
„Auf Milliardäre ist nie jemand wütend. Warum diskriminieren wir sie nicht wenigstens?“ Diese Frage stellt die Satirikerin Sarah Bosetti am Freitag auf der linken Digitalkonferenz Re:publica. Die Debatte um soziale Gerechtigkeit sei die „Mutter aller Neiddebatten“. Denn diejenigen, die wenig haben, wären natürlich neidisch auf diejenigen, die mehr haben. „Die Frage ist nur, gibt es nicht vielleicht berechtigten Neid?“.
Statt sich darüber aufzuregen, dass einige wenige Familien in Deutschland die Macht hätten, die Kinderarmut zu beenden, würde die Gesellschaft immer wieder zulassen, dass die Schwächsten gegeneinander ausgespielt werden. „Natürlich ist die Diskussion über soziale Gerechtigkeit eine Neiddebatte“. Jede politische Diskussion sei von Neid geprägt, weil es um die Frage gehe, wem etwas zusteht.
Das zeige sich an Themen wie Wohnraum, die Wärmepumpe, die Rechte von Geimpften während der Coronapandemie oder Toleranz gegenüber Minderheiten. „Wir heterosexuellen Weißen ohne Behinderung, vor allem die Männer unter uns, wir wollen entscheiden, wie die Welt sich selbst zu sehen hat“. Die Mehrheit müsse ihre Deutungshoheit aufgeben und würde dadurch Macht verlieren, was sie nicht wolle.
In ihrer halbstündigen Rede wollte Bosetti sich den „Nebenschauplätzen“ der gesellschaftlichen Debatten widmen. Denn der Populismus würde Debatten auf Nebenschauplätze lenken, sodass keine sachliche Diskussion mehr möglich sei. Die Migrationspolitik behandelte sie demonstrativ in nur wenigen Sätzen. „Eigentlich kann man es ja auch so zusammenfassen: Das gesamte Thema Migration ist ein Nebenschauplatz“. Damit wolle sie nicht sagen, dass das Thema egal sei.
„Die Migration zu stoppen oder einzudämmen, löst kein einziges Problem.“ Weiter sagte sie: „Wenn es diese ganzen anderen Probleme nicht gäbe“ – damit meint sie den Klimawandel und die Frage der sozialen Gerechtigkeit – „dann wäre auch Migration kein Problem“. Ihre Rede schloss sie mit ihrer Vision von guten Nachrichten ab: Die AfD löst sich auf, Elon Musk geht pleite und alle größeren internationalen politischen Entscheidungen werden so gefällt, dass Trump sich ändert.