
Zu Ostern gibt es für die meisten Menschen bunte Eier oder Schokohasen – fürs europäische Ausland gab es zum Fest von Christi Auferstehung ein Strom-Geschenk aus Deutschland – und noch etwas Geld obendrauf. Denn Deutschland hatte am Mittag des Ostersonntags über mehrere Stunden ein solches Überangebot an Solarstrom, dass er nicht nur gratis, sondern sogar gegen eine Gebühr von bis zu 5,2 Cent pro Kilowattstunde ins Ausland abgegeben werden musste.
Heißt: Deutschland hat den Franzosen, Norweger, Schweizern, Niederländern und Luxemburger Geld dafür bezahlt, dass sie den deutschen Überschuss-Strom abnehmen, damit die deutschen Stromnetze nicht zusammenbrechen.
So sah die Stromproduktion in der vergangenen Woche aus. An Ostern (ganz rechts, 20.4.) liegt die Produktion in Deutschland deutlich über dem Strombedarf (schwarze, schwankende Linie). Die Folge ist, dass der Strompreis (rote Linie) in den Keller stürzt und Strom in Deutschland plötzlich negativ bepreist wird, worüber sich das Ausland freilich freut. Denn negative Strompreise bedeuten: Man bekommt kostenlose Strom und zusätzlich noch Geld, weil man den kostenlosen Strom abnimmt.
Besonders die Franzosen dürften sich gefreut haben, haben sie doch mehr als Hälfte es überschüssigen Solarstroms aus Deutschland genommen und sich zusätzlich für die Abnahme bezahlen lassen. Zeitgleich konnten die Franzosen die Leistung ihrer Atomkraftwerke binnen weniger Stunden um mehr als 25 Prozent drosseln. Und das, obwohl die angeblich mangelnde Flexibilität von Atomkraftwerken von ihren Gegnern immer wieder als Kontra-Argument ins Feld geführt wird.
Auch die Solaranlage im sächsischen Dohna hat am Ostersonntag dazu beigetragen, dass Deutschland viel mehr Strom hatte, als es brauchte.
Auslöser für die gigantischen Stromüberschüsse und negativen Preise ist der massenhafte und unregulierte Ausbau von Solar-Energie in Deutschland. Inzwischen gibt es rund 3,5 Millionen kleine und größere Solarkraftwerke in Deutschland, die nahezu allesamt gleichzeitig Strom produzieren, wenn die Sonne scheint, aber nicht zentral gesteuert werden können.
Das führt zu deutschen Nachmittagtagen mit Strom im Überfluss und Nächten (in denen die Sonne für gewöhnlich nicht scheint), in denen Gas, Kohle oder das Ausland einspringen müssen, um den deutschen Strombedarf zu decken. Denn: In Deutschland existieren kaum Möglichkeiten, den überschüssigen Strom zu speichern.
So auch Ostersonntag: Am Abend, als die Sonne nicht mehr schien, stieg der Börsenstrompreis auf mehr 150 Euro und Deutschland musste mehr als 20 Prozent des Bedarfs teuer einkaufen.
Das Ausland, das billig einkaufen und teuer verkaufen kann, freut's ...
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