Woke bis zum Anschlag, handwerklich miserabel: Dieser „Tatort“ bestätigte alle negativen Klischees!

vor 6 Tagen

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Woke Kommissare, unschuldig verdächtigter Ausländer, und am Ende war’s der biodeutsche Unternehmer: Der ARD-„Tatort“ vom Ostermontag bestätigt alle Klischees, die sich über die Jahre im Zusammenhang mit dieser einst kultigen Krimireihe verfestigt haben.

In der Wirklichkeit ist das so: Laut Kriminalitätsstatistik sind untere Schichten deutlich stärker repräsentiert als Angehörige von Mittel- oder Oberschicht, Ausländer deutlich überrepräsentiert. Im „Tatort“ ist es umgekehrt: Da sind, wie eine Untersuchung ergab, Unternehmer, Manager oder Selbstständige die Übeltäter, gefolgt von Berufsverbrechern und Polizisten (!).

So auch diesmal. „Im Wahn“ (Regie: Viviane Andereggen) beginnt mit einer dreiminütigen Sequenz, die am Hauptbahnhof Hannover spielt. Kommissar Zufall kann die Statisten nicht ausgewählt haben, anders ist nicht zu erklären, warum sich fast ausschließlich Weißbrote durch die Szenerie bewegen. Oder hat man die Passage in Budapest gedreht? Egal, mit der Realität an deutschen Bahnhöfen hat das, was der ARD-Zuschauer zu sehen bekommt, nichts zu tun.

Ein Bahnhof, bevölkert wie vor 70 Jahren – das gibt es nur im „Tatort“!

Ein Mann taumelt blutend durch den Bahnhof, bricht zusammen. Ein weiterer Mann, der ihm zu Hilfe kommen will, wird vom Hoodie tragenden Täter ebenfalls mit dem Messer attackiert und stirbt. Wegen des Tatorts ist Bundespolizist Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) zuständig, der mit der Kriminalbeamtin Yael Feldman (Peri Baumeister) auf Spurensuche geht. Dann stößt auch noch die Göttinger Hauptkommissarin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba), bekannt aus den Furtwängler-Tatorten, dazu, womit auch eine PoC in die Handlung eingebaut ist.

Unterstützt werden die Ermittler von Kroisos, einer „KI-basierten Investigations-Software“, die Big-Data-Analysen erstellt, ein Finn Jennewein (Thomas Niehaus) ist extra angereist. Kroisos wertet Handydaten, Bewegungsprofile, Social-Media-Posts, Behördenkontakte, Gesichtserkennung und so weiter aus und nennt einen Tatverdächtigen, einen psychisch Kranken namens Kowalski, der sich zuletzt auch noch mehrfach ohne Grund am Bahnhof herumtrieb. Lederjackenträger Falke, ganz auf klassische, handfeste Polizeiarbeit setzend, ist natürlich eher skeptisch und muss sich von der Polizeidirektorin fragen lassen, ob er „Vorbehalte gegen Algorithmen“ hege oder Angst habe, „von KI ersetzt“ zu werden.

Zunächst sieht es so aus, als läge die KI richtig, da passiert ein dritter Mord nach dem gleichen Muster. Da ist der erste Verdächtige und mutmaßliche Täter aber schon tot. Der nächste von Kroisos genannte Verdächtige ist – da bleibt sich der „Tatort“ treu – ein syrischer Disco-Messerstecher, via Balkanroute eingereist und „Stammgast“ in einer vom Verfassungsschutz beobachteten Moschee. Der kann es also nicht sein.

Und: Bingo! Der Islamist wird zwar vom SEK verhaftet, aber der Verdacht gegen ihn erhärtet sich nicht. Um es kurz zu machen: Der Täter ist Finn Jennewein. Ja, der KI-Mann. Er handelte aus Gier, wollte den Börsenkurs seiner Firma manipulieren und Milliarden-Gewinne machen, deshalb hat er den Verdacht auf den unschuldigen Muslim gelenkt. Ein unbedingter Anhänger der KI ist Finn auch, wie er sich selbst bezichtigt, als er das Kommissars-Duo im Showdown bedroht, dann aber doch vorm Schlimmsten verschont.

Weißer Mann mit Brille: Finn ist der Messerstecher!

Alles in allem ein anstrengender Krimi deutscher Bauart. Mit einem haarsträubenden, jeglicher Spannung entbehrenden Plot ist es nicht getan, er muss auch noch miserabel gemacht sein, mit stereotypen Dialogen, dilettantischer Kameraführung und Allerwelts-Suspense-Musiksoße. Man wünschte deutschen Drehbuchtextern und Regisseuren, mal einen Blick ins Ausland zu werfen, wo man schon handwerklich ganz anderes zustande bringt, von Handlung und Protagonisten ganz zu schweigen.

Selbst der Spiegel vergibt nur drei von zehn möglichen Punkten für den Film: „Dieser ‚Tatort‘ fährt so viele unterschiedliche Ermittler, Ermittlerinnen und Ermittlungsmaschinen auf, da bleibt für Opfer, Verdächtige oder interessante andere Menschen ohne Dienstausweis kein Platz.“ Und auf der Plattform X kommentierte die Polizeigewerkschaft Hamburg: „Schulnote: 4, teilweise geradezu hanebüchene Story.“

„Duisburg Ruhrort“ war einmal, der ARD-Tatort ist irgendwann links abgebogen und schafft sich seither seine eigenen Realitäten, ist irgendwo da draußen weit jenseits der Realität unterwegs, einer Parallelwelt, in der hellhäutige Menschen durch deutsche Bahnhöfe streifen und weiße Unternehmer mit Euro-Zeichen in den Augen Leute abstechen und die Morde unbescholtenen Muslimen unterstellen. Im BKA wird man am Montagabend herzlich gelacht haben.

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