
Was sind die größten afrikanischen Probleme? Das schlecht ausgebaute Straßen- und Schienennetz? Die geringe Industrialisierung? Die schlechte medizinische Versorgung? Die hohe Analphabetenrate? Das Fehlen einer demokratischen Kultur? Eine korrupte Oberschicht, die sich an der Ausbeutung der Bodenschätze beteiligt, aber ein Durchsickern des Wohlstands in breitere Schichten der Bevölkerung verhindert? Alles Quatsch. Zumindest, wenn es nach der Afrikanischen Union geht. Die sagt: Das größte Problem Afrikas ist, dass es für klein gehalten wird.
Und wer kennt das nicht: Afrika stellen wir uns doch alle so vor wie das Saarland. Also jetzt nicht nur wegen des technologischen Fortschritts. Sondern eben halt von der Größe her. Einmal aufs Rad setzen und in sechs Stunden ist man durch – dazwischen reicht die Zeit noch, um Lyoner zu essen und Karlsberg Ur-Pils zu trinken. Doch, wer hätte es gewusst: Afrika ist der zweitgrößte aller Kontinente. Das sei der Welt nicht bewusst. Sagt die Afrikanische Union.
Schuld an dieser postkolonialen Unterdrückung sind die Kartografen. Etwa die von Google Maps. Die versuchen die Welt in ein zweidimensionales Bild zu pressen. In ihrer Ansicht. Durch die stärkere Erdkrümmung in der Mitte gehe aber verloren, wie groß Afrika und wie klein Grönland tatsächlich sind. Sagt die Afrikanische Union. Deswegen kämpft sie jetzt für eine Pflicht zur dreidimensionalen Darstellung der Kontinente – und schwupps, gibt es in Afrika keine Diktaturen mehr, sondern nur noch Fortschritt wie Quantencomputer, Musterdemokratien oder Fernseher, die nebenher Strom produzieren.
Die Süddeutsche Zeitung übernimmt die Problematisierung und stellt ernsthaft dar, wie Afrika durch die hetzerische Postkartokrafie weiter kolonialisiert wird. Ihre Nutzer lässt sie auf WhatsApp zur Probe abstimmen, was diese für größer halten: Grönland oder Afrika? Gerade mal ein Zehntel stimmt für Grönland ab. Was für ein Skandal! Damit sagen sie ja quasi: An den Problemen der Afrikaner sind die Afrikaner schuld – und nicht der Westen, der diesen Kontinent immer noch unterdrückt, indem er ihn für klein hält.
Solcher Hass und solche Hetze gehört verboten. Solche Fake News durch korrekte Erdkunde-Kenntnisse müssen gestoppt werden. Staatlich. Wie sonst? Jeder, der behauptet, zweidimensionale Karten hätten ihn nicht glauben lassen, Grönland sei größer als Afrika, gehört weggesperrt. Zuallererst die SZ-Nutzer auf Whatsapp. Damit ließen sich alle Probleme eines Kontinents beseitigen und es würde beweisen, dass es nur woke Ideen braucht, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Falls nicht, wären es nur SZ-Leser gewesen, die weggesperrt worden sind – ein bisschen Opfer muss man einer Sache schon bringen, an die man glaubt.