Steile Thesen, Gäste-Verhöhnung, woke Schlagseite: Wie Louis Klamroth „hart aber fair“ zum Linkstalk machte

vor 3 Monaten

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Es gehört schon einiges dazu, hinter Gruppenvergewaltigungen „australische Austauschstudenten“ als Täter zu vermuten. Mindestens die richtige Haltung. Die bringt Louis Klamroth zweifellos mit. Erkenntnisgewinn ist nicht das Ziel seiner Talkshow.

„Dumm ist der, der Dummes tut“, zitiert der Titelheld von „Forrest Gump“ seine Mutter. Zuweilen sagt jemand auch etwas Dummes – oder er stellt sich dumm. Mit mindestens einem dieser Fälle haben wir es bei „hart aber fair“ zu tun. Beatrix von Storch erwähnt in der letzten Sendung „zwei Gruppenvergewaltigungen am Tag, zehn normale Vergewaltigungen am Tag und 131 Gewaltdelikte pro Tag in den letzten Jahren durch Zuwanderer, in erster Linie von Syrern, Afghanen und Irakis“. Moderator Louis Klamroth bestätigt „ungefähr 700 Vergewaltigungen mit mehr als einem Tatverdächtigen, also zwei pro Tag im Schnitt“, will den Skandal allerdings „einordnen“ und sagt:

„50 Prozent sind auch nicht deutsch. Nur: Woher die kommen, das weiß man nicht. Das können Flüchtlinge sein. Das kann aber auch ein australischer Austauschstudent sein!“

Davon abgesehen, dass der ominöse australische Austauschstudent keine Gruppenvergewaltigung verüben kann: Klamroth greift hier zu einer denkbar abenteuerlichen These, an die er selbst wohl nicht glaubt. Hat er nicht der DJV-Gewerkschaftszeitung journalist einmal gesagt, es habe mit seinem Berufsverständnis eines Journalisten zu tun, „Transparenz herzustellen, Erkenntnisgewinn zu schaffen, Macht zu hinterfragen und Missstände aufzudecken“? Hier deckt er selbst einen zu. Ein peinlicher Move, zumal jeder weiß, wie es in Wirklichkeit aussieht, die Polizeiliche Kriminalstatistik ist nicht so geheim wie das Rezept von Coca-Cola.

Nach Aussage seines Vorgängers Frank Plasberg „vordergründig freundlich“: Louis Klamroth.

Ironischerweise passt Klamroths verrückter Satz zu einer anderen Entgleisung im Juni 2023. Damals hatte eine junge Frau (Lisa Schäfer von der Jungen Union) von sexueller Belästigung berichtet: „Wenn ich durch Brennpunkt-Straßen in größeren Städten laufe und mir junge Männer, deren Sprache ich teilweise nicht mal verstehe, Sprüche hinterherrufen – da entsteht schon ein Gefühl der Unsicherheit.“ Sehr vorsichtig deutete sie damit an, dass dieses Catcalling einer gewissen Klientel, mutmaßlich Gesellen aus dem sagenhaften „Südland“, zuzuschreiben war.

Klamroth, grinsend: „Verstehen Sie kein Englisch?“ Wollte er die junge Frau bewusst missverstehen oder das Thema ins Lächerliche ziehen? Oder dachte er damals schon an australische Austauschstudenten?

Anders als sein Vorgänger Frank Plasberg, dem die politische Voreingenommenheit nicht aus jeder Pore tropfte, tritt Klamroth schon ziemlich unverkennbar als Haltungsjournalist auf. Als solcher fühlt er sich bemüßigt, unliebsame Aussagen „einzuordnen“, also zu framen. Die unmündigen Bürger müssen einmal mehr erzählt bekommen, was sie wie zu verstehen respektive zu denken haben. Auf der Plattform X (Twitter) steht in seiner Bio: „vor allem drüben, im blauen Himmel“ – also bei Bluesky, dem Refugium für alle Linken, die die Hitze in der X-Küche mit ihren Mikroaggressionen nicht aushalten und einen Safe Space brauchen, um unter sich zu sein.

Gästen, deren Beiträge ihm nicht passen, lässt Klamroth das auch spüren. Dann rollt er mit den Augen, unterbricht sein Gegenüber, atmet tief ein, lächelt spöttisch oder stöhnt genervt auf. Das passiert ihm allerdings nur bei Gästen, die er zu seinem Bedauern auch mal einladen muss. Als mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer liierter Moderator hat er kein Problem damit, sich als willfähriger Helfer der Letzten Generation zu betätigen, indem er der Vollzeit-Demonstrantin Carla Hinrichs eine Bühne bietet („Ich sitze heute hier und kann meine Message an ein großes, großes Publikum richten“).

