
Das Segelschiff „Madleen“ hat am letzten Sonntag im sizilianischen Catania abgelegt. Es gehört der sogenannten „Freedom Flotilla Coalition“ – einer angeblichen Graswurzel-Bewegung, die sich gegen die Blockade des Gazastreifens einsetzt und dabei wie üblich den Terrorkrieg der Hamas vergisst. Auch den Graswurzel-Charakter darf man bezweifeln. Sicher ist: Der Flottillen-Bund hat mächtige Freunde aus dem NGO-, aber auch dem dschihadistischen Terror-Milieu. Das in Deutschland verbotene Samidoun-Netz – man erinnert sich: Süßigkeiten am 7. Oktober – gehört zu den offiziellen Unterstützern.
Auf dem Boot sitzt nicht nur die schwedische Klima-Ikone Greta Thunberg, sondern weitere elf Gaza-Aktivisten, die allesamt durchdrungen davon sind, die „zionistische Entität“ (so nennt man hier Israel) zu Fall zu bringen. Daneben sollen auch humanitäre Hilfsgüter unklarer Natur und Menge an Bord sein. Viele können es aber nicht sein. Immerhin wollen die Segler wohl auch selbst essen. Vor allem wollen sie Zeichen setzen. Nur welche?
Aus Deutschland ist Yasemin Acar mit dabei, die auch als „Stimme des Israelhasses“ gehandelt wird (so der Tagesspiegel im März 2024 und gegen die wegen Verwendung von Kennzeichen terroristischer Organisationen ermittelt wird, etwa wegen der von ihr benutzten Parole „From the River to the Sea, Palestine will be free“, eine Aussage, die das Verschwinden Israels bedeutet.
„Auf ihrem Instagram-Account verbreitet sie eine Lüge nach der anderen: Israel verübe seit 76 Jahren einen Völkermord an den Palästinensern, der Gaza-Streifen sei ein Konzentrationslager und Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, ein „genozidales Monster“.
Yasemin Acar fehlt auf keiner Hass-Parade gegen Israel in Berlin und nimmt an den Besetzungen der Universitäten durch Hamas-Anhänger teil. Dann ruft sie: „Zionisten sind Faschisten“. Anfang Januar drohte sie dem Staat der Juden: „Wenn Gewalt die einzige Option ist, werden wir sie anwenden.“ Und: „Ihr werdet alle zur Rechenschaft gezogen.““, schreibt Gunnar Schupelius in seiner Kolumne „Mein Ärger“ bei BZ Berlin.
Die Schwedin Greta Thunberg hat sich seit einiger Zeit vom „Schulstreik fürs Klima“ auf Pro-Hamas-Demonstrationen umgestellt – offenbar weil sich dieses Thema derzeit besser verkauft. Und überhaupt: „Es kann keine Klimagerechtigkeit auf besetztem Land geben.“ Mit solchen sinnfreien Sprüchen verziert Thunberg ihren Karrierewechsel heute auf Instagram. Man kennt das von Adorno: Es gibt kein wahres Leben im falschen, ewige Revolution und all das. Mal sehen, wie Gretas Revolution in Gaza ausgehen wird.
Natürlich musste es ein kleines Segelboot sein. Das ist wild-romantischer und irgendwie abenteuerlicher. Schon 2023 hatte es eine Schiffstour der Flottillen-Koalition gegeben, die über verschiedene europäische Häfen führte – durch Norwegen, die britischen Inseln, Deutschland, Niederlande, Dänemark und Schweden –, um sich nach dieser Good-Will-Tour in den Gazastreifen aufzumachen. Man hörte nicht mehr viel davon. Was auch? Nachrichten erzeugen diese Fahrten normalerweise nur beim Ablegen, bevor sich am Ende der Reise zeigt, wie viel komplizierter die Realität ist.
