
N-tv veröffentlichte am Sonntag ein Interview mit dem Virologen Christian Drosten und mit der ehemaligen Ethikratsvorsitzenden Alena Buyx. Es ging um die Wirkung der Impfung, den Umgang mit Impfverweigerern – und um hochvertrauliche Gespräche mit Angela Merkel. Auf die ihre Rolle bei den Gesprächen mit der damaligen Bundeskanzlerin angesprochen, reagieren Drosten und Buyx schmallippig.
Danach befragt, sagt Drosten, dass diese Treffen „keine hochoffizielle Politikberatung“ gewesen seien, weil dafür das Robert-Koch-Institut zuständig gewesen sei. Stattdessen seien diese Treffen ein „Gedankenaustausch“ gewesen, so hieß es in der Einladung zu den Treffen. Über den Inhalt dieser Gespräche wollen Buyx und Drosten keine Auskunft geben.
Mehrfach sagen sie, dass es keine politische Beeinflussung gewesen sei. Buyx sagt, dass man sich bei diesen „Denkprozessen“ auch gestritten habe. Allerdings betont sie auch: „Zwischen Christian Drosten und mir gab es keinen Dissens.“ Denn der Virologe hätte sich nicht zu Ethikthemen geäußert und die Ethikerin nicht zur Virologie.
Auf die Frage, ob die Gespräche zu politischen Entscheidungen geführt haben, wiegelt sie ab: „Der Begriff ,Reflexionsraum’ trifft es wirklich besser.“ Drosten ergänzt: „Diese Gruppe bestand auch erst seit Mai 2020. Die schweren Entscheidungen hatte die Politik bereits im März gefällt.“ Kritik daran, dass es keine Protokolle der Gespräche gibt, können sie nicht nachvollziehen. Drosten sagt, dass er beim Podcast des NDR dasselbe gesagt habe wie in der Politikberatung. „Es gibt keine Unterschiede. Das kann man nachhören. Dazu stehe ich.“
Buyx verteidigt die Impfung weiterhin. So sagt sie: „Ich lese selbst in seriösen Medien: Die Impfung hat nie die Transmission unterdrückt.“ Das sei falsch. „Natürlich hat sie das gemacht – nur nie perfekt und mit abnehmender Wirkung. Das ist kommunikativ leider durcheinandergegangen“, sagt sie weiter. Buyx forderte vehement eine Impfpflicht und setzte sich früh für die Durchsetzung von 3G-Maßnahmen ein. „Die Impfung hat uns, mit Verlaub, allen den Hintern gerettet“, sagte sie 2024 in einem Interview mit der NOZ.
Weiter sagte sie: „Die Krise ist auch von Demokratieskeptikern ausgenutzt worden, die ganz gezielt versuchen, das Vertrauen in den Staat zu erschüttern, mit dem Ziel, die Demokratie zu schwächen.“ (mehr dazu hier). Allerdings hatte der damalige RKI-Chef Lothar Wieler bereits in einer internen Email vom 16. April 2021 die langfristige Wirkung des Impfschutzes bezweifelt. „Wer weiß, wie lange der Impfschutz hält“. Seiner Auffassung nach wurden entsprechende Antikörper, welche Ansteckung und Übertragung verhindern, nur etwa „2 Monate vorhanden“.
Hieraus folgere denklogisch auch, „dass danach die Übertragung trotz Impfung wieder zunimmt“, schrieb er. Ergebnisse damaliger Studien zweifelte er an. Die Patienten seinen hier in aller Regel innerhalb der ersten zwei Monate nach der Impfung untersucht worden. „Darum ist in den Studien die Übertragungsschutz-Wirkung wahrscheinlich überschätzt“, so Wieler (Apollo News berichtete).
N-tv fragte, ob man im Umgang mit Impfverweigerern nicht hätte das Gemeinsame betonen sollen, anstatt sie auszugrenzen. Daraufhin sagt Buyx: „Natürlich.“ Der Ethikrat habe eine differenzierte Empfehlung formuliert, die aber kaum berücksichtigt werde: „Wir müssen sie abholen, die Sorgen ernst nehmen, ins Gespräch gehen und niedrigschwellige Angebote machen.“ Weiter führt sie aus: „Bei der harten Impfverweigerung, die politisch instrumentalisiert wurde, muss ich aber sagen: Dafür gab es wahrscheinlich keinen guten Weg.“