
Bei der U21-WM steht ein Lebensmittel für die deutschen Spieler auf dem Index: Schweinefleisch. Angeblich wegen minderer Qualität, doch der Chefkoch erwähnt nebenbei auch die „religiösen Hintergründe der Spieler“.
Laut Bild hat der DFB extra einen eigenen Koch einfliegen lassen: Andre Göldner. Er gibt der Zeitung ein Interview, in dem er behauptet:„Wir verzichten schon auf gewisse Produkte wie zum Beispiel auf Schweinefleisch wegen der Wertigkeit des Fleisches. Von der Qualität her ist es im Vergleich zu anderen Fleischarten nicht so gut.“Das vermeintlich rationale Argument ist so nicht korrekt. Göldner sagt denn auch:
„Wir verzichten aber auch [sic!] auf Schwein aus gesellschaftlichen und religiösen Hintergründen der Spieler. Schwein gibt es für Spieler auf keinen Fall. Stattdessen gibt es den handelsüblichen Paarhufer wie Rind und Kalb.“
„Auf keinen Fall“ klingt ziemlich kategorisch, also ist der „religiöse Hintergrund“ entscheidend – und der ist muslimisch. Der Islam verbietet Schweinefleisch als „haram“ (unrein). Dass Göldner den Spielern auch keine Pommes und Fertigsoßen serviert, soll wohl die Argumentation, „gesund“ zu kochen, unterstreichen.
Bellota: bestes Schweinefleisch, aber leider nicht „halal“.
Tatsächlich aber spricht gegen Schweinefleisch grundsätzlich nichts. Schweinefleisch ist nicht grundsätzlich „minderwertiger“ als Rind- oder Kalbfleisch, sondern unterscheidet sich in Qualität, Geschmack und Verwendung je nach Zucht, Haltung, Fütterung und Fleischsorte. Die Qualität von Fleisch hängt von Faktoren wie Rasse, Herkunft, Reifung und Verarbeitung ab, nicht vom Tier an sich.
Hochwertige Schweinerassen wie die spanische Iberico (Pata Negra, besonders die „Bellota“-Variante) oder Mangalica (aus Ungarn), aber auch Duroc sind teuer, hochwertig und mit Rind- oder Kalbfleisch ohne Weiteres vergleichbar. Iberico-Bellota kann 100–200 Euro pro Kilo kosten, vergleichbar mit oder teurer als Premium-Rind wie etwa Wagyu. Das Qualitätsargument zieht einfach nicht.Mit der vollständigen Verbannung von Schweinefleisch auf U21-Tellern sendet der DFB ein weiteres bedenkliches Signal aus. Nach der Kontroverse um Özil und Gündogan, die 2018 den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hofierten, nach dem ISIS-Finger von Antonio Rüdiger und anderen Fällen zeigt sich der Fußballverband ein weiteres Mal nachgiebig, wenn es um muslimische Spieler geht.Lesen Sie dazu auch:Islam-Experte zum ISIS-Finger: „Rüdiger dürfte sich der Problematik bewusst sein“