Auch vom irischen Schauspieler Liam Cunningham („Game of Thrones“ und „3 Body Problem“), der seit Jahren immer wieder mit antisemitischen Postings auf seinen Social-Media-Profilen auffällt, heißt es immer wieder, er segele mit, aber auf der offiziellen Liste fehlt sein Name. Ein Video zeigt ihn neben den Protagonisten. Aus offener Sympathie und direkter Unterstützung macht er allerdings keinerlei Hehl. Sein Instagram-Account ist regelrecht überschwemmt von jahrelangen Anti-Israel-Postings und jüngst Freedom-Flotilla-PR.
Unterstützung kommt auch von zahlreichen Filmsternchen im edlen Tuch, die die sogenannte „Freedom Flotilla Coalition“ per Social-Media-Kacheln teilt. Auf Instagram hat die Gruppe „gazafreedomflotilla“ 801.000 Follower und erhält hunderttausende Likes für ihre Posts. Die Social-Media-Fabrik auf hoher See läuft anscheinend auf vollen Touren.
Die neben Thunberg bekannteste Person auf dem Boot ist die quasi französische EU-Abgeordnete Rima Hassan, die freilich eher wie ein in Frankreich implantierter Free-Palestine- oder Der-Islam-regiert-Stachel wirkt. Das Palästinensertuch Kufiya trägt sie regelmäßig im EU-Parlament, sogar auf ihrem offiziellen Abgeordnetenbild. Hassan wurde als Tochter von Palästinensern in Syrien geboren und kam mit elf Jahren als Staatenlose nach Frankreich, wo sie sich zumindest sprachlich perfekt assimilierte und ein Jura-Studium absolvierte.
Hassan unterstellt den Israelis, aktuell einen Genozid im Gazastreifen zu begehen. Sie sieht den Staat der Juden generell als „Monstrosität“, wie sie auf X dekretierte. Die Hamas sieht sie als reine „Widerstandsbewegung“ – auch wenn die eingesetzten Mittel eindeutig dem Instrumentarium des Terrors mit genozidaler Absicht entspringen, wie man am 7. Oktober und seither sehen konnte. Gerade erst sind ja zwei tote Geiseln an Israel übergeben worden, ein rüstiges Ehepaar, Judy Weinstein und Gadi Haggai, beide zugleich US-Bürger, die das Unglück hatten, in unmittelbarer Nachbarschaft des Gazastreifens zu leben.
Im EU-Parlament sitzt Hassan für die linkspopulistische Partei „La France insoumise“ (LFI), die auch für einen Links-Islamismus offen ist. Auf Demonstrationen, denen Hassan beiwohnte, waren Rufe zu hören wie: „Wir sterben für den Dschihad“; oder auch: „Vorwärts, Hamas, ihr seid die Kanone, wir sind die Kugeln“, wie die Jüdische Allgemeine https://www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/die-hetzerin/ im letzten Sommer berichtete.
Für Hassan sind auch Familien mit kleinen Kindern, die von den Hamas-Terroristen kaltblütig ermordet und gequält wurden, nicht etwa Opfer der Hamas, sondern dem „von Israel aufgezwungenen Besatzungs- und Kolonisationsregime“ zuzuschreiben. https://www.mena-watch.com/abgeordnete-legitimiert-hamas-terror/ Daneben unterstützt sie einen General-Boykott Israels, was ihr erst im Februar ein Einreiseverbot in das Land einbrachte. Das war der Boykott des Boykotts.
Die erste begonnene Gaza-Fahrt von Anfang Mai musste wegen eines beschädigten Bootes abgebrochen werden. Angeblich zerstörte ein „Angriff“ (Hassan) bei Malta den Bug des Bootes. Sofort schossen die Vermutungen und Verschwörungstheorien ins Kraut: Israel habe mit einer Drohne für den Schaden gesorgt. Statt mit der „Conscience“ nutzen die Gaza-Fahrer nun die „Madleen“ – sind also weniger gewissenhaft, aber dafür umso feministischer unterwegs. Denn die echte Madleen ist angeblich die einzige weibliche Fischerin des Gazastreifens. So verleihen die Segler der Reise also auch eine feministische Dimension. Noch ein Zeichen wäre gesetzt, das im dschihadistisch organisierten Gazastreifen aber kaum jemanden interessieren dürfte.
