Nach Streit um „Halal“-Essen: Schule in Gelsenkirchen-Erle zwingt Schülern die Pride-Flagge auf

vor etwa 3 Stunden

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Bildquelle: NiUS

An der Gesamtschule Erle in Gelsenkirchen entfacht sich ein Streit um die Pride-Fahne. Weil der Schulleiter das Hissen der Flagge nach den Sommerferien zum neuen Standard an der Schule machte, haben sich bereits einige Eltern beschwert. Ein erstes Regenbogen-Fähnchen wurde nun bereits wieder abgerissen.

Mit tiefer Bestürzung und großem Bedauern hat die Schulgemeinschaft der Gesamtschule Erle den Vandalismus und die Zerstörung ihrer Pride-Flagge zur Kenntnis genommen, heißt es in einer Mitteilung der Schulpflegschaft. „Diese feige Tat ist ein Angriff auf unsere Werte und unsere Gemeinschaft. Wir werden uns nicht spalten lassen“, so die Pflegschaft weiter.

In Erle soll künftig dauerhaft die Pride-Flagge gehisst werden.

Innerhalb der Elternschaft gab es diese Spaltung allerdings bereits – nicht jeder war vor Beginn des neuen Schuljahres glücklich über die neue Beflaggung. Wie die AfD-Fraktion in Gelsenkirchen gegenüber NIUS berichtet, hätten sich bereits Eltern und auch Schüler an die Partei gewandt, um die Vielfalt-Pläne des Schulleiters Andreas Lisson zu verhindern.

Aufgeschreckt worden seien sie durch dessen wöchentlichen, schulinternen Podcast. Darin hieß es zunächst, man habe sich während der Schulkonferenz ein neues Fahnenkonzept überlegt. Gehisst werden solle auch die, „die wir im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus hatten, die also ganz klar auch zeigt, dass wir eine tolerante Schule sind, gegen Rassismus sind und für Gleichberechtigung. Diese Fahnen werden standardmäßig jetzt an jedem Standort gehisst“, heißt es in dem Podcast.

Andreas Lisson, der Leiter der Gesamtschule, setzt sich für das Vielfalts-Fähnchen ein

In der nächsten Folge präzisierte Lisson seine Pläne: Neben einer Flagge mit dem Schullogo und einer Deutschland-Fahne weht zusätzlich „eine Progress Pride Flag, die LGBTQ-Fahne, die für die Werte Toleranz und Gleichberechtigung steht, die wir in der Gesamtschule Erle leben und es ist uns auch wichtig, dass man es sieht.“ Die Flagge sage einiges über die Werte der Schule aus, sagt der Schulleiter. Und darauf sei man „sehr stolz“.

Einige Eltern sahen das anders. In dem anonymen Brief an die AfD heißt es: „Nach unserer Kenntnis widerspricht diese Praxis der nordrhein-westfälischen Beflaggungsverordnung“. Nach dieser sei das Hissen von Sonderflaggen wie Regenbogen- oder Antirassismusflaggen nur zu bestimmten Aktionstagen wie dem Christopher-Street-Day erlaubt. „Die dauerhafte Beflaggung ist davon nicht gedeckt und könnte gegen das staatliche Neutralitätsgebot verstoßen“, sagen die Eltern.

Die Progress-Pride-Flagge kombiniert die übliche Regenbogen-Fahne mit anderen LGBTQ-Flaggen.

Sie finden „die Entwicklung an der Schule nicht vorteilhaft und wollen unseren Kindern solch einen bunten Kindergarten ersparen“, heißt es in der Nachricht.

Es ist bereits das zweite Mal innerhalb weniger Wochen, dass die Schule für öffentliche Empörung sorgt. Zuletzt berichtete NIUS über die Speisevorschriften der Schule. „Alle Speisen sind halal“ ist auf der Homepage der Gesamtschule Erle zu lesen. Traditionelle deutsche Gerichte wie Kassler, Currywurst oder Leberkäse sind damit komplett ausgeschlossen.

Die AfD-Fraktion in Gelsenkirchen hat für den 11. September eine Sondersitzung des Bildungsausschusses einberufen, bei der es um die Pride-Beflaggung und Halal-Gerichte gehen soll. In der Sitzung soll die Schule aufgefordert werden, das staatliche Neutralitätsgebot zu wahren.

Der AfD-Fraktionsvorsitzende in Gelsenkirchen, Jan-Hendrik Preuß, kritisiert die Pläne der Schule.

Der AfD-Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher in Gelsenkirchen, Jan-Hendrik Preuß, sagt gegenüber NIUS: „Uns stellt sich die Frage, inwieweit Schulen Symbole einsetzen sollten, die gesellschaftliche Kontroversen auslösen. Schulen haben einen staatlichen Bildungsauftrag und müssen weltanschaulich neutral auftreten“.Ansichten, die durch die Progress-Pride-Flagge dargestellt werden, sollten man in erster Linie durch die pädagogische Arbeit in den Schulen diskutieren und nicht an Orte bringen, wo auch Hoheitszeichen verwendet werden, meint der Fraktionsvorsitzende.

Auch bei NIUS: „Alle Speisen sind halal“: Gelsenkirchener Schulen befolgen islamische Speisevorschriften

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