
Er ist einer der bekanntesten deutschen Historiker und Publizisten: Prof. Michael Wolffsohn ist Kind jüdischer Emigranten, diente in der israelischen Armee und gehört zu den besten Israel-Kennern Deutschlands. Seine israelische Staatsbürgerschaft gab 1984 zurück, weil man sich für eine Nation entscheiden müsse, sagt er im Gespräch bei „Schuler! Fragen, was ist“.
Wenn der Krieg zwischen Israel und dem Iran in diesen Tagen eskaliert, dann ist das auch die Folge von mindestens dreißig Jahren verfehlter Iran-Politik, sagt Wolffsohn, für die er maßgeblich Kanzlerin a.D. Angela Merkel (CDU) und deren früheren Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), jetzt Bundespräsident, verantwortlich macht. Für diese deutsche Iran-Politik hat er nur ein einziges Wort: „Katastrophe!“ „Das war im Grunde genommen eine Vogel-Strauß-Politik, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.“
Das ganze Interview sehen Sie hier:
Der hierzulande „nicht sehr beliebte“ Benjamin Netanyahu habe seit Mitte der neunziger Jahre auf die atomare Bewaffnung des Iran aufmerksam gemacht, sagt Wolffsohn im Interview. „In Deutschland wurde das kontinuierlich negiert, allen voran von Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier.“ Deutschland hat sich die Welt rund um den Iran-Konflikt konsequent schöngeredet und als Donald Trump 2018 das von Barack Obama betriebene Atom-Abkommen mit dem Iran kündigte, habe man ihn fälschlich zum Sündenbock gemacht, obwohl er drei überzeugende Gründe hatte, so der Historiker.
Prof. Michael Wolffsohn im Gespräch mit Ralf Schuler
„Erstens wurde die nukleare Aufrüstung nur zeitlich verzögert und um 15 Jahre verschoben. Das heißt also im Grunde genommen: Nach mir die Sintflut. Das finde ich vollkommen unverantwortlich! Nicht nur von Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier, sondern natürlich auch von Barack Obama und den fünf Vetomächten im Weltsicherheitsrat der UNO. Also kurzum eine kollektive Unmöglichkeit. Zweitens sollte dieses Abkommen aus dem Jahre 2015 ja den Konflikt zwischen Iran und Israel deeskalieren. Aber einer der beiden, nämlich Israel, fand dieses Abkommen katastrophal.“ Eine Sicht, über die man nicht hätte hinweggehen dürfen, sagt Wolffsohn.
„Denn neben der verzögerten atomaren Bestückung wurde das Potenzial an herkömmlichen Mittelstreckenraketen und Langstreckenraketen des Iran eben nicht begrenzt. Und was diese Raketen anrichten können, sehen wir jetzt. Stellen Sie sich das noch vor mit atomaren Waffen! Insofern war das von vornherein eine Totgeburt, die uns als siegreiche Friedenslösung verkauft worden ist.“
Und ein dritter Punkt betrifft die Kontrolle des Abkommens. „Die unparteiischen Kontrollen waren katastrophal abgesichert. Der Iran hat im Rahmen dieses Abkommens nur das gezeigt, was der Iran selber zeigen wollte. Und wenn man das nun als friedensstiftendes Abkommen bezeichnet, dann leugnet man die Wirklichkeit und man muss das auch so benennen, inhaltlich und eben auch personell, was die Verursacher betrifft.“
Das ganze Interview können Sie hier ansehen.