
Der niedersächsische AfD-Landtagsabgeordnete und langjährige Grundschullehrer Harm Rykena hält die von Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) vorgeschlagene Migranten-Quote an Schulen für sinnlos. Sie würde viel zu spät kommen. Obergrenzen machen für Rykena ganz woanders Sinn – nämlich bei der Zuwanderung. In einem Gastbeitrag für den Deutschland-Kurier legt der AfD-Bildungsexperte dar, was stattdessen getan werden muss, um das deutsche Bildungssystem zu retten.
Von Harm Rykena*
Wenn der 9-jährige Syrer Saad in der Klasse zwischen Emilia und Paul sitzt, wenn er in der Pause mit Benn und Finn spielt und wenn sein Lehrer in der Klasse von 25 Schülern nur noch vier weitere Kinder mit Migrationshintergrund zu unterrichten hat, dann wird mit ihm alles gut werden. Schnell wird sich der Junge, der vor einigen Monaten mit seinen Eltern aus Aleppo gekommen ist, die deutsche Sprache aneignen und westliche Werte verinnerlichen. Er wird Antisemitismus verurteilen, Frauen achten, das Grundgesetz schätzen und später ein Studium der Ingenieurswissenschaften beginnen.
Eine Quotenregelung sorgt in der erdachten Zuwandererstory für das deutschland- und EU-freundliche Happy End. Ähnlich positives hatte wohl auch die Bundesbildungsministerin Karin Prien im Kopf, als sie beim sogenannten „Politikergrillen“, einem Interview-Format der Welt, jüngst eine Obergrenze für Schüler mit Migrationshintergrund in den Klassen guthieß. Es sei ein „denkbares Modell“.
Prien stieß damit eine bundesweite Debatte an. Grund sind die katastrophalen Zustände an vielen Schulen. Bei einem Migrationsanteil von 90 Prozent oder mehr in manchen Schulklassen werden Lesen, Rechnen und Schreiben zur Nebensache. Stattdessen stehen oft Gewalt, religiöser Fanatismus, Frustration und Jugendkriminalität auf dem Lehrplan. So entstehen bildungspolitische Parallelgesellschaften. Hier die hoffnungslosen Verlierer aus der Brennpunktschule, dort die fitten Schüler, die mit solider Bildung ins Berufsleben starten können. Auch Eltern mit eigener Zuwanderungsgeschichte suchen daher oft gezielt nach Schulen mit einem möglichst geringen Anteil von Migrantenkindern. Sie wissen, dass gerade ihr Nachwuchs am meisten darunter leidet, wenn kaum deutsche Muttersprachler in ihren Klassen sitzen.
Lehrerverbände forderten bereits vor Jahren, die Zahl von Migrantenkindern in den Klassen zu begrenzen. Ist ihr Anteil höher als 35 Prozent sei das Unterrichtsniveau nicht mehr zu halten, heißt es. So weit so gut. Das Ganze klingt vernünftig. Dennoch ist eine Quoten-Debatte im Jahr 2025 in Deutschland vollkommen sinnlos. Die Zuwanderungs-Realität hat sie überholt. Ein paar Zahlen: Laut Mikrozensus für 2024 hatten 42,2 Prozent der Schüler an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland einen Migrationshintergrund. Die Zahlen steigen stetig. 2023 lagen sie noch bei 41,6 Prozent. Schon damals betrug der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund im Alter zwischen 6 und 17 Jahren in sechs Bundesländern bereits mehr als 50 Prozent. Spitzenreiter war die Hansestadt Bremen mit 64,6 Prozent, so der Sachverständigenrat für Integration und Migration.
Ein Zeitsprung in die Gegenwart: Im Schuljahr 2024/2025 hatten von rund 11,4 Millionen Schülern in Deutschland 1,9 Millionen einen ausländischen Pass. Das entspricht einem Anteil von 16 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr stieg ihre Zahl um 6 Prozent, weiß das statistische Bundesamt. Auch dieser Trend wird sich fortsetzen: Die Geburtenraten ausländischer Frauen sind deutlich höher als die der Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Der florierende Familiennachzug bei Schutzberechtigten kommt hinzu. So werden immer mehr Schulen zu einem Ort, wo Deutsch zur bedrohten Sprache wird, wo der Koran zur Pflichtlektüre gehört, und Vielfalt vor allem bedeutet, sich mit den eigenen Leuten an die Spitze der Nahrungskette auf dem Vielvölker-Pausenhof zu kämpfen. Wer hier landet, ist zu bedauern, gleich, woher er stammt. Deutschland schult sich Generationen von Bildungsverlierern herbei.
