Gewaltexzesse in Syrien: Neue Machthaber richteten Dutzende Zivilisten hin

vor etwa 2 Monaten

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Seit dem Sturz des Assad-Regimes schien es, ruhiger um Syrien zu werden. Doch diese Ruhe ist offensichtlich vorbei. In den vergangenen Tagen richteten die neuen Machthaber, von der islamistischen GruppeHay’at Tahrir al-Sham (HTS), im Zuge von zweitägigen kämpferischen Auseinandersetzungen im Nordwesten Syriens mindestens 125 Zivilisten hin. Dokumentiert wurde das Ganze vom Syrischen Netzwerk für Menschenrechte (SNHR). Die Organisation sprach von großflächigen Exekutionen, bei denen keine klare Unterscheidung zwischen Kämpfern und unbewaffneten Zivilisten gemacht wurde. In den sozialen Netzwerken kursieren Videos der Gewaltexzesse.

Die Auseinandersetzungen begannen am Donnerstagnachmittag, als Assad-Loyalisten HTS-Truppen in der Provinz Latakia angegriffen haben sollen. Die Region, einst eine Hochburg des gestürzten Regimes, ist Heimat vieler Aleviten – einer religiösen Minderheit, der auch die Assad-Familie entstammt. Die syrische Regierung reagierte umgehend mit massiver militärischer Gewalt, setzte Artillerie, Drohnen und Kampfhubschrauber ein und entsandte Tausende Soldaten, um den Angriff niederzuschlagen.

Schnell mehrten sich Berichte über Vergeltungstötungen durch die Regierungstruppen. Besonders grausam war ein Massaker in al-Mukhtariya, wo nach SNHR-Angaben rund 40 Zivilisten exekutiert wurden. Videos zeigen Leichen in Zivilkleidung, gestapelt auf offener Straße, während im Hintergrund verzweifelte Schreie zu hören sind. Weitere Aufnahmen dokumentieren, wie bewaffnete Männer auf am Boden kniende Personen schießen. Die Authentizität dieser Videos konnte bislang nicht unabhängig überprüft werden.

Angesichts der sich zuspitzenden Lage rief Übergangspräsident Ahmad al-Sharaa am Freitagabend zur Deeskalation auf. „Wenn wir unsere ethischen Prinzipien aufgeben, setzen wir uns auf die gleiche Stufe wie unser Feind“, erklärte er in einer Videobotschaft. Er forderte alle bewaffneten Gruppen, die dem gestürzten Regime nahestehen, zur Kapitulation auf, während er gleichzeitig an seine Anhänger appellierte, von Gewalt gegen Zivilisten abzusehen.

Das syrische Innenministerium räumte „einzelne Verstöße“ ein, lehnte jedoch jede Verantwortung für die dokumentierten Massaker ab. Eine Quelle des Ministeriums betonte im Staatsfernsehen, dass solche Taten nicht die Werte der neuen Regierung widerspiegeln und entsprechende Maßnahmen zur Kontrolle ergriffen würden.

Die Spannungen in der Küstenregion haben seit dem Sturz Assads im Dezember zugenommen. Während die neue Regierung betont, dass religiöse Minderheiten geschützt werden, wächst die Angst unter den Alawiten. Wiederholte Berichte über gezielte Tötungen schüren das Misstrauen. In der Stadt Arza, Provinz Homs, wurden Ende Januar acht Männer identifiziert, die der alevitischen Gemeinschaft angehörten, und daraufhin hingerichtet. Am vergangenen Freitag ereignete sich ein weiteres Blutbad, als zehn weitere Alawiten exekutiert wurden – ihre Leichen blieben als Warnung auf der Straße liegen.

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