
Islamisten sind massiv in sozialen Netzwerken aktiv. Die Dschihadisten setzen darauf, dass ihre radikalen Gewaltbotschaften gegen die europäischen, noch immer überwiegend christlichen Länder wie Deutschland, Österreich oder Frankreich als Befehle für weitere Messer-Attentate oder für Anschläge mit Fahrzeugen verstanden werden. Sowohl das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), als auch der französische Inlandsgeheimdienst DST und der britische Special Branch /MI5 haben eine „enorm gestiegene Hetze in elektronischen Medien gegen westliche Länder“ festgestellt.
Das von den USA und Saudi Arabien gegründete „Global Center for Combating Extremist Ideology“ zählte in den vergangenen drei Monaten allein von der Terrormiliz IS über elf Millionen dschihadistische Postings: mehr als 120 000 Hass-Aufrufe pro Tag, berichtet das Nachrichtenmagazin Focus. Interessant dabei besonders: Auch die Saudis wollen mit den gewaltbereiten Islamisten nichts zu tun haben und unterstützen den Kampf gegen die Terror-Dschihadisten.
Besonders alarmierend: Die Botschaften richten sich verstärkt an potenzielle Einzeltäter und abgelehnte Asylbewerber mit arabischem Hintergrund. Deutsche Sicherheitsbehörden zeigen sich angesichts dieser Entwicklung zunehmend besorgt.
In einem Video des IS-nahen Propagandadienstes Al-Hayat Media wird Europa mit einem „der längsten und grausamsten Kämpfe gegen die Ungläubigen aller Zeiten“ bedroht. In dramatischer Bildsprache werden Texttafeln mit Aufforderungen wie „Kill them silently“ eingeblendet. Der Aufruf ist klar: möglichst unauffällige, aber tödliche Gewaltakte auf europäischen Boden.
Besondere Aufmerksamkeit widmet das IS-Medium „Al-Naba“ zwei Messerattacken, die sich im vergangenen Jahr in Deutschland ereigneten und für die die Organisation die Verantwortung übernimmt: In Mannheim erstach der Afghane Sulaiman Ataee einen Polizisten und verletzte fünf weitere Personen. Wenige Monate später tötete der Syrer Issa al-Hasan beim Stadtfest in Solingen drei Menschen und verletzte zehn weitere. Beide Täter stehen derzeit vor Gericht. Die Taten werden von der Terrorgruppe öffentlich als „erfolgreiche Angriffe gegen die Feinde des Islam“ gefeiert.
In einem weiteren Aufruf heißt es: „Wir haben gesehen, wie das Messer den Bürgern Deutschlands und anderen Kreuzfahrerstaaten einen schweren Schlag versetzt hat. Wir erwarten, dass die Söhne des Islam diese Angriffe wiederholen und intensivieren, um die Herzen der Gläubigen zu heilen.“
Besonders gefährdet seien laut den Drohungen jüdische Einrichtungen: Synagogen, jüdische Wohnviertel und Restaurants würden gezielt genannt. Die Propaganda ruft zu Brandanschlägen und Morden auf – mit dem Ziel, „Tod und Schrecken“ an diesen Orten zu hinterlassen.
Eine neue Entwicklung bereitet den Behörden zusätzlich Sorgen: Islamistische Gruppen versuchen laut Angaben des Bundeskriminalamts (BKA), gezielt abgeschobene junge Männer aus arabischen Ländern zu radikalisieren. „Da bemüht man sich offenbar um Männer mit viel Wut im Bauch, die man für einen Anschlag ködern kann“, sagte ein Terrorermittler gegenüber dem Magazin FOCUS.
Der Appell extremistischer Netzwerke trifft auf eine angespannte Sicherheitslage: Die Gefahr von Einzeltätern und radikalisierten Rückkehrern wächst. Der Verfassungsschutz und das BKA beobachten die digitale Mobilmachung islamistischer Gruppen mit erhöhter Wachsamkeit.