Hitze, Ärger, Panikattacken: ICE blieb bei Wien fünf Stunden in Tunnel stecken

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Bildquelle: Tichys Einblick

Die Temperaturen im Zug stiegen, ein Abschleppversuch misslang, die Waggons mussten dann im Dunkeln evakuiert werden – zwei Personen wurden aufgrund von Panikattacken behandelt.

Die Fahrt mit dem ICE 90 „Donauwalzer“ endete für 180 Passagiere in einer mehrstündigen Tortur unter der Erde. Der Fernzug war am Donnerstag um 13.13 Uhr vom Wiener Hauptbahnhof in Richtung Hamburg über München gestartet – doch nur wenige Minuten später nahm die Fahrt ein abruptes Ende.

Bereits nach dem Halt in Wien-Meidling blieb der Hochgeschwindigkeitszug im Tunnelbereich des Verkehrsknotens Hadersdorf auf der Westbahnstrecke liegen. Zunächst hieß es vonseiten der ÖBB, es handle sich lediglich um eine kurze Verzögerung von „fünf bis zehn Minuten“ aufgrund eines technischen Defekts. Doch die Minuten dehnten sich zur Stunde – und dann zu mehreren.

Der ICE, ein internationaler Fernverkehrszug der Deutschen Bahn, ist normalerweise mit Klimaanlage und hohem Komfort ausgestattet, doch bei einem Stromausfall bleiben die Türen geschlossen, Fenster lassen sich nicht öffnen. Im Tunnel stieg die Temperatur rasch. Wasser wurde durch das Zugpersonal verteilt, doch vielen Fahrgästen setzte die Hitze sichtbar zu. Laut Augenzeugenberichten kam es bei mehreren Personen zu Kreislaufbeschwerden. Zwei Passagiere mussten später wegen Panikattacken von Rettungskräften ambulant betreut werden.

Ein Ersatzzug wurde in Marsch gesetzt, um den ICE abzuschleppen, doch der Versuch, die Züge zu koppeln, schlug fehl. Erst gegen 17.30 Uhr begann die Feuerwehr mit der Evakuierung der Fahrgäste: In Kleingruppen wurden diese durch den Tunnel in den bereitgestellten Ersatzzug geleitet. Ziel war es, über St. Pölten wieder auf regulärem Weg weiter nach Deutschland zu reisen.

Doch selbst dieser Plan wurde durchkreuzt. Einige der sichtlich gestressten Passagiere verließen auf eigene Faust den Ersatzzug und machten sich zu Fuß durch den Tunnel auf den Weg – aus Angst, erneut festzusitzen. Das sorgte für weitere Probleme: Der Strom musste abgeschaltet, der Tunnel vollständig durchsucht werden. Bis knapp 20 Uhr dauerte es, bis die Evakuierung schließlich abgeschlossen war.

Die ÖBB bestätigten, dass durch den Vorfall zahlreiche weitere Fernverkehrszüge betroffen waren. Solange die Suche im Tunnel andauerte, mussten alle Züge über Rekawinkel umgeleitet werden – mit teils erheblichen Verspätungen im gesamten Westbahnverkehr. Ein ÖBB-Sprecher sprach von einer „außergewöhnlichen betrieblichen Störung“.

Der ICE 90 verbindet täglich Wien mit Hamburg über wichtige Städte wie Linz, Passau, Nürnberg, Frankfurt und Hannover. Die betroffenen Fahrgäste zeigten sich im Nachhinein zwar erleichtert über die Evakuierung, aber auch enttäuscht über mangelnde Informationen und Betreuung während des Vorfalls.

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