„Hass im Netz“-Vorwurf: ÖRR-Kritikerin berichtet von Diffamierungs- und Doxingversuch

Der X-Account „Critical Cat“ mit fast 23.000 Followern beschäftigt sich vor allem mit dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Immer wieder werden dort etwa Fälle von nicht kenntlich gemachten Politikerauftritten in Sendungen des ÖRR offengelegt. Auch andere Missstände, wie zuletzt das Doxing des YouTubers „Clownswelt“ durch ZDF-Moderator Jan Böhmermann, werden kritisch – jedoch betont sachlich – beleuchtet. Die Besitzerin des Accounts, Katharina Schmieder, betrieb ihn bis vor kurzem noch anonym.

Doch am vergangenen Donnerstag erhielt Schmieder eine E-Mail des SWR, die an ihre private Mailadresse gegangen ist. Aus der Redaktion der SWR-Sendung Vollbild erhielt die ÖRR-Kritikerin eine Interviewanfrage. Man recherchiere „zu rechten Influencern, Hass im Netz und den Konsequenzen für die Betroffenen“. Im Zuge dessen wollte man auch Schmieder interviewen, da man „Hinweise darauf gefunden“ habe, dass sie den Account „Critical Cat“ betreibt. In der Mail wird Schmieder deshalb auch mit ihrem Klarnamen angesprochen – obwohl sie diesen bis dahin öffentlich nie mit „Critical Cat“ in Verbindung gebracht hatte.

Der SWR recherchiert also zu „rechten Influencern“ und „Hass im Netz“ und bezieht dabei explizit auch ÖRR-kritische Accounts wie eben „Critical Cat“ mit ein. Brisant ist das auch deshalb, weil Schmieder vorher zwei Jahre lang für den SWR als Redakteurin gearbeitet hat. Aus Sicht der ÖRR-Kritikerin ist das die einzige Möglichkeit, wie der Sender überhaupt an ihre private Mailadresse und ihren Klarnamen gekommen ist, wie sie gegenüber Apollo News berichtet.

Ob der SWR den Klarnamen von Schmieder auch öffentlich in der Sendung verwenden wollte, ist unklar. Nach dem prominenten Doxing-Fall von „Clownswelt“ wäre es bereits das zweite Mal innerhalb weniger Wochen, dass eine gebührenfinanzierte Sendung den Namen eines bisher anonymen Accounts veröffentlichen würde. Auf eine entsprechende Anfrage von Apollo News, in der unter anderem auch um Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen den SWR gebeten wurde, antwortete der Sender bis zum Ablauf der Frist nicht.

Schmieder selbst hat sich infolge der Anfrage des SWR und dem befürchteten Doxing ihres Namens dazu entschlossen, nun stattdessen selbst an die Öffentlichkeit zu gehen. Zugleich führt sie die Arbeit auf ihrem Account „Critical Cat“ weiter.