
Die Erzählung von einem angeblich von israelischen Soldaten erschossenen kleinen Jungen aus dem Gazastreifen hat sich als Lüge herausgestellt – eine von vielen. Denn der kleine Abdul lebt und ist bei bester Gesundheit. Die Geschichte einer Propaganda-Story.
Unter den vielen Geschichten, die das Leid der Palästinenser im kriegsgeplagten Gazastreifen und die vermeintliche Grausamkeit der israelischen Soldaten illustrieren sollen, ist die von Abdul Rahim Muhammad Hamden (Spitzname „Abboud“) nur eine. Aber eine, die eine große Runde drehte. Denn der Mann, der sie in die Welt setzte und unter anderem bei CNN, Tucker Carlson und Piers Morgan erzählte, arbeitete für UG Solutions, die wiederum der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) zuarbeitet. Einer Stiftung, die Hilfsgüter im Gazastreifen verteilt, weil die Hamas die UNRWA-Lieferungen kapert.
Aguilar erzählte, er habe am 28. Mai dieses Jahres an der Verteilstelle Nummer 3 im Süden von Khan Yunis gesehen, wie die Soldaten mit einem Maschinengewehr von einem Merkava-Panzer aus auf eine Gruppe Palästinenser geschossen hätten. Dem Spiegel erzählte er noch vor wenigen Tagen, ob absichtlich oder nicht, könne er nicht sagen: „Aber eines steht fest: Menschen wurden getroffen, Menschen stürzten. Manche krochen auf allen vieren, manche humpelten davon, manche entkamen den Kugeln. Amir fiel hin und bewegte sich nicht mehr.“
„Amir“ hatte er zuvor an der Verteilstelle gesehen, der Junge habe nur einen halben Sack Reis und etwas Mehl ergattert.
Aguilar erzählte auch dem britischen Journalisten Piers Morgan seine Schauergeschichte.
Mit „Amir“ meinte er Abdul, aber das ist nicht die einzige Unwahrheit aus seinem Munde. Gefragt, ob der Junge getötet worden sei, meinte Aguilar, ein früherer Oberstleutnant bei den Spezialkräften der US-Armee: „Mit 100-prozentiger Sicherheit kann ich das nicht sagen. Das ist in solchen Situationen grundsätzlich schwierig. Aber nach zwölf Kampfeinsätzen, in denen ich viele Verletzte und Getötete gesehen habe, kann ich Ihnen versichern: Amir wurde von einer Kugel getroffen und entweder sehr schwer verletzt oder getötet.“
Laut GHF war Aguilar nur insgesamt 27 Tage lang als Auftragnehmer tätig, bevor er am 13. Juni wegen Fehlverhaltens entlassen wurde. Sie sagt auch, Aguilar habe UG Solutions mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht, falls er nicht wieder eingestellt werde. Er könne „Ihr bester Freund oder Ihr schlimmster Albtraum sein, hören Sie auf, herumzuspielen. Nehmt mich wieder auf, und lasst uns diese Mission zu Ende bringen.“
Offenbar bestand Aguilars Rache darin, die Arbeit der von den USA und Israel gestützten GHF in ein denkbar schlechtes Licht zu rücken. Auf hungrige Menschen sei geschossen worden. Die Medien, die die Stiftung als dubios darzustellen versuchten, gingen dankbar darauf ein, obwohl sich der Amerikaner eins ums andere Mal in Widersprüche verstrickte – von falschen Ortsangaben über seine dubiose Kündigungsgeschichte bis zu Aussagen von Kollegen.
Begeistert berichtete der Hamas-nahe Sender Al-Jazeera über Aguilars Kindermord-Story.
