
Die Berliner Morgenpost hat einen Artikel unter der Fragestellung „Hilfe, mein Partner wählt AfD – Soll ich mich trennen?“ veröffentlicht. Um diese Frage zu beantworten, hat die Berliner Morgenpost den Sozialwissenschaftler René Zimmermann hinzugezogen. Dieser erklärt, dass sich Sachkonflikte wie das Schließen der offenen Zahnpastatube in aller Regel sehr einfach lösen ließen. Anders würde das jedoch in Konflikten aussehen, bei denen es um grundsätzliche Werte geht.
„Wenn ich das Gefühl habe, mein Gegenüber teilt meine grundsätzlichen Werte nicht, dann ist es sehr schwer, mit dieser Person überhaupt intim zu sein, unter einem Dach zu wohnen, in einem Bett zu schlafen, eine leidenschaftliche Sexualität zu teilen – also alles, was Beziehungen letztlich ausmacht“, erklärt Zimmermann. Besonders wichtig sei in diesem Zusammenhang auch die politische Einstellung.
Entsprechend könne auch das Wählen einer Partei ein Trennungsgrund sein. Gewisse Meinungen könnten die eigenen Grenzen überschreiten und seien nicht mehr tolerierbar. Die Berliner Morgenpost verweist dabei auch auf Zahlen der Dating-App Parship und des Marktforschungsinstituts Innofact. Demnach könnten sich 44 Prozent aller Menschen in Deutschland eine Beziehung zu einem AfD-Wähler nicht vorstellen. Unter den Frauen würde sogar jede zweite eine Beziehung ablehnen.
Dem Sozialwissenschaftler zufolge müsse der Grundsatz „Kommunikation statt Interpretation“ gelten. „Die Bandbreite dessen, warum man die AfD wählen will, kann ganz groß sein“, so René Zimmermann weiter. Seinem Partner sollte man die Frage stellen: „Was bewegt dich eigentlich, dich in diese Richtung zu bewegen?“ Antworte der Partner daraufhin, dass ihn die Politik der etablierten Parteien nerve, sei dies unter Umständen noch vertretbar. Anders liege der Fall, wenn die Antwort laute: „Ich finde rechtsextreme Positionen und Menschenverachtung sympathisch“.
Gäbe es in der Bewertung der Politik „fundamentale Unterschiede“, könnte dies die Beziehung in Gefahr bringen. „Da muss man schauen, ob das Gegenüber bereit dazu ist, sich auf Gespräche und Diskussionen einzulassen oder vielleicht die eigenen Werte zu überdenken.“ Zimmermann empfiehlt auch den Besuch von Infoveranstaltungen oder Gedenkstätten. „Wenn es aber Abwehr gibt oder Gegenwehr“, könne dies ein Trennungsgrund sein. Und weiter: „Auch wenn einen selbst das Thema so stark belastet, dass man nachts kaum noch schlafen kann, sollte man die Reißleine ziehen und sich trennen.“