Was sind also die praktischen und konkreten Ziele der Revolutionäre zur See? Laut Hassan wollen sie „die Blockade der humanitären Hilfe, den anhaltenden Völkermord und die Straffreiheit des Staates Israel zurückweisen“ und „ein globales, internationales Bewusstsein stärken“. Ein Bewusstsein wovon genau, das sagt sie dabei nicht. Auch was jene „Zurückweisung“ konkret bewirken soll, bleibt sie schuldig.
Auf der Website der sogenannten „Freedom Flotilla“ kann man die Fahrt der „Madleen“ genau verfolgen. Eine Karawane von roten Punkten zieht sich vom Hafen im Osten Siziliens schnurstracks Richtung Südwesten durchs Ionische Meer, zieht dann knapp unter Kreta noch eine Schleife, um danach weiter Richtung ägyptische Gewässer zu segeln. Am Freitagnachmittag hatte man so die Hälfte der Fahrt hinter sich gebracht. Am Sonntag will man die See vor Gaza erreicht haben.
Vielleicht war es bei diesem Schlenker zwischen Kreta und Libyen, dass die „Madleen“ Zeit fand, sich auch um ein paar Migranten zu kümmern. Der Spiegel berichtet naturgemäß begeistert von diesem Ereignis, das das schlechthin Gute in der bipolaren Autistin Thunberg erneut zu beweisen scheint („Greta Thunbergs Gaza-Protestboot rettet Migranten aus Seenot“. „Vier Menschen stürzten ins Meer, als die libysche Küstenwache eingriff, wir konnten sie retten, sie sind bei uns auf dem Boot“, das schrieb die EU-Abgeordnete Rima Hassan auf Instagram und fand die Zeit, alles durch farbig markierte Bilder zu dokumentieren. Angeblich waren die Migranten aus dem Sudan, offenbar solche der illegalen Sorte. Für die meisten Wähler ist kaum etwas Gutes, eher viel Schlechtes getan, wenn Europa sie aufnimmt. Hassan kann das offenbar egal sein. Es geht ja eh um das Empowerment des „globalen Südens“.
Schon am Dienstag bekam die „Madleen“ angeblich Besuch von einer Heron-Drohne der griechischen Küstenwache. Wenige Stunden später folgten zwei Drohnen unbekannter Herkunft. Am Donnerstag ein weiterer Drohnenbesuch, wie die Aktivisten auf Instagram mitteilen. Schlimmer Verdacht der Segler: Die Drohnen sollen den Israelis geheime Informationen zu ihrem Schiff liefern.
Niemand weiß, was passiert, wenn das Segelschiff vor Gaza aufkreuzt. Die Insassen erwarten – und posten das online – ein Abfangkommando der Israelis. Israel hatte ursprünglich eine Anlegeerlaubnis zu erteilen, soweit durch Sicherheitsbeamte sichergestellt wäre, dass das Schiff keine Gefahr darstellt. Diese Ansicht scheint sich jetzt geändert zu haben. Gegenüber der Jerusalem Post und i24News hat die israelische Armee inzwischen bestätigt: „Wir, die israelischen Verteidigungskräfte, sind darauf vorbereitet, die Bürger Israels zu schützen, an allen Fronten, im Norden, im Süden, in der Mitte und auch in der maritimen Zone.“ Tag und Nacht würden diese Meereszone und die Seegrenzen des israelischen Staates geschützt. Die konkrete Methode will der Sprecher zwar nicht preisgeben, aber man habe Erfahrungen in den letzten Jahren gesammelt und werde „entsprechend handeln“.
