
Seit nunmehr sechs Jahren befinden sich rund 60 deutsche Städte im „Klimanotstand“. Ununterbrochen. Seit sechs Jahren schwören und beschwören sie, das jeweils laufende Jahr sei das letzte, in dem sich das Klima-Armageddon abwenden lasse – und vielleicht noch das Jahr danach. Da kann der Bürger sich nicht nur fürchten, da soll er sich sogar fürchten. Denn ganz ohne Furcht wäre er kaum bereit, die Steuer auf Luft zu bezahlen, ebenso wenig wie die Kosten der Klima-, Energie- und sonstigen -Wenden oder das Heer an hauptamtlichen Klimaschützern in staatlich finanzierten staatlichen Gesellschaften sowie in staatlich finanzierten nicht-staatlichen Gesellschaften.
Wobei die Angst in Deutschland nicht nur oberste Bürgerpflicht ist, sondern auch ein Vollzeitjob. Denn es reicht ja nicht, dass der gemeine Deutsche sich seit sechs Jahren rund um die Uhr vor dem Klimatod fürchten muss. Er musste sich ja noch Sorgen machen um ein heimtückisches Virus, das bereit war, ihn in der Freizeit oder auf dem Weg zur Arbeit zu töten – nicht aber am Arbeitsplatz selber.
Vor Putin, der zwar ein halbes Jahr braucht, um 15 Kilometer in der Ukraine vorranzukommen, der aber zusammen mit „den Russen“ in 15 Minuten am Kurfürstendamm wäre. Und vor dem Faschismus, der in Deutschland mitten in der Gesellschaft ausbricht. Oder in den USA durch Donald Trump. Oder durch Elon Musk… Wer als vorbildlicher Deutscher alle Angstpflichten erfüllen will, der braucht schon einen Furchtplaner.
Und genau so etwas gibt es: das Bündnis gegen den Hitzetod. Sein Motto lautet: „Deutschland hitzeresilient machen – wir übernehmen Verantwortung“. Zu dem Bündnis gehören nach eigenen Angaben „zahlreiche Akteure des Gesundheitswesen“. Etwa die „Gesetzliche Krankenversicherung“, die AWO, die Bundesärztekammer, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Deutsche Pflegerat oder der Verein Klug. Erst wer diese bunte Vielfalt besorgter Funktionäre erlebt hat, versteht, wie ein System gleichzeitig unbezahlbar teuer und trotzdem kein zeitnaher Facharzttermin möglich sein kann.
An diesem Mittwoch, 4. Juni, veranstaltet das Bündnis seinen „Hitzeaktionstag“. Gut. Genauso könnten sich die gleichen Funktionäre um ausreichend Pfleger kümmern. Oder Medikamente für Kinder. Oder Kostenreduktion in der Pflege. Oder sinkende Kassenbeiträge. Aber „das Bewusstsein für die Gefahren von Hitze“ stärken ist ja auch schon ein Anfang. Denn schließlich ist die Gefahr durch den Hitzetod durchaus real. So sollte zum Beispiel ein 89-jähriger Herzpatient besser auf Sex in der Sauna verzichten. Zumindest dann, wenn er gerade einen Marathon gelaufen ist.
Komplett abwegiges Thema… Panik schüren… Der Mann dahinter ist – Favoritensieg – Karl Lauterbach (SPD). Die „absolute Killervariante“ des Ängsteschürens. Die Panik vor der Pandemie hat ihn von einem gescheiterten SPD-Vorstandskandidaten zum Medienliebling und zum Gesundheitsminister gemacht. In der Reihenfolge. Nachdem er aber selbst mit Hilfe von Bild, BamS und Lanz die Coronapanik nicht mehr aufrechterhalten konnte, hat er sich dem Hitzetod zugewandt. In der Hoffnung, dass die Deutschen sich wieder aus Furcht in ihre Wohnung einsperren lassen. Wenn auch nur in ihrer Freizeit.
Nur leben wir in Deutschland. Da sagt nicht einer, lasst uns das Bewusstsein vor den Gefahren des Hitzetods stärken und schon steht man mit einem Infostand in der Fußgängerzone. Da müssen Papiere geschrieben und Konferenzen abgehalten werden, Positionen abgeglichen und Konferenzen abgehalten werden, Interessen ausgeglichen und Konferenzen abgehalten werden – und dann, ja dann kann man sich endlich mit einem Infostand in die Fußgängerzone stellen.
Zu entdecken gibt es am Aktionstag eine bunte Vielfalt, die zeigt: Auch wenn das deutsche Gesundheitssystem keine Facharzttermine mehr hinkriegt, politische Folklore kann es: etwa auf dem „Klimaspaziergang in Herne“, der Veranstaltung „Schatten. Tipps. Erfrischung“ von der BKK Akzo Nobel, die „Kindergartenolympiade Landkreis Sömmerda“, „Cool bleiben am BKK Pfalz Beach“, die „Klimasprechstunde“ in Bergisch Gladbach, der „Trinkbrunnenspaziergang durch die Würzburger Innenstadt mit kleiner Lesung“, das „Klima-Eiscafé“ in Bad Schussenried oder die „UV-Tafel-Übergabe ans Freibad Schätzlerbad mit Glücksrad“ in Merklmosslohe.
Wer allerdings in der Hitze leicht friert, sollte zum Aktionstag eine Übergangsjacke mitnehmen. In Saarbrücken werden es am Mittwoch laut Apple-Wetter-App 20 Grad Celsius, genau wie in Tötensen, Niedersachsen. In Kempten im Allgäu klettert die Skala auf lebensbedrohliche 22 Grad Celsius. Dafür herrscht dort am Aktionstag eine Regenwahrscheinlichkeit von 60 Prozent. Zwei Jahre hat Lauterbach als Minister versucht, den Hitzetod zu beschwören. Immer haben ihm Regen und Temperaturen diese Tour kaputt gemacht. Und auch nach dem Ende seiner Amtszeit sind ihm die äußeren Umstände nicht mehr hold. Wobei die gleichen Experten, die während der Pandemie die symptomfreien Erkrankungen beschworen haben, nun dabei sind zu erklären, dass auch Regen und kühle Temperaturen Teil der Dürre und des Hitzetodes sein können. Angst haben ist in Deutschland oberste Bürgerpflicht. Zur Not muss der Michel seine Phantasie dafür ein wenig bemühen.
Wobei es demnächst spannend werden kann. Die vor 27 Tagen angetretene Regierung möchte Optimismus im Land verbreiten. Künftig könnte es zur obersten Bürgerpflicht werden, keine Angst vor der Zukunft zu haben. Wer gerade noch als Akteur des Gesundheitswesens über Panik konferiert hat, muss dann zur eigenen Existenzberechtigung auf Angstvermeidung zu machen. Das könnte im Übergang zu Erklärungen führen wie: Um optimistisch in die Zukunft blicken zu können, brauchen wir die Furcht vor der aufgehenden Sonne. Klingt absurd. Aber keine Angst. Wer einem als Funktionär ein sechsstelliges Jahresgehalt bezahlt, obwohl man keine Facharzttermine erhält, der frisst einem auch den Quatsch aus der Hand.