
Nachdem es am Freitag bei einem Treffen zwischen Präsident Selenskyj und Präsident Trump zum Eklat gekommen war, ist für Außenministerin Baerbock und Sicherheitsexpertin Claudia Major der Ton gesetzt. In der ARD-Sendung Miosga machen beide deutlich, dass die USA als Bündnispartner für sie an Bedeutung verloren haben. Major behauptete sogar mehrfach, dass die USA zum Sicherheitsrisiko geworden seien. Baerbock schwieg dazu.
Claudia Major sagte bereits zu Beginn der Sendung, dass die USA „keine Schutzmacht mehr, sondern ein Risiko für Europa“ seien. Nach etwa zwanzig Minuten wiederholte sie, dass der „wichtigste Schutzpartner, der Allianzpartner, zum Risiko“ werde. Denn die USA würden Russland ermutigen und Europa „im Regen stehen lassen“. In beiden Fällen schweigt Baerbock und hält nicht dagegen. Stattdessen sagt die Außenministerin, dass sie die Pressekonferenz von Trump und Selenskyj „zwischendurch ausschalten“ musste, „weil ich es nicht ertragen konnte“.
Annalena Baerbock sprach davon, dass sich eine „Welt der Ruchlosigkeit“ gebildet habe. „Wir stehen an einer Wegscheide, an einer Wegscheide, wie sich die Welt in Zukunft sortieren wird“, sagte sie. Autokratien würden liberalen Demokratien gegenüberstehen, „das haben wir vor fünf Jahren gesagt. Das ist jetzt an uns vorbeigegangen, dieses Thema“, so Baerbock.
"Trump ist de facto an Putin gescheitert" sagt @ClaudMajor bei #Miosga . Sie meint weiter, wenn die USA Russland wieder wie einen Partner behandeln ist dort die Lehre "Krieg führen lohnt sich". Ihr Fazit: "Wir müssen uns selber verteidigen können" weil die USA zum Risiko werden. pic.twitter.com/L1C0ugVFPK
— Nico Ernst (@Golemiker) March 2, 2025
„Wir sind jetzt an einem Schlüsselmoment, wo sich die Welt komplett neu sortiert“, sagte sie. Man müsse neue Bündnisse schaffen, zum Beispiel mit arabischen Staaten, auch wenn das keine Demokratien seien. Baerbock zufolge werde sich die Welt in zwei Lager sortieren: Länder wie die USA unter Trump, die „auf Ruchlosigkeit setzen“ und „mit Erpressung, mit Deals, die nur dem eigenen Interesse dienen“ arbeiten, und Länder, „das sind dann wie gesagt keine westlichen Demokratien alleine, sondern die an die regelbasierte internationale Ordnung glauben.“
Miosga fragt die Außenministerin in Bezug auf die USA: „Sind sie kein Partner mehr in dem Sinne?“ Die Außenministerin antwortet: „Nein. Wir müssen alles dafür tun, dass sie weiterhin Partner sind. Aber wir können nicht einfach darauf hoffen, hoffentlich bleiben sie Partner.“ Europa müsse in einer Position der Stärke sein. Jeden Tag müsse gezeigt werden, dass Europa das bessere Angebot habe.
„Im Zweifel werden wir Europa verteidigen müssen, im Zweifel stehen wir für Europa ein“, so Baerbock. Auch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate hätten ein Interesse daran, dass „nicht Russland, China, die USA die Welt unter sich aufteilen“. „Diese neuen Bündnisse müssen jetzt wirken“, bekräftigte die Grünen-Politikerin. Man müsse den arabischen Staaten ein Angebot machen, dass man auch für ihre Friedenssicherung im Nahen Osten stehe.
Claudia Major unterstützte den Vorschlag von Keir Starmer und Emmanuel Macron, Truppen zur Friedenssicherung in die Ukraine zu senden. Es brauche eine „Koalition der Willigen“ in Europa. Dabei gehe es nicht nur um die Masse an Soldaten, sondern auch um Fähigkeiten. Allerdings haben die Armeen in Europa die benötigten Fähigkeiten wie bei der Flugabwehr nicht, so Major. „Wir verlegen de facto die Grenze, wo Russland abgeschreckt wird, von der Ostflanke der Nato in die Ukraine“, sagte sie.