Gaza & die Hamas – das neue Eldorado linker Aktivisten

vor etwa 5 Stunden

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Bildquelle: NiUS

Nach Greta Thunbergs peinlichem Segelausflug wollten nun 1.700 Aktivisten zu Fuß nach Gaza marschieren. Wenig überraschend wurden auch sie – diesmal von ägyptischen Behörden – auf ihrem PR-Trip frühzeitig aufgehalten und ihr Marsch an der Grenze gestoppt.

Unternehmen wir doch zu Beginn einen kurzen Gedankenausflug in eine andere Welt. Versuchen wir uns ein Gaza vorzustellen, in dem jedes Jahr lautstark die Pride Parade stattfindet und queere Aktivisten auf der Straße protestieren. Stellen wir uns ein Gaza vor, in dem Klimaaktivisten – angefeuert durch ihre Ikone Greta Thunberg – auf offener Straße demonstrieren und sich willkürlich auf die Straße kleben. Denken wir an ein Gaza, in dem jeder offen und ohne Repressionen, Gewalt oder andere Bedrohungen fürchten zu müssen, in der Öffentlichkeit sein politisches Anliegen artikulieren kann.

Scheint unvorstellbar, oder? Ja, das ist es auch. Denn all diese Fantasien sind in einem Gaza unter der Herrschaft der Hamas völlig undenkbar. Die Realität könnte nicht weiter davon entfernt sein. Trotzdem haben gerade linke Aktivisten und Politiker, die sich sonst leidenschaftlich gerne für all diese Themen einsetzen und sich bei jeder Form des Aktivismus wie besessen in Szene setzen, neuerdings ihr großes Herz für Gaza und die Hamas entdeckt. Beinahe vermitteln sie den Eindruck, dort sei für sie eine Art Befreiungsort, der dringend durch sie missioniert und okkupiert werden müsse.

„Solidarität mit Palästina" heißt die Demo, an der Thunberg ausgerechnet am Jahrestag des Hamas-Massakers in Berlin-Kreuzberg teilnimmt.

In den vergangenen Wochen dachte man sich, dass es kaum noch bizarrer werden könnte. Greta Thunbergs Segelausflug nach Gaza und ihr grotesk anmutendes Video, wo sie von angeblicher Entführung spricht, bildeten einen neuen Höhepunkt in der Selbstinszenierungsmaschinerie der Linken. Und das ungeachtet dessen, dass Greta dann in völliger Freiheit, aber mit möglichst dramatischem Auftritt, ihre Heimreise antreten konnte.

Gemeinsam mit anderen antisemitischen Aktivisten hatte sich Greta auf den Weg nach Gaza gemacht. Kurz vor dem Ziel wurde die Truppe von der israelischen Marine gestoppt. „Die Show ist vorbei“, hieß es auf X.

Doch als uns die letzten Tage Meldungen erreichten, dass eine Gruppe von angeblich 1.700 Aktivisten aus unterschiedlichen Teilen der Welt im Zuge des „Global March to Gaza“ nach Rafah marschieren möchte, wurde das absurde Schauspiel um eine Facette reicher.

„Global March to Gaza“: Rund 1.700 Aktivisten wollten über Land durch Libyen und Ägypten in das Kriegsgebiet gelangen. Die ägyptischen Behörden verweigerten ihnen die Einreise.

Unter den Teilnehmern befindet sich unter anderem auch eine Reihe von Influencern, Politikern und zahlreiche Vertreter von NGOs. Darunter ebenfalls die linke Europaabgeordnete Carola Rackete, die als Kapitän durch das unerlaubte Einfahren in Sizilien mit dem Schiff „Sea-Watch 3“, auf dem sich rund 40 Migranten befanden, einst traurige Berühmtheit in Europa erlangte.

Natürlich fragt man sich: Was treibt linke Politiker und Aktivisten dazu an, in ein umgekämpftes Kriegsgebiet marschieren zu wollen? Offensichtlich das, was auch Greta und ihre Kumpanen auf der „Gaza Freedom Flotilla“ antrieb – ein Schrei nach Aufmerksamkeit und der unerbittliche Drang, sich möglichst medienwirksam profilieren zu können. Dabei hat der Nahe Osten bereits in der Vergangenheit mehr als deutlich gemacht, dass dort niemand auf den großen Auftritt von Rackete, Thunberg und Co. gewartet hat.

Doch das, was infantiler Klimaaktivismus – in dessen Rahmen man Gemälde mit Suppen beschmierte oder ständig Straßen blockierte – in den vergangenen Jahren war, ist heute der neu entdeckte „Gaza-Aktivismus“. Israel zu hassen und eine groteske Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben – das gehört mittlerweile ganz offensichtlich zum guten Ton in jeder linksaktivistischen Szene. Genauso wie das Eintreten für mindestens 60 unterschiedliche Geschlechter oder die Abneigung, sich an Kleidervorschriften in entscheidenden Institutionen wie dem Bundestag zu halten. Cool, links und progressiv ist, wer die Gräueltaten der Hamas ignoriert und seinem latenten Antisemitismus hemmungslos öffentlich frönt.

Wäre es nicht so gefährlich und verantwortungslos, was eben jene selbst ernannten Weltverbesserer da veranstalten, dann könnte man beinahe darüber lachen. Dass ausgerechnet der Ort, an dem Rede- und Meinungsfreiheit so mit Füßen getreten werden und an dem die Rechte Einzelner so wenig zählen, plötzlich das neue Eldorado für alle links der Mitte sein soll.

Dass besagte Demonstranten in Ägypten gewaltsam aufgehalten worden sein sollen und zum Teil sogar körperlich attackiert und angeblich mit Steinen beworfen wurden, ist natürlich absolut inakzeptabel. Doch es zeigt noch einmal mehr, dass die Menschen im Nahen Osten keinesfalls als Bühne für die Selbstinszenierung einzelner verblendeter, europäischer Politiker herhalten möchten.

Solche Aktionen mögen in Europa vielleicht die Zustimmung mancher Medienvertreter ernten, doch in den betroffenen Gebieten herrscht dafür nur Unverständnis. Niemand im Nahen Osten hat auf derartige Ausflüge aus dem Westen gewartet – und schon gar nicht auf die hohlen Phrasen und Plattitüden diverser Berufsdemonstranten.

Aktivisten in ganz Europa unterstützen den Marsch nach Gaza mit den einschlägigen Parolen.

Anstatt nach all diesen gescheiterten Versuchen nun endlich einzusehen, dass man hier ganz gewaltig auf dem falschen Dampfer unterwegs ist, einigt man sich auf die übliche Reaktion. Trotzig wiederholt man in jede Kamera das immer gleiche Anliegen und spricht davon, den Marsch weiter fortsetzen zu wollen, um den Menschen in Gaza zu „helfen“.

Es fällt einem schwer, in Worte zu fassen, wie jenseitig solche Reaktionen sind. Auch wenn einzelne Aktivisten es sich nicht nehmen lassen, die Hamas immer wieder beinahe liebevoll als „Widerstandskämpfer“ zu bezeichnen und die furchtbaren Gräueltaten des 7. Oktober 2023 als wichtigen „Akt des Widerstandes“ romantisieren zu wollen, so bleibt dieses Benehmen doch vor allem eines: ignorant, gewissenlos und weltfremd.

Munter träumt man da weiter vor sich hin, wie sehr sich die Palästinenser wohl über die Ankunft einiger Demonstranten, die mit ihnen Selfies und gezwungene Videos machen, freuen würden. Welch unselige Fehleinschätzung das doch ist.

***Laura Sachslehner ist Autorin und war österreichische Politikerin (ÖVP)

Autorin Laura Sachslehner

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