
Wie bewirbt man im öffentlich-rechtlichen Rundfunk am besten sein neues Buch? Man nennt AfD-Wähler Idioten und sagt: „Es gibt keinen biologischen Deutschen, das ist eine üble Fantasie!“ So geschehen in der zweiten Oktober-Ausgabe der ARD-Show „Maischberger“. Dort war Komiker Hape Kerkeling (59) zu Gast, um unter anderem über sein neues Werk, eine DNA-Untersuchung, die AfD und Homophobie zu sprechen.
Clips, die Kerkelings Aussagen zeigen, gingen im Verlauf des Tags der Deutschen Einheit in sozialen Netzwerken viral. NIUS dokumentiert die wichtigsten Momente.
Der Bestseller-Autor („Der Junge muss an die frische Luft – Meine Kindheit und ich“) erschien nach rund 51 Minuten auf der Bildfläche. Seiner Duz-Freundin Sandra Maischberger (58) berichtete Kerkeling von einer DNA-Untersuchung, für die er seine Spucke nach Texas (USA) geschickt hatte. Dabei war herausgekommen, dass er auch britische Vorfahren hat und angeblich sogar der 111. in der Thronfolge ist.
Kerkeling war bei Maischberger zu Gast.
Der DNA-Test hat ihn auf Gedanken gebracht, die ihm Sorgen bereiten: „Die Abstammung könnte wieder wie zu Zeiten der Nazis übel missbraucht und absichtlich fehlgedeutet werden. Wir müssen jetzt schon die Riegel bauen, die zukünftig vorgeschoben werden können, um totalitären Denkern den Zugang zu diesen Daten zu verweigern.“ Denn: „Natürlich kann man mit diesen Daten Schindluder treiben. Man kann sie natürlich auch verfälschen, neu interpretieren. Und das ist natürlich eine große Gefahr.“
Dafür müssten allerdings alle Deutschen in ein Röhrchen spucken und es an ein Testlabor schicken. Kosten: ab 39 Euro. Die Mehrheit hat jedoch gerade andere Sorgen.
Dann verriet er eine weitere Erkenntnis: „Wir alle – und gerade in Deutschland –, kommen aus allen Regionen außerhalb von Deutschland. Wir alle haben rübergemacht, wenn man so will. Unsere Vorfahren stammen aus Skandinavien, aus dem Balkan, aus Russland, aus Italien. Und ich glaube, das ist etwas, das wir immer im Bewusstsein haben sollten. Dass wir alle irgendwann mal, zumindest unsere Vorfahren, hierhergekommen sind. Und diese Spur dieser Wanderung tragen wir bis heute alle in unseren Genen.“
Kerkelings Schlussfolgerung: „Es gibt keinen biologischen Deutschen, das ist eine üble Fantasie!“ Maischberger verlängerte den Satz mit den Worten: „..., die gefährlich werden kann, wenn man’s drauf anlegt.“ Das deutsche Publikum klatschte begeistert.
Deutsche sind also alle Migranten. Dass es nach dieser Logik auch keine Skandinavier, Russen, Italiener geben würde, von denen unsere Vorfahren abstammen sollen, wunderte niemanden.
Sandra Maischberger lenkte das Gespräch dann in Richtung AfD. Sie fragte Kerkeling: „Kann man mit denen reden, die sagen, wir müssen eigentlich wieder ein ethnisch homogenes Volk werden?“ Kerkeling. „Das ist dummes Zeug. Es gibt kein ethnisch homogenes Volk!“ Maischberger: „Und die, die das politisch heute vertreten? Es gibt sie ja.“ Kerkeling: „Die streuen den Menschen, die das wollen, auch Sand in die Augen. Das ist tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit.“
Angesprochen auf ein mögliches AfD-Verbot rastete Kerkeling für seine Verhältnisse aus: „Alle sind immer so wahnsinnig vorsichtig, wenn es um dieses AfD-Verbot geht. Wenn ich immer höre: Die AfD ist ‚in Teilen rechtsradikal‘ – was heißt denn ‚in Teilen rechtsradikal‘? Das klingt für mich so, als hätte sich das der Verteidiger der AfD ausgedacht. Wenn ich ein Glas Wasser habe und ein bisschen Kloakenwasser reintue, dann ist das ganze Glas ungenießbar. Das kann ich wegschütten. Und ich frage mich: Welcher Idiot ist Mitglied in einer Partei, die ‚teilweise rechtsradikal‘ ist?! Das kann kein wirklicher Demokrat sein. Das kann mir niemand erzählen. Und dass so ein Gerichtsurteil, dass man natürlich nicht weiß, wie das ausgeht, ja das liegt in der Natur der Sache, das ist bei jedem Gerichtsurteil so, bei jedem Prozess.“
Zur Erinnerung: Um die 30 Prozent holte die AfD bei den Landtagswahlen im Osten. Laut Kerkeling alles Idioten?
Zum Thema Toleranz sagte Kerkeling dann: „Na ja, der Diskurs wird enger, und da ist es natürlich so, wir spüren das: Antisemitismus nimmt zu. In dem Fall natürlich auch Homophobie. Das ist bedauerlicherweise so.“ Wer sich ihm gegenüber homophob verhält, erfuhr der Zuschauer nicht. Es wurde nicht danach gefragt.
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