
Am schnellsten reagierten wie immer die Finanzmärkte rund um die Welt. Die Börsen in Asien, als auch in Europa und auch in den USA gingen steil nach oben. Ganz offenbar sehen die Anleger und Investoren den Sieg von Trump ganz unideologisch als eine extrem gute Nachricht für die weitere Kursentwicklung. Ganz vorne mit dabei bei den Gewinnern sind die Tech-Aktien. Der Chip-Hersteller Nvidia wurde zur wertvollsten Aktiengesellschaft der Welt.
Gleichzeitig stieg der Bitcoin auf ein Rekordhoch von mehr als 75.000 US-Dollar. Das liegt daran, dass Trump in der Tech-Szene als ein Unterstützer von neuen Technologien gilt und hier mit Deregulierung neue Möglichkeiten eröffnen will. Das gilt für Unternehmen, die in digitalen Märkten unterwegs sind und neue Technologien wie Künstliche Intelligenz entwickeln und voranbringen wollen, wie Google, Meta, Microsoft, Amazon oder X von Elon Musk. Und es gilt auch für Kryptowährungen wie Bitcoin. Trump hatte angekündigt, er wolle „aus Amerika die Welthauptstadt für Krypto und Bitcoin machen“ und er werde „der Pro-Innovations- und Pro-Bitcoin-Präsident sein, den Amerika braucht“.
Trump bei der Stimmenabgabe.
Für Deutschland und Europa am wichtigsten und am direktesten sind die Ziele in der Handelspolitik von Trump. Eines seiner Lieblingsworte lautet „Zölle“. Die will er nicht nur auf chinesische Produkte erheben beziehungsweise weiter erhöhen, sondern ganz explizit auch auf Produkte aus Europa. Hier besonders im Fokus: Deutsche Autos. Diese Importe sollen mit höheren Zöllen belegt werden, damit sie auf dem Markt in den USA teurer werden und sich das Geschäft so für deutsche Autobauer immer weniger lohnt.
Gleichzeitig sollen und werden davon amerikanische Autobauer profitieren. Das schlägt natürlich bei den deutschen Autobauern voll durch, die ohnehin schon unter miesen Geschäftszahlen und Gewinneinbrüchen leiden. Der deutsche Autobauer BMW meldete geradezu perfekt passend dazu einen Gewinneinbruch von knapp 84 Prozent. Tesla aus den USA vermeldet dagegen immer neue Rekordzahlen mit 17 Prozent mehr Gewinn allein im dritten Quartal 2024. Für die deutschen Autobauer gibt es nur eine Möglichkeit, diese Zölle zu umgehen. Nämlich indem sie ihre Produktion in die USA verlagern und dann auf dem US-Markt produzieren und ihre Autos nicht mehr importieren müssen.
Tesla verkauft seine Autos überaus erfolgreich
Damit würde Donald Trump auch ein weiteres Versprechen an seine Wählerinnen und Wähler erfüllen: Wieder für mehr Arbeitsplätze in den klassischen Industrien in den USA zu sorgen.
Denn genau das ist eines der Kernargumente hinter dem Slogan „Make America Great Again“ – mehr Arbeitsplätze, mehr Wertschöpfung und mehr Wohlstand in den USA. Das bedeutet auch, dass neben Autos weitere Industrieprodukte mit Zöllen belegt werden das gilt höchstwahrscheinlich für Maschinen, für Anlagen, für Elektrogeräte und ebenso für Industrie Rohstoffe wie beispielsweise Stahl. Die deutsche Stahlindustrie steht ohnehin nicht besonders gut da und will, wie beispielsweise ThyssenKrupp, Arbeitsplätze in Deutschland abbauen. Grüner Stahl, der vor allen Dingen mit erneuerbaren Energien und Wasserstoff erzeugt werden soll, scheint kein Erfolgsmodell. Es macht den Stahl und damit andere Industrieprodukte aus Deutschland extrem teuer. Insofern müsste Trump hier gar nicht besonders hohe Zölle erheben, um die deutschen Produkte in den USA komplett konkurrenz-unfähig zu machen.
Thyssen-CEO Miguel Lopez steuert den Konzern durch schwierige Zeiten.