Da sich diese Erkenntnis langsam auch in den Kultusministerien durchgesetzt hat, gibt es Anstrengungen, dem entgegenzuwirken. Bekanntestes Projekt ist das Startchancenprogramm des Bundes. Es gibt vor, sich zuvörderst um Kinder aus „benachteiligten Schichten“ zu kümmern. Tatsächlich werden in den Vergaberichtlinien ganz prominent insbesondere Schulen mit einem exorbitanten Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund adressiert.
Dafür werden 20 Milliarden Euro über eine Laufzeit von zehn Jahren – beginnend mit dem Schuljahr 2024/25 – finanziert. Der Bund stellt jährlich bis zu einer Milliarde Euro zur Verfügung. Die Länder beteiligen sich in gleichem Umfang. Diese Mittel werden an etwa 4.000 Schulen verteilt. Die Erfolgsaussichten sind ungewiss. So werden bereits 70 Prozent der Mittel einerseits für Baumaßnahmen und andererseits für sogenannte Schulentwicklungsprogramme verplant. Hinter diesem Begriff versteckt sich ein Umbau des Unterrichtskonzepts hin zu einem projektbasierten System, in dem die Lehrkraft überwiegend begleitet und die Schüler selbst lernen – oder erfahrungsgemäß auch nicht. Rätselhaft bleibt, wie dadurch das ehrgeizige Ziel, die Zahl der Schüler mit unzureichenden Kenntnissen im Lesen und Schreiben zu halbieren, erreicht werden soll.
Das alles war erwartbar. Nichts kam überraschend. Die AfD warnt bereits seit Jahren vor den nun offensichtlich gewordenen Zuständen an deutschen Schulen. Thilo Sarrazin prophezeite sie schon 2010 in seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“. Heute wie damals werden die Mahner von links-grüner Seite wüst beschimpft. Wer die Schul-Misere anspricht, ist Rassist, rechtsextrem und überhaupt eine abscheuliche Figur. Für linientreue Journalisten gehört die Problematik zu jenen unsagbaren Bereichen, über die man weder spricht noch schreibt. Karin Priens Quoten-Träume am Axel-Springer-Grill haben das Thema jetzt immerhin aus der Tabu-Ecke geholt.
Was aber ist wirklich zu tun, wenn die Obergrenzen-Idee um Jahre zu spät kommt? Das Überleben unserer Schulen als funktionale Einheiten steht auf dem Spiel! Lebenswichtig sind dabei zunächst drei Dinge: Deutsch, Deutsch und nochmals Deutsch. Wir brauchen also für Neuankömmlinge verpflichtende Sprachkurse bevor sie in den Regelklassen beschult werden. Ebenso braucht es ein streng auf Leistung ausgerichtetes Lernklima. Vermittelt werden müssen die deutsche Leitkultur und der westliche Wertekanon. Auch deswegen sollte ein gemeinsamer Ethikunterricht den Religionsunterricht ersetzen. Was sich zunächst widersprüchlich anhört, hilft den teilweise übermächtigen islamischen Einfluss in vielen Schulen zurückzudrängen.
Die allerwichtigste Maßnahme findet aber nicht in den Schulklassen statt, sondern an unseren Grenzen: Genau hier braucht es eine strenge Obergrenze. Sie muss sich danach richten, was unseren Kindern in den Schulen zuzumuten ist. Stand heute wäre eine Obergrenze nahe der Nulllinie angebracht.
*Harm Rykena (61), Vater von drei erwachsenen Kindern, hat über viele Jahre Unterrichtserfahrung gesammelt. Nach dem Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen an der Universität Hannover war er zunächst an einer Schule im Landkreis Cloppenburg tätig, von 2000 bis 2017 dann stellvertretender Leiter der Grundschule Ahlhorn in Großenkneten (Landkreis Oldenburg). Seit 2017 sitzt er als Abgeordneter der AfD im Niedersächsischen Landtag. Als bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion kämpft Rykena für ein leistungsfähiges und differenziertes Schulsystem. Eines, das den Schülern gerecht wird und nicht den linksgrünen Ideologen.