag.
Oscar-Preisträger Denzel Washington spielt den Bösewicht „Macrinus“ im zweiten Teil des Kultfilms „Gladiator“.
Der wohl dreisteste Film des Jahres stammte fraglos von Matt Walsh, der schon 2022 mit seiner Dokumentation „What Is a Woman“ bewies, wie einfach man das woke Establishment mit einer naiven Frage auf die Palme bringen kann.
Diesmal begibt sich der konservative Michael Moore im verkleideten Borat-Stil in die Anti-Rassismus-Industrie, deren Vertreter ihm natürlich versichern, dass er definitiv ein Rassist sei. Zum einen, da er als weißer Mann als ein solcher geboren wurde; aber auch weil sonst ihr äußerst lukratives Geschäftsmodell in sich zusammenfallen würde.
Ein Modell, dass er dann natürlich kopiert, indem er sich im Internet ein Zertifikat bestellt, das ihn als Experten für Diversität, Gleichstellung und Inklusion ausweist. Und mit diesem nicht nur durch regionale TV-Show tingelt (in denen man ihn erstaunlich ernst nimmt), sondern auch eigene Seminare anbietet. Einfach köstlich – man alterniert als Zuschauer zwischen ungläubigem Lachen und erschrecktem Kopfschütteln.
„Am I Racist?“: Matt Walsh verwandelt schwer erträgliche Antirassismus Schulungen in einen unterhaltsamen Film.
Dass Sexismus in unserer Gesellschaft existiert, wird niemand abstreiten wollen. Genauso wenig, wie die Tatsache, dass Frauen ab einem gewissen Alter einfach nicht mehr als so begehrenswert wahrgenommen werden, wie noch in jungen Jahren. Hier liegt das Problem der Schauspielerin Elisabeth Sparkle (Demi Moore), die zwar immer noch teuflisch gut aussieht, aber sich der jungen Konkurrenz nur schwerlich erwehren kann. Bis ihr eine mysteriöse Substanz angeboten wird, mit der sie sich klonen kann, sodass sie nun eine Woche als „junges Ich“ verbringen darf, dann aber wieder in den alten Körper zurückmuss – was natürlich zu Komplikationen führt, die in einem blutigen Horrorszenario enden sollen.
Was diesen Film über alltäglichen Sexismus hinaus so interessant macht ist, dass die Regisseurin Coralie Fargeat diesen äußerst sexistisch bebildert. Mehr Aufnahmen von knackigen Hintern und üppigen Brüsten (für die Hauptdarstellerin Margaret Qualley übrigens Prothesen bekam, um sich der Körbchengröße von Demi Moore anzunähern), hat man außerhalb des Hugh-Heffner-Universums selten gesehen, sodass man als Mann nicht weiß, ob man verschämt wegschauen oder genussvoll hinschauen soll.
Zeigen viel nackte Haut: Margaret Qualley und Demi Moore in „The Substance"
Ein Serviceroboter (also genaugenommen eine Alexa mit Armen und Beinen) wird auf einer einsamen Insel angeschwemmt, auf der ausschließlich wilde Tiere leben, deren Vertrauen sie gewinnen muss, um dann Teil einer Welt zu werden, für die sie niemals programmiert wurde.
Klingt doch nach einer wunderbar woken Steilvorlage, um innerhalb des Films ein grünes, progressives Weltbild zu transportieren, mit dem man Kinder schon im jungen Alter indoktrinieren kann. Insbesondere, weil noch Szenen folgen werden, die die Welt abseits der idyllischen Insel zeigen. Spätestens dann sollte doch eigentlich der Klimawandel kommen, oder?
Tut er aber nicht, weil sich die Filmemacher bewusst entschlossen haben, ihn auszusparen und lieber auf größere Themen zu setzen, wie beispielsweise Freundschaft und Empathie. Sie wollten nämlich, im Gegensatz zu ihren Kollegen bei anderen Studios, nicht gleich die Hälfte des potenziellen Publikums durch einen moralisch-geschwenkten Zeigefinger vergraulen.
„The Wild Robot“ überzeugt durch brillante Animationen, eine bewegende Geschichte mit humorvollem Blick auf Mutterschaft und Technologie.
Man sieht also: Unterhaltung geht auch anders und kann ganz undogmatisch sein, aber dafür spannend, witzig und aufregend.