
In einem Gastbeitrag in der Welt verteidigt die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt das politische Engagement der Kirchen – und vergleicht das Tempolimit mit einem Gleichnis Jesu. Scharfe Kritik übt sie an der CDU/CSU-Fraktion, die kürzlich über 500 Kleine Anfragen zur Arbeit von NGO’s gestellt hatte. Göring-Eckardt sieht darin eine Strategie, „Nichtregierungsorganisationen zu verunsichern und ihre Glaubwürdigkeit infrage zu stellen“.
Kirchen hätten die Aufgabe, Orientierung zu geben, zu trösten, zu mahnen – und auch Missstände zu benennen. Diese Einmischung gehöre zur christlichen Tradition. Wörtlich schreibt sie: „Immer redete Jesus in Beispielen und Gleichnissen, in Übersetzungen von theoretischen Fragen in lebensnahe Situationen.“
In diesem Zusammenhang bringt sie auch das Tempolimit ins Spiel. „Ja, auch das mit dem Tempolimit ist natürlich eine Beispielerzählung, die für das Ganze stehen will“, so Göring-Eckardt. Kaum ein Gleichnis bringe „Lebensschutz (weniger Unfälle, weniger Tote) und Schöpfungsbewahrung (weniger CO2)“ so zusammen.
Deutlich wird sie gegenüber der CDU-Politikerin Julia Klöckner, die zuletzt Predigten mit tagespolitischen Inhalten infrage gestellt hatte. Der Bild-Zeitung sagte sie: „Wenn Kirche manchmal zu beliebig wird, oder zu tagesaktuellen Themen Stellungnahmen abgibt wie eine NGO und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick hat, dann wird sie leider auch austauschbar. Ich meine: Klar kann sich Kirche auch zu Tempo 130 äußern, aber dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer.“ Göring-Eckardt schreibt dazu: „Eine engagierte Theologin und Kirchenfrau wie Julia Klöckner allerdings sollte dies durchschauen können und es besser wissen.“
Die Einmischung von Kirchen sei nicht nur legitim, sondern notwendig, argumentiert die Grünen-Politikerin. „Kirchen und Christenmenschen dürfen sich politisch einmischen und ihre Meinung sagen. Sie sollen sogar! Wir wären ärmer ohne ihre Einmischung.““, schreibt sie in dem Beitrag. Der christliche Glaube verlange Engagement für „Gerechtigkeit“ – auch in politischen Fragen. Kirchen hätten eine „Meinung“ und seien laut Göring-Eckardt Teil jener Kräfte, „die die Voraussetzungen schaffen, von denen der demokratische Staat lebt“.
Auch auf Parteichef Friedrich Merz spielt sie am Ende an – offenbar in Reaktion auf Klöckners Verhalten als Vizepräsidentin des Bundestages. „Friedrich Merz habe Julia Klöckner nach ihrer Wahl zur Bundestagspräsidentin geraten: ‚Mach was draus.‘ Dass sie einen völlig unnötigen Kulturkampf mit den Kirchen anzetteln solle, hat er damit hoffentlich nicht gemeint.“