
Nach der New York Times ist nun auch Die Zeit zurückgerudert. Unter einem Artikel, der seit Tagen ein aufgrund einer Erbkrankheit abgemagertes Baby aus Gaza zeigt und von einer „Hungersnot in Gaza“ spricht, hat die Redaktion inzwischen eine ergänzende Bemerkung eingefügt. Doch anstatt den Fehler klar zu benennen, das Bild zu entfernen oder den Artikel ganz zu depublizieren, bleibt Die Zeit bei ihrer suggestiven und irreführenden Darstellung – und rechtfertigt sich mit vagen Formulierungen. Die entscheidende Information bleibt unberührt: Der Junge hungert nicht.
Die Ergänzung unter dem Artikel lautet:
„Der britische Blogger David Collier und der US-Nachrichtensender CNN haben darauf hingewiesen, dass der Junge laut seiner Krankenakte auch an einer Vorerkrankung leidet. Wir haben diese Information nachträglich ergänzt.“
So weit, so unpräzise. Denn wer den Artikel aufruft, sieht weiterhin das Bild des kranken Kleinkinds. Es steht dort wie ein visuelles Ausrufezeichen – ein „Beweisbild“ für eine inszenierte „Hungerkrise“, deren Dimension über Bilder und Zahlen völlig überhöht wird. Fakt ist: Mehr als 90 Prozent der Kinder in Gaza sind nicht unterernährt, wie eine UN-Untersuchung zeigt. Die Wahrheit ist also: Mit dem Foto inszeniert Die Zeit – als ein Medium unter vielen – eine Hungerkrise, die schlichtweg nicht existiert. Sie täuscht.
Noch immer lautet die Überschrift:
„So sieht Hunger aus – Die jüngsten Bilder aus Gaza konfrontieren uns mit einem mächtigen Gefühl: Scham. Wir können ihr nicht ausweichen, denn wir wissen: Noch könnte man diese Kinder retten.“
Die Zeit belässt es bei einem symbolischen Rückzug – ohne das Symbolbild zu entfernen, ohne die mediale Wirkung zu reflektieren. Der Artikel bleibt emotional wirksam inszeniert. Das Bild steht weiter als unbelegte Anklage im Raum, um eine Nuance relativiert durch einen Fußnotensatz. So funktioniert Propaganda gegen Israel: Emotionalisierung, Visualisierung, Moralisierung – und wenn die Fakten nicht halten, bleibt der manipulative Appell an ein fehlgeleitetes Unrechtsbewusstsein trotzdem stehen.
David Collier, auf den sich Die Zeit in ihrer Notiz beruft, widerspricht der Hungerdarstellung deutlich. Er macht klar: Der Junge stirbt nicht an Hunger – sondern leidet an einer ernsthaften medizinischen Vorerkrankung, die lange vor der aktuellen Krise bestand. Collier schreibt:
„This is not the face of famine. It’s the face of a medically vulnerable child whose suffering was hijacked and weaponised.“
Ein Kind mit neurologischer Erkrankung, dessen Leid politisch instrumentalisiert wird – weil palästinensische Fotografen, die unter Kontrolle der Hamas arbeiten, genau diese Bilder liefern, die international für Empörung sorgen sollen.
Wie soll in Gebieten, in denen solche Menschen brutal herrschen, ein unideologischer Journalismus entstehen?
Collier verweist auf medizinische Dokumente aus dem Mai 2025, die belegen: Mohammed wurde mit Zerebralparese diagnostiziert – einer Gruppe neurologischer Störungen, die Bewegung, Muskeltonus und Körperhaltung beeinträchtigen. Der Bericht stellt fest, dass Mohammed unter Hypoxämie (niedrigem Sauerstoffgehalt im Blut) leidet, möglicherweise im Zusammenhang mit einer vermuteten genetischen Erkrankung. Sein Zustand ist nicht durch akuten Nahrungsmangel verursacht, sondern medizinisch erklärbar – und unabhängig von der Versorgungslage in Gaza.
Die Zeit hingegen schreibt weiterhin:
„Es zeigt den Jungen schwer geschwächt in einem Zelt in Gaza-Stadt, ohne Zugang zu Milch oder anderer Nahrung. Mohammed ist zudem neurologisch vorerkrankt. Ein Bild unter vielen.“*
Damit verschweigt die Redaktion, dass der Junge nicht verhungert, und suggeriert weiterhin eine akute Versorgungskatastrophe. Dass sein Bruder auf einem anderen Foto gesund und gut ernährt zu sehen ist, wird ebenso wenig erwähnt wie die politisch-mediale Wirkung solcher Bilder – und auch das Wort „Hamas“ taucht im ganzen Text kein einziges Mal auf. Die Zeit setzt auf faktenfreie Rührung – und entzieht sich jeder journalistischen Verantwortung für eine wahrheitsgemäße Darstellung der Realität.
David Collier schreibt über seine Korrektur- und Recherchearbeit:
„Und hier ist die bittere Wahrheit: Ich sollte das nicht tun müssen. Es sollte nicht meine Aufgabe sein, die größten Medien der Welt für ihr Versagen, journalistisch zu handeln, zu kritisieren. Warum fungieren fast alle von ihnen als nützliche Idioten der Hamas und verbreiten Propaganda, ohne die Fakten zu überprüfen? Ist es wirklich zu viel verlangt, dass sie ihre Arbeit machen?“
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