Auch die Zeit meint: „Das wahrscheinlichste Szenario ist jedoch, dass die Aktivistinnen und Aktivisten in den israelischen Hafen von Aschdod gebracht werden. Und dann zügig in ihre Herkunftsländer abgeschoben werden.“ Inwiefern damit „das Ziel“ Thunbergs „erreicht“ sein soll (Zeit), bleibt ebenso schleierhaft wie diese Hamas-Begeisterung einer früher liberalen Wochenzeitung. Die Madleen könnte aber auch schlicht ins offene Meer zurückbeordert werde.
In Frankreich kritisieren derweil auch linke Parteien die Tour der Abgeordneten Hassan: Es gebe einen Moment, in dem eine politische „Mobilisierung“ zu einer reinen „Kommunikations-Operation“ werde, die nur noch „der politischen Selbstdarstellung dient“. Das sei dann der Fall, wenn ohne klar sei, dass eine Aktion keinerlei Aussichten auf Erfolg hat, und man vor einer „Konfrontation“ warne, die man zugleich selbst provoziert. Das meint ein Vertreter von „Place publique“, der Partei des Ex-Sozialisten Raphael Glucksmann. Hassan erwidert auf die Vorwürfe, der Flottillen-Bund habe „beschlossen, seine Aktion sichtbar zu machen und in den Medien zu präsentieren, um sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit im Falle eines Angriffs mobilisiert wird“.
Indes fordern einige „UN-Experten“ – auch sie bleiben auf natürliche Weise wirkungslos –, dass Israel die „Freiheitsflottille“ passieren lässt. „Die Menschen im Gazastreifen haben das Recht, auch unter der Besatzung in ihren eigenen Hoheitsgewässern Hilfe zu erhalten, und das Schiff der Koalition hat das Recht auf freie Durchfahrt in internationalen Gewässern, um die Menschen im Gazastreifen zu erreichen.“ Israel darf demnach nicht in die „völkerrechtlich seit langem anerkannte Freiheit der Schifffahrt eingreifen“.
Hier wird allerdings souverän die Frage ignoriert, ob der Gazastreifen überhaupt als internationale Entität alias „Staat“ anerkannt ist. Das scheint nicht der Fall zu sein. Israel hatte zwar vor Jahren seine Truppen aus dem Landstrich zurückgezogen, aber ihn damit noch nicht an irgendeine Palästinenserbehörde abgetreten.
Die Absurditäten dieses „UN-Experten-Statements“ gehen aber noch weiter. So heißt es: „Israel hat seit 17 Jahren eine vollständige Blockade des Gazastreifens durchgesetzt. Diese Blockade ist seit dem 2. März 2025 total und absolut und hat über 80 Tage lang verhindert, dass Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen. Erst vor kurzem wurde ein kleines Rinnsal an Hilfsgütern zugelassen.“
Von einer „vollständigen“ („full“) Blockade ging es also zu einer „totalen und absoluten“, wobei auch total eben nur vollständig bedeutet. Und am Ende stört die Experten dann doch wieder das „Rinnsal an Hilfsgütern“, das auch diese gesteigerte Blockade weder als total noch als absolut erscheinen lässt. Es ist alles ein wenig komplizierter, möchte man wiederum sagen. Und dann verklären die UN-Experten die Thunberg-Hassan-Flottille doch wirklich als hoffentlich „ungehinderte“ Überbringerin „humanitärer Hilfe“. Dabei ist die Bootsfahrt doch, wie auch alle Beteiligten zugeben, ein reiner PR-Stunt, mit dem man in gewissen Medien und Öffentlichkeiten Eindruck schinden will. Die Maskerade internationaler Organisationen in diesen Dingen findet offenbar kein Ende und verrät eine tiefgreifende Infektion mit dem Virus Wokeness – hier in ihrer perversesten Version, der Solidarität mit Terroristen.
Allerdings muss auch gesagt werden, dass Greta Thunberg mit einer dieser „UN-Experten“ recht dicke befreundet ist. Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten Gebiete Palästinas und bekennende Genozid-Theorie-Anhängerin, saß im Februar in derselben Karosse mit Thunberg und weiteren Aktivisten. Eine Art vorbereitendes Arbeitstreffen vielleicht.