
Die Gewalt in Berlins Bussen und Bahnen nimmt zu: Bereits in den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden über 20.000 Straftaten in den Verkehrsmitteln der BVG verzeichnet – mehr als im gesamten Vorjahr. Das hat die Berliner Morgenpost von der Polizei und der BVG erfahren.
Die aktuelle Bilanz zeigt: Von Januar bis Ende September 2024 erfasste die Polizei 20.179 Straftaten in Berliner Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das bereits jetzt einen Anstieg von über einem Drittel – 2023 wurden in diesem Zeitraum insgesamt 14.825 Fälle registriert.
Ein Großteil der Vergehen 2024 entfällt auf Diebstähle, jedoch zeigen die Zahlen auch eine signifikante Zunahme an Delikten mit Gewaltcharakter. Die Behörde meldete 5.645 Fälle von Gewalttaten, die sich wie folgt aufschlüsseln: 4.017 Körperverletzungen, 992 Fälle von Nötigung, Freiheitsberaubung oder Bedrohung, 349 Raubdelikte sowie 287 Sexualdelikte.
Bereits 2023 meldete die Polizei eine alarmierende Entwicklung. Im gesamten Jahr wurden 4.181 Gewaltdelikte im Berliner Nahverkehr verzeichnet – die höchste Anzahl innerhalb der letzten Dekade. Von diesen Taten entfielen rund 2.900 auf Körperverletzungen, die an Bahnhöfen, in Bussen und in der U-Bahn stattfanden. Hinzu kamen 636 Fälle von Nötigung, 388 Raubüberfälle sowie 259 Delikte mit sexuellem Hintergrund.
Berlin Neukölln: Auch die hiesigen Bahnhöfe gelten als Kriminalitätshotspots.
Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei GdP, sagt gegenüber der Morgenpost: „Es sind vor allem die Gewaltdelikte im ÖPNV, die uns Sorgen bereiten.“ „Eigentumsdelikte sind ebenso Straftaten, aber das Ausufern physischer Gewalt hat noch mal andere Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl von Menschen“, fügt er hinzu. Man könne „eine Verrohung der Gesellschaft“ feststellen, erklärt Jendro weiter.
Die BVG verweist bei der Veröffentlichung solcher Datenlagen auf das steigende Fahrgastaufkommen. Ein Sprecher der BVG versichert der Morgenpost auf Anfrage: „Die Sicherheit all unserer Fahrgäste und unseres Fahrpersonals ist uns extrem wichtig.“ „Wir haben einen eigenen, großen Sicherheitsdienst, der in den letzten Jahren ausgebaut wurde“, sagt er weiter.
250 Sicherheitsmitarbeiter seien rund um die Uhr im Einsatz, um in den Fahrzeugen und den Anlagen der BVG für Recht und Ordnung zu sorgen. „Schwerpunktbahnhöfe würden dauerhaft Tag und Nacht besetzt, zusätzlich alle Endbahnhöfe zwischen 20 und 5 Uhr“, heißt es in der Morgenpost.
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