Diese acht Beispiele belegen, wie systematisch Robert Habeck in seiner Doktorarbeit getäuscht hat

vor 3 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Ein Plagiatsbericht von Dr. Stefan Weber sorgt für Aufruhr im politischen Deutschland. Von Robert Habeck (Grüne) wird er mit viel nachweislicher Desinformation bekämpft. NIUS berichtete ausführlich und exklusiv über das Gutachten von Weber – und wird in diesem Artikel anhand von acht Beispielen aufzeigen, warum Habecks Quellenarbeit keineswegs eine Lappalie darstellt.

Am Montagmorgen ging der Kanzlerkandidat der Grünen in die Flucht nach vorne: Robert Habeck veröffentlichte eine Stellungnahme per Video auf X, begleitet von einem längeren Tweet. Damit wollte er einem bis dahin noch unveröffentlichten Plagiatsbericht von Dr. Stefan Weber von vornherein den Wind aus den Segeln nehmen. Dieser lag NIUS im Vorfeld exklusiv vor.

Ein in der Bundesrepublik einmaliger Vorgang kam ins Rollen: Zahlreiche Medien mit notorischem Linksdrall nahmen den Grünen-Politiker gegen Vorwürfe in Schutz, die nicht einmal öffentlich waren. Ohne selbst zu recherchieren, übernahmen sie die argumentative Verteidigungstaktik Robert Habecks, die jedoch eine gewaltige Schwäche hatte: Sie basierte auf Falschbehauptungen.

Habeck hatte vollmundig angekündigt, „das Ganze transparent“ zu machen. „Denn ich kenne die Vorwürfe – und konnte sie vorab prüfen lassen“, teilte er auf X mit. In der Tat kannte er die Vorwürfe, aber anders als er der Öffentlichkeit gegenüber suggerierte. NIUS hatte ihn nämlich zuvor mit den vollständigen Vorwürfen konfrontiert, wie folgende E-Mail beweist. Verlinkt ist darin der finale, 188 Seiten umfassende Plagiatsbericht. Der Link war bereits online abrufbar, allerdings nirgends öffentlich gemacht.

Was Habeck „vorab prüfen“ ließ, war jedoch nicht dieses ihm bekannte Gutachten, sondern ein deutlich kürzeres: Die Uni Hamburg bewertete ein nur etwa 40-seitiges Erstgutachten von Herrn Weber, das im Januar 2025 laut seiner Auskunft über mysteriöse Wege zu den Grünen via FAZ durchgestochen worden war. Das endgültige Gutachten befindet sich momentan in der Bewertung durch die Universität, wie ihrer gestrigen Pressemitteilung zu entnehmen ist.

Habeck stellte diesen Sachverhalt „irreführend“, mithilfe von „Falschbehauptungen“ und „Unwahrheiten“ dar, so Rechtsanwalt Carsten Brennecke von der auf Krisenkommunikation spezialisierten Kanzlei Höcker. Er kam am Montagabend zu dem vernichtenden Fazit: „Habeck hat somit die eigentlich gute Idee, eine negative Nachricht vorwegzunehmen und zu entschärfen, amateurhaft verstolpert. Der von ihm veröffentlichte Text ist unwahr und irreführend. Damit hat Habeck die Chance verpasst, Vertrauen zurückzugewinnen und die Situation noch schlimmer gemacht.“

Das war jedoch nicht die einzige Täuschung, derer sich Robert Habeck in seiner fehlgeschlagenen Kommunikation schuldig machte. Er verharmloste zudem seine in der Summe als fehlerhafte, keinen wissenschaftlichen Standards genügende Quellenarbeit als „Ungenauigkeiten in den Fußnoten“. Ungenauigkeiten sind Lappalien, bei denen man auch einmal ein Auge zudrücken darf. Was Habeck getan hat, widerspricht den damals wie heute geltenden Vorschriften wissenschaftlichen Arbeitens, die untersagen, aus Sekundärliteratur übernommene Primärliteratur ohne ein „zitiert nach“ anzuführen. Auch an dieser Stelle ist die Verteidigungsstrategie Habecks sehr schwach – sie wird auch dadurch nicht besser, dass die Gutachter des 40-seitigen Plagiatsberichts in diesem Zusammengang die Auffassung vertreten, dass die „heutigen Regeln guter wissenschaftlicher Praxis zum Zeitpunkt der Erstellung der Arbeit zum Teil noch nicht in gleicher Weise formalisiert waren.“

