
Die Linke ist die Partei, die wie keine andere für Unterhaltung sorgt. Vielleicht schneidet sie deshalb bei jungen Leuten so gut ab. Die Leichtigkeit des Seins verbindet sich bei ihr mühelos mit schwerer Knallköpfigkeit. Man könnte auf Hitzschlag schließen. Richtig geraten! Was die Linken von anderen Populisten unterscheidet, ist der Umstand, schon unter sozialistischer Hitzigkeit zu leiden, während andere noch unter sozialer Kälte frösteln.
In guten alten Zeiten konnte man noch mit „Freibier für alle“ punkten – wenn es schon mit Ludwig Erhards „Wohlstand für alle“ nichts werden konnte. Damit gewinnt man heute keinen Blumentopf mehr, allein deshalb, weil Alkohol auf der Verbotsliste woker Fundamentalisten steht. Die neue Verheißung lautet deshalb „Hitzefrei für alle“. Die Klimakatastrophe in den Köpfen schlägt hier schon bei milden 26 Grad Celsius zu. Dann soll, so der von populistischen Hitzewallungen gepeinigte Vorsitzende der Linken, jan van Aken, Vater Staat der Wirtschaft in den Arm fallen. Und alle Räder stehen still. Bei bereits 26 Grad Celsius will er die Arbeitszeit um ein Viertel, bei 30 Grad Celsius (endlich eine annehmbare Temperatur!) um die Hälfte kürzen. Arbeit in warmer Luft ist dem Werktätigen nicht mehr zuzumuten. Da gehört der Mensch ins Strandbad.
Hier verbinden sich idealtypischer Weise zwei Motive. Erstens erhalten die Enteignungsphantasien der Kommunisten unversehens ein menschliches Gesicht. Freizeit durch Sozialismus! In kommunistischen Regimen sind humane Arbeitsbedingungen eigentlich unbekannt. Das ist vorbei. Den Lohn bezahlen sowieso die Kapitalisten. Die sind wegen ihrer Profitgier bekanntlich auch an der „Klimakatastrophe“ schuld. Und deshalb verbindet sich nun nur allzu konsequent die unvollendete Revolution der Werktätigen mit dem Großprojekt Weltklimarettung. Wobei in diesem Fall nicht nur das Klima vor den Werktätigen beschützt wird, sondern umgekehrt auch die Werktätigen vor der Erderwärmung – was ja auch dem Klima nützt. Wo wegen Hitzefrei nicht gewerktätigt wird, sinkt die Temperatur. Deindustrialisierung ist der Schlüssel zur Erlösung. Sie bewahrt den Menschen vor Arbeit und die Schöpfung vor Erhitzung. Das funktioniert nicht? Doch, es ist ganz einfach: Neben „Hitzefrei für alle“ gilt dann auch „Bürgergeld für alle“. Vergessen ist die systematische Umweltzerstörung der DDR-Industrie. Jetzt stehen die SED-Nachfolge-Kommunisten auf der Seite der Opfer schönen Wetters. Der Sozialist ist davon überzeugt, dass es eines entschlossenen Vaters Staat bedarf, um nicht nur den Arbeiter vor dem Ausbeuter, sondern auch den Arbeiter vor Mutter Natur zu beschützen.
Doch Vorsicht! Der linke Clown turnt keineswegs allein in der Manege des Irrsinns. Es schließen sich der Bewegung die neue, christdemokratische Gesundheitsministerin Nina Warken und der Deutsche Olympische Sportbund an. In einem „Maßnahmenkatalog“ ziehen sie gemeinsam dem Sommersport im Freien die Zähne. Es soll, so die dringende Empfehlung, auf Grillen von Würsten (Vorsicht: heiß!) und den Ausschank alkoholischer Getränke verzichtet und statt dessen Sonnenschutz angeboten werden. Und, bitte, genug Wasser trinken! Darauf käme ohne Gouvernante Staat niemand von allein. Auch der neue Trend zur Entzauberung des Sports durch Verzicht auf Wettkampf und Leistung ist wohl strategisch als Teil der Klimakatastrophenpolitik zu begreifen.
In den Augen des famosen Arbeiterführers van Aken ist aus der „Klimakrise“ bereits eine „soziale Krise“ geworden. Diese Krise kommt zu allen anderen Krisen noch dazu. Es ist, daran besteht kein Zweifel, auch eine Krise des Geistes. Aber vielleicht ist ja auch sie eine Folge der Erderwärmung. Schon das Römische Weltreich ging bekanntlich wegen unerträglicher Hitze im Mittelmeerraum zugrunde – damals nannte man das noch Dekadenz. Schon im weitgehend verregneten, kühlen Mai und Juni dieses Jahres warnte der ÖRR eindringlich vor Hitze und Dürre. Der alte Rudi-Carrell-Song „Wann wird es endlich wieder Sommer“ geriet neben Leberkässemmel, Verbrennungsmotor, generischem Maskulinum und alkoholhaltigen Erfrischungen auf die Cancelliste der steuerfinanzierten Religionspolizei. Ein neues Wirkungsfeld für NGOs tut sich auf: Es besteht dringender Bedarf an Meldestellen zur Überwachung der Hitzemaßnahmen. Verstöße gegen das Hitzefreigebot werden ebenfalls verfolgt. Denn nichts lässt sich zur Unterdrückung der Bürger besser nutzen als Angst. Was wäre besser dazu besser geeignet als die neue Angst vor dem Sommer. Man muss sie nur richtig schüren.