Jetzt steht fest: Anthony Aguilar hat glatt gelogen. Die GHF erklärte am Donnerstag: „‚Abboud‘ [also Abdul alias ‚Amir‘] lebt. Er ist in Sicherheit.“ Weiter führte die Stiftung gegenüber Fox News aus: „Er und seine Mutter wurden an einen sicheren Ort gebracht. Aus Sicherheitsgründen werden wir ihren Aufenthaltsort derzeit nicht bekannt geben, aber wir sind fest davon überzeugt, dass sie auf dem Weg in ein neues Leben sind.“
Vorausgegangen war eine wochenlange „multinationale diplomatische Anstrengung mit hohem Einsatz“. Geschäftsführer John Acree sagte: „Wir sind den vielen Menschen dankbar, die unermüdlich gearbeitet und einen Beitrag zu dieser unglaublichen Mission geleistet haben, darunter die US-Botschaft in Israel und regionale Regierungen, die alle eng mit GHF zusammengearbeitet haben, um die Sicherheit eines Jungen zu gewährleisten.“„Diese Geschichte hat zwar ein glückliches Ende genommen, hätte aber auch tragisch enden können“, stellte der Vorstandsvorsitzende Rev. Johnnie Moore fest: „Zu viele Menschen, darunter auch Vertreter der Presse und der Zivilgesellschaft, haben voreilig unbestätigte Behauptungen verbreitet, ohne die grundlegendsten Fragen zu stellen. Die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger sollten sich fragen, was sie sonst noch über GHF gehört und geglaubt haben, das ebenfalls eine Lüge ist.“
Fox News interviewte den 8-jährigen Jungen und seine Mutter an einem geheimgehaltenen Ort. Dabei zeigten sich die beiden aufgeregt, angesichts ihrer geplanten Ausreise aus dem Gazastreifen. Abduls Mutter brachte ihn Ende des letzten Monats unter schwerer Tarnung zu SDS 3, bevor die beiden zusammen mit vier weiteren männlichen Familienmitgliedern, darunter mindestens einer, der von der Hamas bedroht worden war, aus dem Gazastreifen gebracht wurden, berichtet Fox News.
Abdul und seine Mutter im Fox News-Interview.
Die Identität von Abboud, seiner Mutter und anderen Verwandten wurde von GHF mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware überprüft, die die Bilder des Jungen mit denen von Aguilar verglich, sowie anhand biometrischer Daten, die Fox News Digital zur Verfügung gestellt wurden.
„Ein Schuss in den Oberkörper, ein Schuss ins Bein – tot“, hatte Aguilar gegenüber Dialogue Works über Abdul berichtet. In seinen Schilderungen des Vorfalls gegenüber mehreren Medien sowie gegenüber Senator Chris Van Hollen (Demokrat aus Maryland) hatte Aguilar zunächst behauptet, die Tötung habe sich außerhalb der GHF-Hilfsstation Secure Distribution Site-1 (SDS) ereignet, bevor er wenig später im August gegenüber MSNBC erklärte, die Schüsse seien in der Nähe von SDS-2 gefallen, und Ende des letzten Monats gegenüber Dialogue Works angab, die Ereignisse hätten sich außerhalb von SDS-3 zugetragen.
Im Bericht von Fox News sieht Abdul quicklebendig aus, von Aguilars vermeintlicher Augenzeugen-Schilderung ist nichts übrig geblieben. Nicht der erste Vorfall dieser Art und sicher auch nicht der letzte. Immer wieder sind Schauerberichte falsifiziert, Filmaufnahmen als inszeniert und Fotos als gefälscht entlarvt worden. In Ermangelung von „Hungertoten“ greifen mit der Hamas unter einer Decke steckende arabische Fotografen auch mal zu Bildern kranker Kinder.
Doch all das ändert nichts daran, dass die zuhauf für die Nachrichtenagenturen dieser Welt produzierte Bildpropaganda über die Medien unablässig und rund um den Globus verbreitet wird. Weil die Nachfrage nach „Beweisen“ für „Kriegsverbrechen“ der Israelis gewaltig ist, sieht das Angebot entsprechend aus. Fragen werden selten gestellt, das Material über alle Social-Media-Kanäle in Echtzeit rausgeblasen.
Stellt sich – wieder einmal – eine Geschichte als Märchen heraus, bekommt es kaum jemand mit. Korrekturhinweise sind äußerst rar und werden dann irgendwo weiter hinten im Blatt versteckt. Im Fernsehen passiert gar nichts. Auf eine Entschuldigung können die als „Kindermörder“ gerufmordeten israelischen Soldaten ohnehin nicht hoffen. Und dennoch müssen die Wahrheit und die perfiden Propaganda-Mechanismen, die im Nahostkonflikt zum Tragen kommen, dokumentiert werden. Deshalb lesen Sie sie hier.
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