Wie umfassend Habeck getäuscht hat, erschließt sich anhand der folgenden acht Beispiele:

1. Habeck schreibt hier ein Zitat beim französischen Philosophen Paul Virilio ab. „Da Habeck die Originalquelle wohl nie konsultiert hat“, so Stefan Weber, „hat er auch nicht bemerkt, dass er hier ein Falschzitat abgeschrieben hat.“ In der linken Spalte sieht man Habecks Dissertation, in der rechten die Originalquelle. Das Zitat „trügerischen Unmittelbarkeit“ weist er Virilio zu, ohne dabei den Literaturwissenschaftler Michael Wetzel als Sekundärquelle auszuweisen. Ihm wiederum war der Fehler unterlaufen, die Überschrift eines Textes des berühmten Theologen Dietrich Bonhoeffers, welcher in Virilios Werk abgedruckt ist, als dessen Zitat auszuweisen.

Hier zeigt sich, wie die falsche Quellenarbeit systematisch Fehler produziert, die dann im akademischen Raum kursieren und weitergesponnen werden.

2. Im folgenden Beispiel geht es um den französischen Denker Jacques Derrida. Hier übernimmt Habeck eine falsche Schreibweise, er vergisst ein französisches Accent aigu über dem „e“ in „Psyché“. Er schreibt den Fehler beim amerikanischen Literaturwissenschaftler David E. Wellbery ab, gibt als Primärquelle den deutschen Philosophen Martin Heidegger an.

3. Erneut Derrida: Habeck zitiert ein Buch, das deutlich weniger Seiten hat, als seine Angabe behauptet. Hätte er es vorliegen gehabt, würde er wohl kaum auf eine derart hohe Seitenzahl kommen. Woher er das Zitat hat, bleibt indes unklar.

4. Dasselbe in Grün passiert Habeck nun beim Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud. Auch hier taucht eine nicht existierende Seitenangabe im 400er-Bereich auf, derweil die eigentliche Schrift Freuds sehr viel kürzer ist. Habeck wird sie wohl kaum in den Händen gehabt haben.

5. Nun geht es um zwei Denker der Kritischen Theorie (auch bekannt als „Frankfurter Schule“): Theodor W. Adorno und Walter Benjamin. Stefan Weber schreibt: „Während der grün markierte Text hier ein korrektes direktes Zitat von Adorno darstellt, hat Habeck auch den Verweis zu einem Werk von Walter Benjamin von derselben Seite von Adorno abgeschrieben.“

6. Nachfolgend schreibt Habeck mutmaßlich bei Medientheoretiker Norbert Bolz ab. Verräterisch ist hier, dass die Zitatstelle in besagtem Werk des tschechisch-brasilianischen Medienphilosophen die einzige aus eben diesem ist. Hätte er das Buch vorliegen gehabt, hätte Habeck wohl noch einen Gedanken daraus aufgegriffen.

7. Im vorletzten Beispiel geht es um ein abgeschriebenes Zitat des berühmten Philosophen des Existenzialismus, bei dem sich Habeck „durch eine Vielzahl“ von Referenzen bei Literaturwissenschaftler Eckhard Lobsien als Abschreiber entlarvt.

8. Im letzten Beispiel schreibt Habeck die Ungenauigkeiten von Germanist Christoph Menke ab.

Man sieht: Es geht keineswegs nur um „Ungenauigkeiten in den Fußnoten“, wie Habeck behauptet. Es geht um das systematische Abschreiben von Primärliteratur – eine handfeste Vortäuschung von falscher Gelehrsamkeit. NIUS fragte außerdem die Universität Hamburg an, wie sie zu Habecks irreführender Behauptung steht, sie hätte ihn gegen die aktuellen Vorwürfe verteidigt. Eine Antwort steht noch aus.

Lesen Sie auch: Hat der grüne Kanzlerkandidat seine Philosophen etwa gar nicht selbst gelesen? Plagiatsvorwürfe gegen Habecks Doktorarbeit

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