Getrennte Eingänge und getrennte Sitzplätze für Männer und Frauen: Geschlechtertrennung an der Uni Kiel während Islamwoche

vor etwa 5 Stunden

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Bildquelle: NiUS

Ausgerechnet an einer Universität wurden männliche und weibliche Studenten aufgefordert, getrennte Plätze im Hörsaal aufzusuchen – Frauen hinten, Männer vorn. Und das war noch nicht alles, was die Islamische Hochschulgruppe Kiel sich im Mai dieses Jahres während einer Aktionswoche herausnahm.

Nachdem Anfang Mai eine Islamwoche an der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) veranstaltet worden war, kam heraus, dass unter den Rednern auch ein Salafist war: Sertac Odabas, Chef der österreichischen Organisation „IMAN“. Die für Programm und Organisation zuständige Islamische Hochschulgruppe (IHG) behauptete, nichts Böses geahnt zu haben.

Islamistische Umtriebe an der Kieler Christian-Albrechts-Universität.

Die Uni-Leitung wusch ebenfalls die Hände in Unschuld: Man habe nur die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, inhaltlich keinen Einfluss gehabt. Dieses Argument muss sie auch aktuell wieder hervorholen, denn jetzt wurden auch hochschulinterne Beschwerden über eine geschlechtergetrennte Sitzordnung im Hörsaal bekannt.

Laut der Kieler Nachrichten berichteten Augenzeugen, dass „Männer und Frauen dazu aufgerufen worden seien, unterschiedliche Eingänge zu nutzen und getrennt voneinander Platz zu nehmen. Frauen sollten sich nach hinten setzen, Männer nach vorne.“ Geschlechtertrennung – ausgerechnet an einer Hochschule, an der sonst jede „Mikroaggression“ gegen Frauen beklagt wird und schon ein fehlender Genderstern als unerhörte Respektlosigkeit gilt!

Die islamische Hochschulgruppe behauptet, einen Zwang zur Geschlechtertrennung habe es nicht gegeben: „In Wirklichkeit handelte es sich um ein freiwilliges Angebot für Teilnehmende, die sich aus religiösen Gründen eine gewisse räumliche Distanz wünschten“, schreibt der Vorstand. Man habe die nach Geschlechtern getrennte Sitzordnung „experimentell eingeführt“, wolle künftig aber darauf verzichten. Man wollte wohl sehen, wie weit man gehen kann.

Uni-Kanzlerin Claudia Ricarda Meyer äußerte sich auf Anfrage von NIUS: „Wir distanzieren uns ganz deutlich von allen Inhalten, die mit den Grundwerten der Universität nicht vereinbar sind.“ Die CAU sei eine weltoffene Hochschule, die sich zu Demokratie und Vielfalt bekenne. „Wir verurteilen jegliche Formen von Diskriminierung oder Gewalt. Diese haben an unserer Universität keinen Platz.“ Die Uni-Leitung wolle nun mit der IHG und den Augenzeugen sprechen. Bis zum Abschluss der Untersuchungen werde man sich nicht zu konkreten Vorwürfen äußern.

„Gleichzeitig prüfen wir kritisch das aktuelle Vergabeverfahren von Räumlichkeiten für Hochschulgruppen. Dieser Vorfall hat uns Schwachstellen in dem Prozess vor Augen geführt, die wir jetzt aufarbeiten werden.", heißt es weiter. Zur Frage, ob die CAU beabsichtige, künftig die Aktivitäten der Islamischen Hochschulgruppe im Blick zu haben, wollte sich die Universitätsleitung nicht äußern.

Insgesamt hätten die Redner der Aktionswoche laut Einschätzung verschiedener Teilnehmer hauptsächlich einen „konservativen Islam“ vertreten – was wiederum zu einer bewussten Einladung des salafistischen Predigers passen würde. Ein weiterer Redner in Kiel war Sheikh Ashiqur Rahman Azhari aus England, Absolvent der Al-Azhar-Universität. Sie gilt als wichtigste Hochschule des sunnitischen Islams und steht in der Kritik, weil sie als Schutzschild gegen Muslimbrüder oder noch radikalere Gruppen fungiert.

Ein ganz besonderer Gast: Sheikh Ashiqur Rahman, antisemitischer Imam aus Großbritannien.

Bei Instagram jubelte die IHG Kiel noch vor der Islamwoche: „Wir starten die Islamwoche 2025 mit keinem Geringeren als Sheikh Ashiqur Rahman aus England!“ Dieser Post wurde – wie alle anderen zur Islamwoche 2025 – aus den sozialen Medien gelöscht. Ashiqur Rahman wurde schon bei Hass-Kundgebungen in London, organisiert von den „Friends of Al-Aqsa“, gesehen, bei denen gegen den „Genozid“ im Gazastreifen demonstriert wird, als den Rahman und andere Imame den israelischen Militäreinsatz gegen die Hamas diffamieren.

Islamische Geistliche demonstrieren in London gegen Israel – Sheikh Ashiqur Rahman mittendrin.

Machtdemonstration: öffentliches muslimisches Gebet in London.

