
Am Montag nahm Kanzlerkandidat Robert Habeck (Grüne) in Berlin im Rahmen des Wahlkampfes an einer Veranstaltung von „DNA of Democracy“ teil, einer künstlerisch-politischen Kampagne. Dabei kam endlich eine mysteriöse Flüssigkeit zum Einsatz, über die NIUS im Sommer ausführlich berichtet hatte.
In den Tiefen des NGO-Dickichts wurde seinerzeit eine kreative Idee geboren: Man wollte eine obskure Zaubertinte aus „Grundgesetz-DNA“ brauen – als symbolische Aktion zum Schutze „unserer Demokratie“ selbstverständlich. Ein Zeitpunkt für eine solche Schutz-Aktion ist nun gekommen:
Habeck präsentiert die Zaubertinte.
Die Veranstaltung von „DNA of Democracy“ fand in einem Showroom des Autoherstellers Cupra in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte statt. Auf der Website der Initiative „DNA of Democracy“, mit der Correctiv kooperiert, heißt es zu der Grundgesetz-Tinte: „Mit den heutigen Möglichkeiten der Bio-Technologie wenden wir das ‚DNA-Data-Storage‘-Verfahren auf unser Grundgesetz an und speichern es vollständig in einer DNA-Sequenz. Mit Milliarden Kopien dieser DNA haben wir erstmals eine Tinte erschaffen, die das Grundgesetz in jedem Tropfen vollständig in sich trägt.“
Habeck mit einem Vertreter des Zaubertinten-Projekts
Auch das Medienportal Correctiv ist an diesem künstlerisch-politischen Projekt beteiligt. Daneben wirken einige B- und C-Prominente an der Aktion mit. Mit dabei sind die Schauspielerin Katy Karrenbauer, Rapper Eko Fresh und „Bahn-Vorständin“ Sigrid Nikutta.
Was Habeck in das Buch geschrieben hat, ist nicht bekannt.
Aber was genau hat es mit dieser Tinte auf sich? Welche obskuren Ideen liegen der „Demokratie-DNA“ zugrunde? Was haben sich unsere linksgrünen Demokratie-Helden wieder verrücktes überlegt?
Diesen Fragen recherchierte NIUS-Reporterin Pauline Voss ausführlich hinterher: „Die Zaubertinte wird in Kristallphiolen abgefüllt, politische ‚Würdenträger:innen‘ sollen sie ‚in ihren Amtstätigkeiten nutzen und so ein starkes Zeichen für unsere Verfassung setzen‘.“ Weiter schrieb sie:
„Um die bizarre Ideologie hinter dem Projekt zu verstehen, lohnt es sich, die wissenschaftlichen Hintergründe der Tinte zu beleuchten: Wie verwandelt die Initiative das Grundgesetz in Tintenflüssigkeit? Zunächst ließ sie dafür den Text der Verfassung in einen Binärcode übersetzen. Das ist ein Code aus Einsen und Nullen, wie er auch von einem Computer verwendet wird. Anschließend wurde dieser Code in DNA umgewandelt. DNA besteht aus vier Bausteinen: Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin. Die Reihenfolge, in der diese Bausteine in der jeweiligen DNA auftreten, bilden die Erbinformation. Ordnet man nun jedem der Bausteine eine Kombination aus Null und Eins zu, dann kann man den langen Grundgesetz-Binärcode in eine DNA-Information übersetzen.
Dieses Verfahren kommt üblicherweise in der Informationstechnologie zum Einsatz, etwa bei der Datenspeicherung. Die Grundgesetz-DNA ließ die Initiative von den Professoren Reinhard Heckel von der TU München und Robert Grass von der ETH Zürich entwickeln. Nachdem diese die DNA vermehrt und in mikroskopisch kleinen Glas-Kapseln verschlossen hatten, verarbeitete der spanische Künstler Solimán López die Kapseln zu einer Tinte weiter. Darin, so die Initiative, kann das Grundgesetz als DNA „theoretisch Millionen Jahre überdauern“.
Lesen Sie auch: Correctiv will 200.000 Euro mit obskurer Zaubertinte aus Grundgesetz-DNA einnehmen