
Die britische Tageszeitung Guardian hat seinen Mitarbeitern psychologische Unterstützung und Beratungsangebote angeboten, nachdem die Wiederwahl von Donald Trump für Aufregung und Bestürzung im Team gesorgt hat. Wie der Telegraph berichtet, hat Chefredakteurin Katharine Viner in einer internen E-Mail mitgeteilt, dass die US-Wahl „beunruhigende Bruchlinien in vielerlei Hinsicht“ aufgezeigt habe. Sie rief die in Großbritannien ansässigen Journalisten dazu auf, sich solidarisch mit ihren Kollegen in den USA zu zeigen – und „ihnen Unterstützung anzubieten“. Innerhalb des Hauses sollen Journalisten nun Hilfestellung erhalten, falls die Wahl Trumps sie zu sehr belastet.
Viner schreibt demnach in einem Memo, dass das Ergebnis „für viele andere verstörend“ sei und fügte hinzu: „Falls Sie darüber sprechen möchten, stehen Ihnen Ihr Manager und Mitglieder des Führungsteams sowie das People-Team zur Verfügung. Außerdem gibt es kostenlosen Zugang zu Unterstützungsdiensten, die ich am Ende dieser E-Mail erläutere.“
Ein Sprecher des Guardian sagte gegenüber dem Telegraph: „Was Sie als ‚Therapie nach dem Trump-Ergebnis‘ bezeichnen, ist eigentlich unser Mitarbeiterunterstützungsprogramm – eine Funktion, die jede verantwortungsvolle internationale Medienorganisation ihren Mitarbeitern jederzeit zur Verfügung stellt.“
In einem Guardian-Leitartikel vergangenen Mittwoch schrieb Viner, dass die Zeitung, die dem politischen linksliberalen Milieu zuzuordnen ist und mehr als 100.000 gedruckte Exemplare täglich verkauft, „sich den nächsten vier Jahren mit Donald Trump stellen“ werde – und die Wahl ein „außergewöhnlicher, verheerender Moment in der Geschichte der Vereinigten Staaten“ sei.
Dass die Zeitung Schlagseite aufweist und durchaus auch aktivistische Anliegen verfolgt, wird im weiteren Verlauf des Leitartikels deutlich. „Mit Trump, der in wenigen Monaten erneut ins Amt kommt – mit dramatischen Auswirkungen auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die Gesundheit der amerikanischen Demokratie, die reproduktiven Rechte, die Ungleichheit und vielleicht am meisten auf unsere kollektive Umweltzukunft – ist es an der Zeit, unsere Bemühungen zu verstärken, den gewählten Präsidenten und die Menschen um ihn herum zur Rechenschaft zu ziehen“, so Viner.
Die Chefredakteurin will nach Trumps Wahlsieg „Bemühungen verstärken“.
Der Leitartikel endet mit einem Spendenaufruf und der Aussage, dass die Zeitung „diesen Bedrohungen entgegentreten wird und es mutigen, gut finanzierten, unabhängigen Journalismus“ und eine „Berichterstattung, die sich nicht von einem Milliardär beeinflussen lässt“ braucht.
Mit der Maßnahme, der eigenen Belegschaft nun psychologische Unterstützung zu garantieren, ist der Guardian dabei nicht alleine. In den USA haben einige Hochschulen den Studenten – als Reaktion auf Trumps Sieg – Freizeitangebote, Fristverlängerungen, Kunsttherapien und Zugang zu Therapiesitzungen angeboten. Die University of Oregon etwa teilte den Studenten und Studentinnen in dieser Woche mit, dass sie zur „Förderung des Wohlbefindens und zur Verringerung der Angst während der Wahlwoche Quacktavious auf den Campus bringt“. Bei „Quacktavious“ handelt es sich um eine „Therapie-Ente“.
„Quacktavious“, die Therapie-Ente, ist angelehnt an die Ducks. So nennt sich das Football-Team des Colleges an der Westküste.
Auch in Deutschland führte der eindeutige Präsidentschaftssieg des republikanischen Kandidaten Donald Trump zu einer publizistischen Fokussierung auf psychologische Hilfsangebote. Die Süddeutsche Zeitung fragte unlängst in einem Artikel: „Meine Tochter hat Angst vor Trump. Was tun?“. Der Spiegel hingegen bot Hilfestellung einer Verhaltenstherapeutin an zu der Frage: „Was kann ich tun, wenn ich wegen Donald Trump Angst habe?“
„Auch wenn ich morgens denke, ich kann wegen Trump nicht zur Arbeit – dann könnte es helfen, trotzdem zur Arbeit zu gehen, denn Leute zu treffen, tut gut.“https://t.co/dryrNp4P7c pic.twitter.com/sSUS6mh5mW
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