
Russlands Präsident Wladimir Putin nutzt seine viertägige China-Reise, um seine Vision einer multipolaren Weltordnung zu bekräftigen. Beim Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Tianjin trifft er Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Dieses Treffen solle eine „zusätzlichen mächtigen Dynamik“ entfalten, erklärte Putin in einem schriftlich geführten Interview mit der staatlichen chinesischen Agentur Xinhua, das der Kreml veröffentlichte. Auffällig: Die Begriffe „Ukraine“ oder „USA“ tauchen darin nicht auf.
Putin wirbt seit Jahren für ein Ende der amerikanischen Dominanz in der Weltpolitik. In seinen Ausführungen hob er erneut hervor, dass Moskau und Peking den bilateralen Handel inzwischen fast vollständig in nationalen Währungen abwickeln – ein Schritt, der die Rolle des US-Dollars schwächen soll.
Ein weiterer Schwerpunkt ist für Putin die Stärkung des Globalen Südens. Dabei setzt er auf die Brics-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – die mittlerweile weitere Länder aufgenommen haben. Laut Kreml plant Putin in China Gespräche mit Staats- und Regierungschefs unter anderem aus Indien, der Türkei, dem Iran, Serbien und Pakistan.
Beim BRICS-Gipfel 2024 empfing Putin vor allem Dritte-Welt- und Peripherieländer.
Nach Angaben des chinesischen Außenministeriums wird es sich um den größten SOZ-Gipfel seit Bestehen handeln. Vertreter von 20 Staaten und zehn Organisationen werden in Tianjin erwartet. Die 2001 gegründete Organisation hat sich von einer sicherheitspolitischen Plattform gegen Terrorismus zu einem Bündnis mit wachsender wirtschaftlicher und geopolitischer Bedeutung entwickelt. Zu den Mitgliedern zählen heute neben Russland und China auch Indien, Pakistan, Iran und Belarus.
Für den Kremlchef geht es in China zudem um die Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen. China ist mittlerweile Russlands wichtigster Abnehmer von Öl und Gas – Einnahmen, mit denen Moskau auch seinen Krieg gegen die Ukraine finanziert. Umgekehrt bezieht Russland aus China zahlreiche Güter, die für die eigene Rüstungsindustrie von Bedeutung sind.
Beobachter in Moskau werten die Reise als sichtbares Zeichen der endgültigen Abkehr vom Westen und als Bestätigung der „grenzenlosen Freundschaft“ zwischen Russland und China. Auch ein symbolträchtiger Auftritt ist geplant: Am 3. September wird Putin in Peking als wichtigster Gast Xis an einer großen Militärparade teilnehmen.