Neuer Rekord bei Gewaltkriminalität: Der öffentliche Raum verändert sich

vor etwa 1 Monat

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Bildquelle: Tichys Einblick

Es ist nicht mehr zu leugnen: Die Gewaltkriminalität in Deutschland ist auch 2024 deutlich gestiegen, also im dritten Jahr in Folge. Gewaltverbrechen setzen sich damit von der Gesamtkriminalität ab: Während die allgemeine Kriminalität leicht abnahm (um 1,7 Prozent), nahmen die Gewaltvergehen im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent zu. Über 200.000 Gewaltdelikte gab es im vergangenen Jahr. Ganz genau waren es 217.277 Fälle, fast 600 an jedem Tag, ein neuer Höchststand seit 2010, wie sogar der Stern schreibt. Seit 2010 sei die Gewaltkriminalität um acht Prozent gestiegen, die gefährliche und schwere Körperverletzung sogar um elf Prozent.

Die Gewalt wird zum Treiber der Kriminalität. Das ist besonders fatal, weil kaum ein anderes Verbrechen sichtbarer ist und mehr Aufsehen erregt. Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen gehören zu den Treibern der Kriminalität. Im Feld der Gewaltkriminalität nahmen diese Delikte aber unterdurchschnittlich zu: um 0,9 Prozent. Die Deliktgruppe „Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschließlich Todesfolge“ stieg zehnmal so stark um 9,3 Prozent, 13.320 Fälle. Dass das am Erfolg der Me-too-Bewegung läge, können auch nur linke Großstadthirne glauben. Deutschland erlebt einen kulturellen Wandel, der schleichend ist, aber immer rasanter spürbar wird.

Das Gros machten wiederum die gefährlichen und schweren Körperverletzungen aus. Sie nahmen zudem noch einmal stärker um 2,4 Prozent auf nun 158.177 Fälle zu. Das berichtet die Welt am Sonntag, die vorab in den Bericht schauen konnte, der nächste Woche öffentlich vorgestellt wird.

Und in diesem Feld stechen wiederum die Messerangriffe heraus, die teils erheblich zugenommen haben – etwa in Bayern um 110 Prozent, wo bisher eine ziemlich geringe Zahl an Messerangriffen ausgewiesen worden war. Nun also eine Verdoppelung in nur einem Jahr. In diesem Bereich scheint also auch das sonst so sichere Bayern schlagartig unsicherer geworden zu sein.

Aber auch in Nordrhein-Westfalen gab es 2024 ein Fünftel Messerangriffe mehr als 2023, in Brandenburg ein Plus von 16,6 Prozent. Welche Fälle nun genau als Messerangriffe gelten, darüber werden sich Bund und Länder vielleicht dann doch zunehmend einig. Denn bisher gab es ziemliche Unterschiede zwischen der bundesweit angegebenen Zahl und den addierten Zahlen der Länder. Wo der Bund von etwas über 10.000 Verbrechen berichtete, da addierten sich die Länderzahlen etwa auf das Doppelte. Entweder versuchte hier irgendjemand die Zahlen besser aussehen zu lassen. Oder andere schlechter. Aber dazu hat eigentlich auch keine Landesregierung einen Grund.

Nun also eine halbe Aufdeckung in zwei Zahlen: 15.741 Taten werden als Messerangriffe im engeren Sinne definiert, doch die Messerangriffe – so wie sie Bund und Länder in ihrer gemeinsamen Definition niedergelegt haben – liegen laut PKS bei über 29.000 Taten. Das liegt schon eher im Bereich dessen, was die Länderzahlen seit Jahren zeigen: Die Messerkriminalität liegt längst bei deutlich über 25.000 Taten im Jahr. TE hatte das seit Jahren durchgerechnet und darauf hingewiesen, dass das so ist. Es war nicht schwer: Jedes Land veröffentlicht seine Zahlen. Was sich zeigte, war, dass Innenministerium und BKA den Deutschen etwas verheimlichen wollten, was offen dalag – wenn man nur hinschauen wollte.

