
Am Freitagmorgen (18. Juli) hob vom Flughafen Halle/Leipzig ein Airbus von Qatar Airways Richtung Kabul ab. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums bestätigte, dass sich 81 ausreisepflichtige afghanische Männer an Bord befanden, die in der Vergangenheit strafrechtlich in Erscheinung getreten waren. Der erste Abschiebeflug unter der schwarz-roten Bundesregierung wurde von einem starken Polizeiaufgebot gesichert.
Unter den Passagieren soll ein an einer Gruppenvergewaltigung im baden-württembergischen Illerkirchberg beteiligter Afghane sein, berichtete die „Welt“. Der Fall hatte 2019 bundesweit Entsetzen ausgelöst.
Dem Abschiebeflug waren wochenlange Geheimverhandlungen vorausgegangen. „Grüne“ und Linke vermuten einen heiklen Deal mit dem Taliban-Regime. Deutschland selbst unterhält keine diplomatischen Beziehungen mit dem islamistischen Steinzeit-Regime in Kabul.
Taliban „bedanken“ sich
Aus Diplomatenkreisen hieß es, es habe zuvor eine Serie von diskreten Treffen zwischen deutschen und afghanischen Vertretern in Katar gegeben. Deutschland sei dazu an das Emirat herangetreten.
Ein Sprecher des Außenministeriums des Taliban-Regimes bedankte sich auf dem Kurznachrichtendienst X beim Emirat Katar für dessen Vermittlerrolle. Zugleich bekräftigte der Sprecher die Absicht des Regimes, zukünftig Diplomaten nach Deutschland entsenden zu wollen. Die Taliban hatten sich zuletzt offen für regelmäßige Rückführungen aus Deutschland gezeigt, forderten aber im Gegenzug eine diplomatische Aufwertung des international isolierten Landes. Spekuliert wird in der Hauptstadt auch über mögliche finanzielle Zusagen der Bundesregierung an das Regime in Kabul.