Mit der AfD hingegen hadert Klamroth – wie so viele seiner Kollegen. Zwar sagte er Mitte Dezember 2024, laut Medienstaatsvertrag müssten alle Parteien und ihre Vertreter in einem fairen Verhältnis zueinander stehen, das hieße aber „nicht, dass alle Parteien in den nächsten Monaten gleich oft in politischen Formaten auftauchen müssen.“ Das Zauberwort laute „Abgestufte Chancengleichheit“, für die es Kriterien gebe, allen voran das letzte Wahlergebnis einer Partei, außerdem aktuelle Umfragewerte. In der Praxis sah die Sendezeit bei „hart aber fair“ 2024 so aus: CDU/CSU 28,1%, SPD 25,8%, Grüne 15,7%, FDP 10,1%, BSW 7,9%, Linke 5,6%, AfD 4,5%.

Leider lockten ihn Film und Fernsehen: Klamroth mit Vater Peter Lohmeyer in „Das Wunder von Bern“.

Da nimmt es nicht wunder, dass am 7. Oktober vergangenen Jahres, dem ersten Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel mit den meisten jüdischen Opfern seit dem Holocaust, nicht dieses Ereignis Thema in seiner Sendung war, sondern „Der Fall AfD: Einfach verbieten?“ Vor einem Jahr ließ er zum gleichen Thema sieben Gäste gegen den AfD-Mann Leif-Erik Holm antreten, insgesamt also acht gegen einen. In der ersten halben Stunde kam Holm nicht einmal zu Wort. Haltungsjournalisten sind sich ja einig, wen man mit allen medialen Mitteln bekämpfen muss. Es ist anzunehmen, dass sich Louis und Luisa zu Hause eher nicht über Politik streiten.

Dennoch war man im Ersten nicht wirklich zufrieden mit der Entwicklung der Sendung. Der Moderator soll an die 17.000 Euro pro Sendung kassieren (und daneben nochmal über die Produktionsfirma „Florida Factual“, die Plasbergs Firma „Ansager & Schnipselmann“ hinterrücks ausbootete und an der Klamroth beteiligt ist), dennoch gab es wohl Zweifel, ob er auf Dauer der Richtige für den Montagabend im Ersten ist. Gerüchte über das Aus für Klamroth machten die Runde. Fest steht: Im laufenden Jahr wird „hart aber fair“ nur noch 20- statt 30-mal ausgestrahlt.

Subtile Manipulation: Die Balken entsprechen nicht den Ergebnissen der Umfrage.

Dafür soll Klamroth „die non-linearen Angebote zukünftig noch stärker in den Fokus des Gesamtkonzepts der Gesprächssendungen rücken“ und „den politischen Diskurs auch in jüngere Zielgruppen tragen“. In der „to go“-Ausgabe, einer abgespeckten Version der Talkshow, kommt Klamroth in kleinen Einspielern zwischen den „Highlights“, dem Zuschauer, den er duzt, auf die persönliche Tour. Ob’s hilft?

Im erwähnten Gespräch mit journalist sagte Klamroth, zu den wenigen medialen Orten, „wo Politik seriös und kontinuierlich verhandelt werden kann“, gehöre das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Während in sozialen Netzwerken Affekte statt Argumente ausgetauscht würden, könnten „gute Talkformate ein Gegenmodell sein“.

Das mag sein. Leider gehört seine Sendung nicht dazu. Der Tag, an dem Louis Klamroth beschloss, irgendwas mit Medien zu machen, wie in seiner Familie üblich (Mutter Katrin Klamroth ist Kamera-Assistentin, Vater Peter Lohmeyer und Schwester Lola Klamroth sind Schauspieler, seine Großtante Wibke Bruhns war Journalistin), war kein guter Tag.

Das sieht der Moderator, auf den die Hybrid-Bezeichnung Journaktivist vollauf zutrifft, natürlich anders. Er genieße es, sagte er einmal. „im front row seat to History“, also in der ersten Reihe zu sitzen. „Es macht jeden Montag Spaß, diese Sendung zu moderieren.“

Wenigstens ihm.

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