Hart aber fair: „Die Bundeswehr ist sexistisch, rassistisch und rechtsradikal unterwandert“

vor etwa 1 Monat

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„Milliarden für die Bundeswehr: Ist Aufrüsten alternativlos?“ – Unter diesem Titel ging es am Montag bei hart aber fair um die Frage, wie die Sonderschulden von Friedrich Merz eingesetzt werden könnten und ob eine „wahrscheinlich unbegrenzte“ Aufrüstung der richtige Weg sei, sich zwischen Trump und Putin „zu behaupten“. Am Ende verkam die Sendung aber vor allem zu einem Bundeswehr-Bashing – der Jugendoffizier David Matei musste sich für seinen Beruf regelrecht verteidigen.

Matei, der auf Tiktok über die Bundeswehr informiert, kam nach etwa einer Stunde Diskussion als Gast in die Sendung dazu. „Versuchen Sie, die jungen Leute für die Bundeswehr zu begeistern?“, fragte ihn Moderator Klammroth gleich zu Beginn. Ein tiefes Seufzen, dann kam die Antwort: „Mein Ziel ist nicht, ursprünglich, die jungen Leute zu begeistern.“ Der Ansatz für den Kanal, den er privat betreibt, entwickelte sich aus seiner Arbeit als Jugendoffizier heraus. Junge Leute hätten zahlreiche Fragen zur Bundeswehr. „Ich bin gerne Soldat und ich blicke gerne auf die Zeit im Dienst zurück und natürlich kann ich da nicht vermeiden, dass da meine Leidenschaft in den Videos rüberkommt.“

Dass es geboten scheint, zurückhaltend zu formulieren, zeigt sich sogleich an der Reaktion der Journalistin Bascha Mika, ehemalige Chefredakteurin der taz und Frankfurter Rundschau: „Herr Matei, halten Sie die Bundeswehr eigentlich für einen Arbeitgeber, der sexy ist für junge Leute?“ Matei hakt nach, was mit sexy gemeint sei. Attraktiv lautet die Antwort. Der Soldat führt aus, dass es eine „der besten Entscheidungen meines Lebens“ war, der Bundeswehr beizutreten. „Ich habe früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Ich habe früh Menschen geführt. Das hat mich charakterlich geprägt.“

Unterschreibe jedes Wort dieses leidenschaftlichen Plädoyers von @HptmMatei in Richtung @nymoen_ole: "Deutschland ist eine der erfolgreichsten Demokratien unserer Zeit. Deutschland ist es wert!"#hartaberfair pic.twitter.com/PawUWTfTxx

— Lena Berger (@lena4berger) March 17, 2025

„Die Bundeswehr ist sexistisch, rassistisch und rechtsradikal unterwandert“, entgegnet Mika. Ein Viertel derjenigen, die bei der Bundeswehr anfangen, würden wieder abbrechen. Sie will wissen, warum das so sei. Matei führt aus, dass er die Anfangsbemerkung über die Armee nicht so stehen lassen könne. „Wir machen keinen Unterschied zwischen Mann, Frau oder Farbe. Alle tragen die gleiche Uniform.“ Gegen Rechtsextremismus würde „mit eisernem Besen“ vorgegangen werden.

Weiter sagt er, dass sich auch bei Ausbildungen oder Studienplätzen 25 bis 30 Prozent wieder umentscheiden. „Das ist doch was Gutes, wenn man merkt, das ist nichts für mich und dann kann man sich entscheiden, wieder zu gehen.“ Klammroth fragt, ob die Tiktok-Videos junge Menschen dazu bringen könnten, sich leichtfertig für die Bundeswehr zu entscheiden. Denn in den Videos wirke die Bundeswehr „wie ein großer Abenteuerspielplatz“, weil „viel gelacht“ werde.

Matei sagt, dass er diese Vorwürfe kenne und deshalb in Podcasts auch über die dunklen Seiten des Berufs informiere. „Wir als Soldaten sind die größten Pazifisten. Wir wollen Krieg noch weniger. Wir haben das Gräuel gesehen.“ Der Dienst komme mit Entbehrungen, und das sei ihm bewusst. Im Gegensatz zu Matei steht der Autor Ole Nymoen, der dieses Jahr das Buch „Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde“ veröffentlicht hat. „Ich bin relativ klassischer Internationalist“, sagt Nymoen. „Ich möchte nicht sterben, ich möchte nicht körperlich versehrt werden.“

Er sei nicht bereit, gegen Menschen zu kämpfen, mit denen man zuvor friedlich zusammengelebt habe, weil man „verfeindeten Staaten untergeordnet ist“. Matei hat das Buch gelesen und sagt, dass Nymoen den Staat als „ausbeuterischen Herrschaftsstaat“ beschreibe, eine Kritik, die er nicht teilen kann. „Für mich ist Deutschland eine der erfolgreichsten Demokratien unserer Zeit“, sagt Matei. Es gebe einen Sozialstaat, der helfe, wenn man sich den Fuß breche und nicht arbeiten könne. Seine Tochter könne vom Kindergarten bis zur Universität „praktisch umsonst lernen“. „Deutschland ist es wert.“

Nymoen sagt, dass er nicht bereit sei, sein Leben für diese Frage zu geben. Er führt an, dass laut einer Umfrage sechzig Prozent Deutschlands ebenfalls nicht mit der Waffe verteidigen wollen würden. „Am Ende ist man sich selbst der Nächste.“

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