
Wie bei so vielen, wenn nicht allen Tätigkeiten gewisser Leute und Institutionen, ist es so, daß vielleicht zunächst nicht wenig Richtiges mit zu viel Falschem am langen und dicken Ende dann unselig vermischt wird. So wohl auch im Falle George Soros. Ende der 1970er-Jahre gründet der erfolgreiche Finanz-Tycoon Stiftung(en), inhaltlich orientiert am Denken des österreichischen Philosophen Karl Popper und seines Werkes von 1945: „Die offene Gesellschaft (und ihre Feinde)“. Ab 1991 wurde dann in Ungarn und zunächst auch Tschechien eine „Eastern Europe University“ gegründet, zu deren ersten Abschlußjahrgängen auch Spitzenpolitiker wie Viktor Orbán gehören. Quasi geboren im Kalten Krieg und wohlwollend sicherlich auch von offiziellen Organen des alten „Westens“ unterstützt, entsteht hier eine Kaderschmiede, die künftige Entscheider sozusagen auf Marktwirtschaft und demokratischen Wettbewerb umschulen will. Wenn dabei auch mancher ältere Kommunist von Saulus zum Paulus geworden ist — gleichviel.
Und mit wem sollte man in der notwendigen Übergangsphase alter „Ostblockstaaten“ eine relevantere Zielgruppe gehabt haben als ehemalige Kader und ihren Nachwuchs, bevor eine tatsächlich neu und westlich geprägte Junior-Generation funktional in deren Fußstapfen tritt? Wer, wenn nicht alte Kader und ihr Nachwuchs wäre besser geeignet alte Institutionen zu erneuern oder neue zu schaffen? Dumm nur, daß die Sache des „Westens“ vom einst humanitär-demokratisch orientierten politischen Geschäfte sich gewandelt hat zu dem, was es einst so (un)subtil bekämpfte: von einer an realen Problemlösungen interessierten Schule hin zu einer rein ideologisch-utopistisch unterfütterten Elitenherrschaft zugunsten irgendwelcher Sonderinteressen samt Vorfeld. Und das Geschäft schon der alten EWG/EG war ja vor seiner jeweiligen EU-Erweiterung stets eines des nationalen Elitenkaufs und der Korrumpierung nationaler Strukturen zugunsten eines merkantilen Klassen-„Internationalismus“ von alten und neuen Opportunisten. Die Kollateralschäden der Brüsseler, Washingtoner, New Yorker Herrschaftsansprüche für die nationalen Gemeinschaften mögen dabei zwar unterschiedlich gravierend sein — und sie mögen auch weit weniger offensichtlich sein als die des Moskauer Regiments bis 1991. Aber schönzureden gibt es dabei eben auch zunehmend weniger.
Was hat sich im ehemaligen „Ostblock“ oder Mitteleuropa seither geändert?
Die Verbesserungen der Konsum- und Ausbildungsmöglichkeiten, der Arbeitsmigration und der Geschäftsmöglichkeiten haben vieles optimiert, für Normalverbraucher wie Kriminelle gleichermaßen. Aber alles (inter)nationale Heil hängt seit geraumer Zeit schon eher davon ab, sich genau nicht anzupassen an die kranken Strukturen und Vorgaben der schönen neuen Welt des (ehemaligen) „freien Westens“. Vorhandene bürgerliche, unternehmerische und nationale Freiheitskulturen werden ja regelrecht kaputtgemacht vom Brüsseler Oktroy, der wenig originell an der kurzen Leine von verfehlter NATO- und daueralimentierter UNO-„Weltpolitik“ Gassi geführt wird. Fast die ganze Post-1980/90er-„Klima-, Gender-; Außen- und Innenpolitik“ ist analytisch nur als eine einzige offensichtliche Fehlleistung zu werten! Die Russen stehen da eher ganz für sich, zurückgeworfen auf sich. Nicht erst seit dem Februar 2022 oder den Jahren 2014 (Donbaß/Krim) und 2008 (Georgien).
Vielleicht gilt nicht nur nach meiner Diagnose: Hätte „der Westen“ sich über die letzten Jahre und Jahrzehnte anders verhalten, hätte man gute Chancen gehabt selbst „die Russen“ auf unser Dekadenzniveau runter (beziehungsweise rauf) zu bringen. Aber man hat nichts außer einer handfesten Regression bewirkt — vielleicht sogar mehr bei sich selbst als beim vermeintlichen Gegner. Und so einige (verwestlichte) Ex-UdSSR-Mitglieder oder Anrainer haben seit den 1990ern bis zur Hälfte ihrer einstigen Wohnbevölkerung nicht nur gen Westen verloren.
Insbesondere aber die allseits bedrängten und ausgelaugten Stalin-Staats-Konstrukte Ukraine und Weißrußland (ja, ich pfeif‘ auf alle Schlechtschreibreformen wie auch andere „Staats“-Übergriffe nicht erst seit den 1990ern)!
Der Westen à la EU und NATO winkt wie „Kapitän Ahab“ zu letzten Jagd auf „Moby Dick“ alias Moskau?
Nunmehr sind aber alle weniger degenerierten Sozialgebilde als die der mit dem vermeintlichen „Ende des Kalten Krieges“ mehr und mehr außer Rand und Band geratenen — in Wahrheit aber doch eher völlig sklerotischen — „West“-Staaten aufgerufen, das in den letzten Jahren vollends aus dem Ruder gelaufene „Europäische Projekt“ zu retten, indem sie der hochsubventionierten Dauerkorrumpierung und Elitenkauf-Situation EU-ropas entsagen. Europa muß seinen einstigen Tugenden im neuen Aufklärungs-Format (nicht etwa im neuen Weltkriegs-Format) entgegengeführt werden. Die unablässige „Institutionalisierung“ immer neuen Bürokratie- und Selbstausbeutungs-Grauens muß beendet werden und einer chaotischen Welt der europäische Spielball entzogen, nicht etwa zugeführt und übereignet werden. Die für ganze Regionen und nicht nur Kleinstaaten verheerende Binnenmigration im EU-Rahmen ist eben vielfach nur eine Scheinlösung; und der Sozialtourismus dabei ein sich verfestigendes und wachsendes Ärgernis. Die völlige Überforderung und Überfremdung der Sozialstruktur und Kassen durch einen anachronistischen Asylmißbrauch durch Massen von Drittstaaten-Angehörigen zeigt alle EU-Unfähigkeit einer diesbezüglich kohärenten Außen- und Binnenpolitik auf. Derweil wurde die einst gesunde Basis des Ganzen immer dynamischer verraten und verkauft, nämlich die recht eigenständige Wirtschaft im Industrie- wie auch Agrarbereich. Ergänzt vom Abstieg von Handwerk und ehrlichen Mehrwert schaffenden Dienstleistungen zugunsten von selbstschädigendem Firlefanz in nahezu allen Bereichen.