
Mitten in Harvards Streit mit der Trump-Regierung – Kritikpunkt ist u. a. der Umgang mit ausländischen Studenten, etwa solchen, die antisemitisch auffallen – kommt das Wall Street Journal jetzt mit einem weiteren Bericht, der kein gutes Licht auf die US-Eliteuni wirft: Harvard bilde so viele Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas aus, dass es im Reich der Mitte inzwischen gar „Parteischule“ genannt wird.
Demnach schickt die Partei seit Jahrzehnten Zehntausende ihrer Bürokraten und mittleren Verwaltungsbeamten nach Harvard, um sie dort in speziellen Trainingsprogrammen und Kursen weiterzubilden. Diese steigen dann in der KP-Hierarchie weiter auf – mitunter bis hoch zum Politbüro.
All das habe damit längst nicht mehr mit einzelnen Uni- oder Kursteilnehmern zu tun, sondern laufe inzwischen hochorganisiert. So startete die US-Universität Anfang der 2000er ein Programm mit dem Titel „China Anführer in Entwicklung“, das „hochrangige lokale und zentrale chinesische Regierungsbeamte darauf vorbereiten, die anhaltenden Herausforderungen der nationalen Reformen Chinas effektiver zu bewältigen“, so Harvard.
„Wenn wir die ‚ausländischen Parteischulen‘ der Kommunistischen Partei Chinas bewerten würden, müsste die Kennedy School of Government der Harvard University in den USA den ersten Platz verdienen“, hieß es demnach gar in einem Online-Kommentar der wichtigsten Parteizeitung Shanghais.
Für Harvard kommt der Bericht zur Unzeit: Erst vor kurzem kündigte US-Außenminister Marco Rubio ein verschärftes Vorgehen gegen KP-Kader an, die Know-How an amerikanischen Universitäten gewinnen. Man werde „chinesischen Studenten aggressiv die Visa entziehen, auch denen mit Verbindungen zur Kommunistischen Partei Chinas oder denen, die in kritischen Bereichen studieren“, erklärte er.
Selbst einige der chinesischen Gegenmänner der Trump-Regierung wurden dabei in Harvard ausgebildet. So verweist das Wall Street Journal etwa auf Liu He, einen Ex-Vizepremier und Xi-Vertrauten, der Chinas Chefunterhändler in den Handelsgesprächen in der ersten Amtszeit der Trump-Regierung war, auch studierte in Harvard – ebenso wie Li Hongzhong, der aktuell im chinesischen Politbüro sitzt.