Inzwischen wird 80 Mal am Tag in Deutschland das Messer gezogen, um damit zu drohen und bei Bedarf auch zuzustechen. Der Unterschied zwischen beiden Fällen ist marginal. Insofern sollte man auch beide Deliktarten gleich ernst nehmen.

Allein in Nordrhein-Westfalen gab es 20 Messerangriffe am Tag. Innenminister Herbert Reul (CDU) hat eine einfache Erklärung: „Was an anderer Stelle nicht klappt, Erziehung, Schule, Integration, landet am Ende bei der Polizei. Heißt auch, die Statistik spuckt aus, wie es um unsere Gesellschaft – um uns – steht.“

Allerdings besagt eben die PKS auch, dass es durchaus spezielle Faktoren gibt, die zur wachsenden Gewaltkriminalität beitragen, nämlich Ausländer, „Zuwanderer“ und neuerdings immer stärker Jugendliche. „Zuwanderer“ sind Asylbewerber, illegal Eingereiste und Flüchtlinge. Diese Gruppe stellte, bezogen auf die Gesamtkriminalität, allein 383.844 Tatverdächtige – also ein gutes Sechstel der 2,2 Millionen Tatverdächtigen insgesamt. Insgesamt waren über 900.000 Tatverdächtige ohne deutschen Pass, also im Sinne der Statistik Ausländer, was 42 Prozent aller Tatverdächtigen entspricht,. Diese Zahlen sprechen für sich: Es gibt nicht 42 Prozent Ausländer ohne deutschen Pass in Deutschland, sondern sehr viel weniger. Und auch die Zuwanderer machen nicht 17,6 Prozent der Bevölkerung aus – aber das ist ihr Anteil an den Tatverdächtigen. Diesem Befund entkommt man durch keine Umdeutung, auch nicht indem man behauptet, die Polizei würde einfach mehr nichtdeutsche Tatverdächtige als deutsche Tatverdächtige finden oder statistisch ausweisen. Nichtdeutsche und Zuwanderer sind solide überrepräsentiert in der Kriminalstatistik.

Insgesamt gab es 85.013 nichtdeutsche Tatverdächtige im Bereich der Gewaltkriminalität (plus 7,5 Prozent). Wir sprechen von insgesamt 217.277 Fällen, von denen also über den Daumen gepeilt etwa 40 Prozent durch Ausländer verursacht werden.

Daneben ein kleiner, aber gemeiner Bereich: Die Zahl der Jugendlichen, die Gewaltdelikte begingen, wuchs auf 31.383 (plus 3,8 Prozent), die der Kinder auf 13.755 (plus 11,3 Prozent). Das sind teils wahnwitzige Steigerungen, gerade bei den Jüngsten. Liegt das wirklich nur an „psychischen Belastungen“, wie es nun wieder heißt, oder spielen auch kultureller Hintergrund und ein schwindendes Gemeinschaftsgefühl hier eine Rolle? Denn zwischen den nichtdeutschen Tätern und den minderjährigen Tätern dürfte es starke Überschneidungen geben. Was das mit Schulen macht, schafft es auch immer öfter in die Nachrichten.

Die Gesamt-Aufklärungsquote lag bei 58 Prozent, also nicht sehr hoch. Insgesamt gab es etwas weniger Tatverdächtige als im Vorjahr (2,2 Millionen). Das deutet einmal mehr auf einen Effekt hin: Die Gesellschaft insgesamt „zivilisiert“ sich zusehends. Es gibt weniger Kriminalität, was allerdings auch viel mit der Cannabis-Legalisierung zu tun haben dürfte. So fiel die Zahl der Rauschgiftdlikte um 60.000 Delikte – oder wurde heruntergerechnet. Bei den Roheitsdelikten gelang das noch nicht. Hier gibt es einige der deutlichsten Anstiege in der PKS. Sogar die Raubdelikte, die im Vorjahr allerdings deutlich angestiegen waren, gingen nun um 3,7 Prozent zurück. Aber wenn der Bürger sich beim Gang in die Öffentlichkeit sorgen muss, ob er an Leib und Leben heil bleibt, dann erodiert langfristig das Sicherheitsgefühl im Lande.

Das lässt sich schon heute an verzweifelten Online-Videos junger Frauen ablesen, die sich über ausgefallene Busse beschweren, weil jede Minute Wartezeit für sie mit Stress verbunden ist. Gerade Frauen meiden zunehmend den öffentlichen Raum. Und bei Konflikten denken sicher schon viele, dass sie nicht so sehr Recht haben, sondern vor allem gesund nach Hause kommen wollen. Es könnte ja ein Messer gezogen werden, so wie man es in manchen Videos aus nichtigen Anlässen heraus sieht. Schon vor anderthalb Jahren traute sich ein Drittel der Hamburger nachts nur ungern vor die Tür (TE berichtete).

Laut Thomas Strobl, Innenminister von Baden-Württemberg, nahm auch im sicherheitsfokussierten Ländle die Gewaltkriminalität um 2,3 Prozent, die Straßenkriminalität gar um 4,1 Prozent zu. Die Gewalt gegen Polizisten wuchs sogar um 7,2 Prozent (6.362 Taten im Jahr, ein Höchstwert). „Gewalt gegen Einsatzkräfte dürfen wir nicht akzeptieren. Damit finde ich mich nicht ab“, meint Strobl, das sei „ein absolutes No-Go“. Es ist in jedem Fall ein Alarmsignal, denn wenn die Polizei anfängt, mit den Verbrechern zu kämpfen, dann ist auch das eine Art Straßenkrieg. Und dann war da noch die politisch motivierte Kriminalität im EU-Wahljahr 2024 – also auch abgerissene Plakate, aber daneben ebenfalls islamisch und durch den Dschihadismus motivierte Straftaten, wie man in Stuttgart immerhin am Rande zugibt.

Am kommenden Mittwoch wird Nancy Faeser die PKS in Berlin vorstellen. Es wird eine weitere „vorletzte“ Amtshandlung sein, aus der nichts mehr folgen kann. Denn Faeser wird ihr Ministeramt vermutlich abgeben müssen. Sie war ohnehin nur zu dem Amt gekommen, weil die SPD bei der Landtagswahl in Hessen mit einer Bundesministerin antreten wollte. Diesen Startvorteil (wenn es einer war) konnte Faeser nicht umsetzen. Sie blieb Innenministerin – ein Job, der mäßig gut zu ihr passte.

Faeser und Holger Münch vom BKA werden ohne Zweifel wiederum versuchen, die eklatanten Ursachen der zunehmenden Gewaltdelikte weg zu erklären, sie als einen soziologischen Normalfall darzustellen, der sich eben bestimmten „Risikofaktoren“ verdankt, die verschiedene Menschen unterschiedlich aufweisen. Dass die „Risikofaktoren“ – Armut, niedrige bis inexistente Bildungsabschlüsse, Joblosigkeit – durch die abdankende Regierung im Grund zielgerichtet ins Land geholt wurden, wird dabei wieder einmal verschwiegen werden.

Der Bürger – und nicht nur die Polizei, wie Reul meint und hervorhebt – muss damit dann am Ende klarkommen, vor allem derjenige, der es sich nicht leisten kann, in Parallelwelten zu leben, sondern der in die neue multikulturelle Gesellschaftsschicht hineingeworfen wird, ohne dass er jemals seine Stimme dafür erhoben oder abgegeben hätte. Denn diese Frage stand nie auf dem Wahlzettel oder sie wurde doch immer so geschickt an den Rand gedrängt, dass sie aus der Aufmerksamkeit vieler verschwand. Und das beständige Moralisieren bestimmter Kreise hat eine große Rolle bei dieser Verdrängung eines wichtigen Themas gespielt.

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