
Russland wurde unter den Verdacht eines gezielten Störangriffs auf ein Flugzeug gestellt, mit dem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Sonntag nach Bulgarien flog – sogar die deutsche „Zeit“ berichtete über diese angebliche Attacke. Jetzt veröffentlichte das Portal Flightradar24 aber Daten, die dieser Darstellung Zweifel aufkommen lassen.
Nach Angaben einer Sprecherin der EU-Kommissionspräsidentin gab es bei der Reise der deutschen Politikerin ein sogenanntes GPS-Jamming. Dabei werden Signale des satellitenbasierten Navigationssystems GPS gezielt gestört oder blockiert. Für Ursula von der Leyen (66) und die anderen Mitreisenden endete der Zwischenfall glimpflich. Ihr Charter-Flugzeug konnte demnach am Ende sicher in der Stadt Plowdiw landen.
Lebensgefahr bestand nach Angaben des Flughafendirektors für die Insassen zu keiner Zeit. Demnach sei es in der Regel unproblematisch, den Airport in Plowdiw ohne GPS anzufliegen. Es sei Routine, bei Problemen mit einem Landesystem ein anderes einzusetzen, sagte Krassimir Peschew im Staatsrundfunk. In diesem Fall sei es das Instrumentenlandesystem (ILS) gewesen. Der Flug und die Landung des Flugzeugs mit von der Leyen an Bord habe trotz des Zwischenfalls keine Sorgen bereitet. Peschew sagte weiter, er habe den Flug am Radar mitverfolgt.
Zum genauen Ablauf des Angriffs gab es von der EU-Kommission zunächst keine Angaben. Nach einem Bericht der Financial Times musste der Charter-Jet mit von der Leyen wegen der Störung rund eine Stunde länger als geplant in der Luft bleiben. Dann habe der Pilot die Entscheidung getroffen, ohne GPS in der Stadt Plowdiw zu landen, hieß es. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies Anschuldigungen gegen Russland zurück und sprach gegenüber der Financial Times von Falschinformationen.
Nun kommen die vom Web-Portal Flightradar24 auf X veröffentlichten Daten ins Spiel: Tatsächlich sei anhand der Transponderdaten feststellbar, dass der Jet der EU-Kommissionspräsidentin nur neun Minuten Verspätung bei der Landung hatte, und nicht – wie berichtet – eine ganze Stunde, weil der Pilot ohne GPS-Daten über Bulgarien Schleifen ziehen musste.
Außerdem, so die Radar-Experten, sei festzustellen: „Der Transponder des Flugzeugs meldete vom Start bis zur Landung eine gute GPS-Signalqualität.“ Ein Follower von Flightradar24 auf X schrieb dazu: „Wenn Russland die Navigation von Flugzeugen stören könnte, würde es wohl zunächst die US-Predator-Drohnen im Schwarzen Meer stören – und nicht einen Jet mit von der Leyen.“