Hauptsache gleich? Wie sich Feministinnen verzetteln

vor 6 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Der nächste Bundespräsident solle eine Frau sein, ließ Bundestagspräsidentin Julia Klöckner kürzlich verlauten. „Auf der Liste der Bundespräsidenten stehen seit 1949 zwölf Männer, keine Frau. Das ist das Gegenteil von Gleichberechtigung“, sagte sie gegenüber dem Stern.

Das ist Blödsinn: Natürlich sagt es absolut nichts über Gleichberechtigung aus, dass bisher keine Frau dieses Amt innehatte. Denn Frauen waren und sind vollkommen gleichberechtigt, in dieses Amt gewählt zu werden, die Frage ist nur, ob die Mitglieder der Bundesversammlung ihnen ihre Stimme geben wollen.

Aber sowohl Tonfall als auch intellektuelles Niveau der Äußerung sind symptomatisch für Diskussionen über Gleichberechtigung. Offenbar haben Frauen, die sich aufgrund ihrer Ämter für ihre Geschlechtsgenossinnen einsetzen sollten, vergessen – oder nie erlebt –, welchen Schwierigkeiten Frauen heute gegenüberstehen.

Dementsprechend dekadent diskutieren sie Nichtprobleme wie die Nichtexistenz einer Bundespräsidentin oder darüber, dass in einer diplomatischen Delegation keine Frau vertreten ist. Tatsächlichen Problemen widmen sie sich aus einer völlig abgehobenen Perspektive heraus, verständnislos für die Bedürfnisse „der kleinen Frau auf der Straße“.

Das führt die Forderung, Frauen müssten durch Frauen repräsentiert werden, ad absurdum: Ein empathischer Mann mit Bodenhaftung hat mit hoher Wahrscheinlichkeit einen deutlich aufmerksameren Blick für die Bedürfnisse von Frauen als beispielsweise Bärbel Bas, die, anstatt für die Wahlfreiheit von Frauen einzustehen, lieber noch mehr Frauen in Erwerbsarbeit und Vollzeitbeschäftigung gedrängt sehen möchte: Schuften für den Staat, nun, das ist die Haltung eines Politikers, der sich um die Diätensicherheit sorgt, aber nicht die einer Frau, die sich für das Wohl anderer Frauen einsetzt.

So aber entsteht der Eindruck, Frauenpolitik sei nicht notwendig, schließlich scheinen Frauen nur Probleme zu haben, die keine sind.

Und zwar ohne ideologischen Tunnelblick, der von Frauen erwartet, sie müssten doch „modern“ und „emanzipiert“ sein, obwohl diese Worte zumeist nur Chiffren dafür sind, dass sich Frauen wie Männer verhalten, ihre eigenen Bedürfnisse möglichst negieren und gefälligst ihre Probleme allein lösen sollen.

Oder wo wäre die Politikerin, die sich für medizinische Forschung einsetzt, die frauenspezifische Diagnostik befördert? Wo jene, die das Sicherheitsgefühl von Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum gestärkt sehen möchte, und zwar nicht durch Messerverbotszonen oder Frauenabteile in U-Bahnen, sondern durch die Begrenzung der Zuwanderung derjenigen, die Frauen als Freiwild betrachten, und durch die Förderung eines gesellschaftlichen Klimas, das gegenseitiges Verantwortungsgefühl statt Desinteresse stärkt?

Das sind die wirklichen Probleme, die sich aber nur gesamtgesellschaftlich lösen lassen. Und das ist die Crux: Während Politik, die nur Männer privilegiert, auch ohne Frauen umgesetzt werden kann – wenngleich es natürlich organischer, weniger gewalttätig und zeitgemäßer wirkt, wenn Frauen tatkräftig dabei mithelfen, sich selbst zu schaden –, ist andersherum Politik, die Frauen stärkt, ohne die Mitarbeit des Mannes nicht möglich, und nützt letztendlich auch immer beiden Geschlechtern.

Schon deshalb ist die Verteufelung oder Verächtlichmachung von Männern, wie sie in gewissen Kreisen gepflegt wird, kontraproduktiv und dumm.

Mehr noch: Viele sogenannte emanzipierte Frauen beanspruchen, gleich verantwortungslos, gleich böse, gleich gewissenlos sein zu dürfen „wie Männer“ – so, als ob es nur verantwortungs- und gewissenlose Männer gäbe. Man fragt sich, in welchen Kreisen sich Frauen bewegen, wenn sie nur auf solche Männer treffen; aber wahrscheinlich leben die meisten von ihnen geistig konsequent in einer gefühlten Wirklichkeit, die mit dem, was sie tagtäglich erfahren, so gut wie nichts zu tun hat. Es wäre jedenfalls entsetzlich, wenn die Väter, Söhne und Partner dieser Frauen allesamt amoralische Monster wären.

Wenn Gleichheit in Schlechtigkeit das Ziel war, wurde es jedenfalls nicht erreicht, sondern weit übertroffen. An inkompetenten und gewissenlosen Frauen herrscht in der europäischen und deutschen Politik wahrlich kein Mangel.

Vielleicht sollte sich der Feminismus allmählich die Frage stellen, inwieweit das nun bitte Frauen nützt, anstatt wie ein orientierungsloser Odysseus zwischen Scylla und Charybdis zwischen archaisch-islamistischer Frauenfeindlichkeit einerseits und genderideologischer Frauenfeindlichkeit andererseits hin und her zu manövrieren, und dabei stolz darauf zu sein, dass frau sich selbstbestimmt und frei zerstören lässt.

Eine Besinnung auf echte frauenpolitische Ziele wäre bitter notwendig. Denn die gesellschaftliche Situation verändert sich zusehends zu Ungunsten der Frau, und das unter den Augen zahlreicher Frauen in wichtigen Positionen, die handlungsfähig und wirkmächtig genug wären, um das Ruder herumzureißen. Die vergeuden aber lieber kostbare Zeit damit, alle paar Monate angebliche Quotenprobleme geltend zu machen, um noch mehr tatenlose Frauen in Ämter zu hieven.

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