Das innenpolitische Ziel von Donald Trump ist dabei, die heimische Industrie zu schützen und neue Industrieansiedlungen in den USA zu fördern. Hier kommt ihm sogar die Politik seines Vorgängers Joe Biden zugute. Über den sogenannten „Inflation Reduction Act“ verspricht die US-Regierung enorme Subventionen für industrielle Neuansiedlungen in den USA. Diese Politik hat in den letzten Jahren schon gewirkt und Trump wird dafür sorgen, dass dieser Schwung genutzt wird und die Rahmenbedingungen noch weiter für Industrieansiedlungen verbessern. Damit will er die USA vor allen Dingen im Vergleich zu Mexiko und China wieder attraktiv machen, wohin viele US-Unternehmen in den letzten Jahren ihre Industrieproduktion ausgelagert haben. Zudem hat Trump umfangreiche Steuersenkungen angekündigt, wobei er hier eher ungenau geblieben ist.
Donald Trump will die USA energiepolitisch unabhängig machen und gleichzeitig eine billige Energieversorgung für private Verbraucher und vor allem die Wirtschaft garantieren. Dabei wird Trump auch keine Rücksicht auf internationale Klimaziele nehmen, wie er bereits in seiner ersten Amtszeit gezeigt hat.
Die Blöcke 3 und 4 im Kraftwerk Vogtle in Burke County in der Nähe von Waynesboro im US-Bundesstaat Georgia
Erreicht werden soll das Ziel, durch eine konsequente Förderung von Bodenschätzen in den USA. Neben „Make America Great Again“ und „Fight!“ ist der Slogan „Drill Baby Drill“ einer der Dauerbrenner in Trumps Kampagne. Bedeutet: Alles, was irgendwie aus der Erde geholt werden kann, soll gefördert werden. Indem das Angebot an Rohstoffen so massiv erhöht wird, werden die Preise sinken und die Energieerzeugung entsprechend günstig bleiben. Vor allem aber soll und wird sie dadurch verlässlich bleiben, weil die USA nicht auf schwankende erneuerbare Energien setzen. Hinzu kommt noch eine Renaissance der Kernkraft, die Trump ebenfalls stark befürwortet.
In den USA laufen mehrere Bestrebungen, große Konzerne wie Google, Meta (Facebook) oder Amazon zu zerschlagen und ihre Macht auf den Märkten zu begrenzen. Hierfür hätte es sicherlich von einer demokratischen Präsidentin Unterstützung gegeben. Dass Donald Trump solche Vorhaben unterstützen wird, ist sehr unwahrscheinlich. Denn Trump ist sich bewusst, dass die USA in Sachen Technologie und Digitalisierung absolute Weltspitze sind und das auch weiterhin bleiben sollen.
Sowohl für die alte Industrie, als auch für die neue digitale Industrie spielt ein weiterer Schwerpunkt von Trumps Wirtschaftspolitik eine besondere Rolle. Nämlich der Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur. Diesen Bereich hat Trump bereits in seiner ersten Amtszeit vorangetrieben – und gerade Baumaßnahmen verschlingen schnell Milliarden an Steuergeldern.
Der Milliardär Elon Musk, der designierte Präsident Donald Trump und sein Vize J.D. Vance.
Und das Geld für die verschiedensten Investitionen muss irgendwo herkommen. Wahrscheinlich werden deswegen die Staatsschulden in den USA wieder steigen. Die Vereinigten Staaten sind ohnehin schon einer der Weltmeister in der Verschuldung. Da die Republikaner auch die Mehrheit im Kongress haben, dürften die Verschuldungspläne gute Chancen haben, durchzugehen. Eine höhere Staatsverschuldung würde dabei mittelfristig zu einem schwächeren Dollarkurs führen. Ein schwächerer Dollarkurs verbilligt amerikanische Waren auf den Weltmärkten und macht sie damit wettbewerbsfähiger. Das wäre also ein weiterer Vorteil für amerikanische Unternehmen durch die Politik von Donald Trump.
*Andreas Moring ist Wirtschaftsprofessor und langjähriger Unternehmer in der Digitalwirtschaft aus Hamburg