
Bei einem Angriff in der indischen Bergregion Pahalgam, in der Krisenregion Kaschmir, wurden am Dienstagnachmittag 26 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Der Angriff zählt zu den schwersten Gewalttaten in der Region in den letzten Jahren. Überlebende und Augenzeugen berichten von panischer Flucht und chaotischen Szenen. „Es herrschte überall Chaos und Verwirrung“, schilderte einer der Überlebenden gegenüber BBC.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sollen die Täter gezielt nicht-muslimische Touristen angegriffen haben. Einige Überlebende und Angehörige sagten, die Schützen hätten verlangt, islamische Verse zu rezitieren. Wer sich weigerte oder dies nicht konnte, wurde erschossen. Weiteren Augenzeugen zufolge wurden Männer von den Angreifern aufgefordert, ihre Hosen auszuziehen, um an einer möglichen Beschneidung die Religionszugehörigkeit erkennen zu können. Die indische Regierung hat bislang keine offizielle Einschätzung dazu abgegeben.
Unter den Opfern waren Touristen aus verschiedenen Teilen Indiens – darunter Familien, frisch verheiratete Paare und Alleinreisende. Ein junger Marineoffizier, Vinay Narwal, befand sich mit seiner Frau auf Hochzeitsreise. „Als er nein sagte, erschoss der Mann ihn“, berichtet Himanshi, seine Ehefrau, die einen der Täter nach der Religionszugehörigkeit ihres Mannes fragen hörte, dem BBC. Das Paar hatte erst wenige Tage zuvor geheiratet.
They didn't ask what your caste is.They didn't ask what language you speak.They didn't ask which is your state.
All that mattered was that you are a Hindu.#Pahalgam pic.twitter.com/i3rXXDm8iS
— Kashmiri Hindu (@BattaKashmiri) April 22, 2025
Auch ein Touristenführer kam ums Leben, als er Berichten zufolge versuchte, die Angreifer aufzuhalten. Die Fahndung nach den Tätern läuft. Premierminister Narendra Modi kehrte aus dem Ausland zurück. „Diejenigen, die hinter dieser abscheulichen Tat stecken, werden vor Gericht gestellt“, erklärte Modi auf X. „Unsere Entschlossenheit, den Terrorismus zu bekämpfen, ist unerschütterlich und wird noch stärker werden.“
#Jammu & #Kashmir: A Kashmiri Group carried out shooting attack in #Pahalgam. At least 26 were killed including foreigners.
Group seemingly used #Romania-made 🇷🇴 PM md. 90 rifles (Indian Army weapons) and M4 'Commando' pattern carbine (possible #USA rifle from #Afghanistan). pic.twitter.com/QMpod68p3q
— War Noir (@war_noir) April 23, 2025
Wie der indische Verteidigungsminister Rajnath Singh verlauten ließ, werden die „Verantwortlichen für diese Tat“ schon bald „laut und deutlich“ eine Antwort „hören“. Man wolle nicht nur diejenigen, die „diesen Vorfall verübt haben“, zur Rechenschaft ziehen, „sondern auch diejenigen, die hinter den Kulissen sitzen und sich verschworen haben, solche Taten auf indischem Boden zu begehen“, so der Minister weiter.
Bislang ist unklar, wer hinter dem Anschlag steckt. Indische Sicherheitsbehörden vermuten, dass eine Gruppe namens „Kashmir Resistance“ verantwortlich ist. In der Vergangenheit hat Indien ähnliche Angriffe militanten Gruppen zugeschrieben, die angeblich von Pakistan unterstützt werden. Pakistan hat jegliche Verwicklung in den Anschlag zurückgewiesen.
Das Außenministerium des Landes äußerte sich „besorgt über den Verlust von Touristenleben“ und kündigte an, der Nationale Sicherheitsrat werde am Donnerstag über eine Reaktion beraten. Seit der Teilung Britisch-Indiens 1947 erheben beide Länder Anspruch auf Kaschmir, haben aber nur Teilgebiete unter Kontrolle. Mehrfach führten Indien und Pakistan Kriege um die Region.
Einen Tag nach dem blutigen Anschlag hat Indien diplomatische und politische Maßnahmen gegen Pakistan angekündigt. So wurden unter anderem Grenzübergänge zwischen Indien und Pakistan geschlossen. Zudem setzt Indien den historischen Indus-Wasservertrag aus, der seit 1960 die Wasserverteilung zwischen beiden Staaten regelt. Pakistanische Militärberater in Delhi wurden zur sofortigen Ausreise aufgefordert, weitere Ausweisungen sollen folgen. Darüber hinaus müssen sämtliche pakistanische Visa-Inhaber das Land innerhalb von 48 Stunden verlassen.