Dass die IHG keineswegs einen „modernen“ Islam vertritt, ist schon lange bekannt. 2019 etwa veröffentlichte sie zusammen mit dem Bündnis der islamischen Gemeinden eine Pressemitteilung, in der sie sich über das Verbot eines Gesichtsverschleierungsverbots für Lehrveranstaltungen aufregte.

Neben den Berichten über die Geschlechtertrennung im Hörsaal wurden auch Vorwürfe laut, Besucher hätten antisemitische Aufkleber auf Laptops ausgemacht. Außerdem habe ein Referent darüber gesprochen, wann ein Mann eine Frau gegebenenfalls züchtigen dürfe. Der IHG-Vorstand behauptet, der Referent habe lediglich auf Nachfrage erläutert, dass der Koranvers „Schlagen der Frau“ nicht in dem Sinne zu verstehen ist, wie er im Wortlaut stehe. In Sure 4 Vers 34. geht es insbesondere um den Auszug, in dem es heißt: „Und jene Frauen, von denen ihr Widerspenstigkeit befürchtet, tadelt sie, verbannt sie in ihre Betten und schlagt sie.“

Relativierung von Gewalt gegen Frauen – eigentlich ein No-go im Deutschland des Jahres 2025, insbesondere an einer Universität.

Wie viele andere Universitäten hat auch die CAU in Kiel das Problem, dass der Campus immer öfter zum Schauplatz hässlicher antisemitischer Demonstrationen wird, auf denen man Israel des Völkermords bezichtigt und die Hamas als Widerstandsgruppe glorifiziert. Im Winter fanden allein drei solcher Hass-Kundgebungen statt, ohne dass die CAU etwas dagegen unternahm. „Sie waren ordnungsgemäß bei der Stadt angemeldet, weil sie im öffentlichen Raum stattfanden. Hausrecht hätten wir nur innerhalb unserer Gebäude“, sagte Sprecherin Eva Sittig.

Ein Palästina-Vortrag, organisiert unter anderem von den „Students for Palestine Kiel“, der „Solidarischen Hilfe Kiel“ und der DKP, wurde im April erst untersagt, als Studenten aus einem breiten Spektrum, darunter das gesamte Studentenparlament der CAU, das Bündnis gegen Antisemitismus, die Jüdische Gemeinde Kiel sowie Vertreter von Jusos, Jungen Liberalen und RCDS in einem offenen Brief von der Uni-Leitung gefordert hatten, ihr Hausrecht auszuüben und die Veranstaltung auf dem Universitätsgelände zu untersagen.

Muss bald Stellung beziehen:  Dr. Dorit Stenke, Bildungs- und Wissenschaftsministerin in Schleswig-Holstein.

Die Vorfälle an der Kieler Uni sind keine Einzelfälle. So wurde 2019 eine Veranstaltung einer muslimischen Hochschulgruppe abgebrochen, nachdem Hinweise auf Verbindungen zu Organisationen mit islamistischen Tendenzen bekannt wurden. Die Universität reagierte mit einer Verschärfung der Richtlinien für externe Redner. Und 2021 wurde die Muslimische Hochschulgruppe Hamburg kritisiert, weil sie Veranstaltungen mit Rednern organisierte, die dem Verfassungsschutz als islamistisch bekannt waren. Dies führte zu Debatten über die Überwachung und Genehmigung von Veranstaltungen an Hochschulen.

Als die Islamwoche in Kiel geplant wurde, war die heutige Bundesfamilienministerin Karin Prien noch Bildungsministerin in Schleswig-Holstein. Während die islamische Hochschulgruppe die Grenzen der Toleranz austestete, war Prien auf dem Dialog-Trip, traf sich mit mehrmals mit Vertretern der vier muslimischen Verbände in Schleswig-Holstein (Schura, VIKZ, DITIB, AMJ) – eine Praxis, die sie bereits in der vorherigen Legislaturperiode in die Wege geleitet hatte. Gelegentlich beklagte sich Prien zwar über Parallelgesellschaften und forderte, Moscheen radikaler Islamisten dichtzumachen, hatte aber kein Auge auf die schleichende Unterwanderung des akademischen Betriebs. Auch mit der neuen Ministerin Dorit Stenke sieht das Kieler Ministerium offenbar keinen Handlungsbedarf – eine Anfrage von NIUS blieb unbeantwortet.

Während Islamisten an der Uni Kiel dreist ihr Programm durchzogen, veranstaltete Karin Prien Runde Tische.

Dafür wird sich – auf Antrag der FDP – der Bildungsausschuss des Landtags am 10. Juli mit der Causa CAU befassen. „Die Universitätsleitung muss diese Vorwürfe sehr ernsthaft prüfen und umfassend aufarbeiten“, sagte FDP-Fraktionschef Christopher Vogt. „Sollten sich die Vorwürfe auch nur teilweise bewahrheiten, wäre dies ein handfester Skandal.“ Die Wissenschaftsministerin und die Leitung der Kieler Universität müssen dann Stellung beziehen.

Lesen Sie dazu auch: An der Universität Kiel hält ein Salafist einen Vortrag – und keinem fällt es auf

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