
„Es war in den 16 Jahren und den vier Regierungen mit Angela Merkel nicht alles prima“, gibt Oettinger direkt zu Beginn des Interviews zu und übt an seiner Parteikollegin Kritik: „Die letzte Regierung von Angela Merkel war nicht wirklich überzeugend, aber die jetzige ist noch schlechter.“
Umso verwunderter war Oettinger, als er hörte, dass „Tick, Trick und Track“ erneut für die Position des Bundeskanzlers kandidieren werden. Gemeint sind: Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck. „Alle drei waren in der Leitung der Regierung, Die ist zerbrochen, und alle drei treten an. Denn normal ist: Einer von denen oder alle sagen ‚Das wars‘. Nein, sie treten an“, sagt Oettinger.
Beim Ukraine-Krieg plädiert Oettinger für eine noch stärkere Haltung Europas und spricht sich für Waffen als Abschreckung aus.
„Umso eher muss die CDU mit der CSU jetzt schauen, dass Erneuerung reinkommt, ein neues Konzept kommt und den Menschen müssen wir klarmachen: Wir haben die Chancen, wenn wir mehr arbeiten, wenn wir mehr forschen, wenn wir unsere Infrastruktur intakt bringen. Und wenn wir in Berlin und auch in Brüssel für etwas weniger Bürokratie sorgen.“
Premiere bei „Schuler! Fragen, was ist“! Das Interview fand mit Publikum statt.
In Angela Merkels Biografie konnte die Ex-Kanzlerin eigene Fehler nicht wirklich niederschreiben. Gibt es nichts zu kritisieren? Oettinger: „Also in 16 Jahren darf man Fehler machen. In drei Jahren darf man nicht nur Fehler machen. Ich finde es ist schon eine gewisse Einbildung von Habeck und Scholz derzeit zu beobachten“, kommentiert der Ex-EU-Kommissar.
Oettinger engagiert sich schon seit fast 50 Jahren in der CDU. 1977 gründete er in seiner Heimat einen Ortsverband der Jungen Union.
Die Ampelregierung sei aus Oettingers Sicht vor allem gescheitert, weil man in zu vielen Punkten doch in verschiedene Richtungen wollte. „Sie hatte keine Gemeinsamkeiten außer Cannabis freizugeben, Gender und den Geschlechterwechsel zu ermöglichen. In den Fragen der Wirtschaft, der Arbeit, des Haushalts war von vornherein nichts gemeinsam.“ Das „Gemeinsam“ konnte Merkel besser, sagt der Jurist. „Angela Merkel hat vieles richtig gemacht, denn sie hat in Europa den Laden zusammengehalten: in der Finanzmarktkrise, in der Staatsschuldenkrise, als der Brexit war oder in den ersten Tagen der Flüchtlingswelle.“
Oettinger zeigt sich dankbar, dass seine Politiker-Karriere geregelt zu Ende ging. Im Hintergrund bleibt er jedoch gerne weiterhin aktiv.
Das ganze Interview mit Günther Oettinger finden Sie hier: