
Am Donnerstagabend waren die vier Kanzlerkandidaten von CDU, SPD, Grünen und AfD in der ZDF-Sendung Klartext zu Gast. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck war als zweiter nach Bundeskanzler Scholz an der Reihe, sich den Fragen der Zuschauer in der als Bürgerforum konzipierten Sendung, zu stellen. Moderiert wurde die Sendung von den ZDF-Journalisten Bettina Schausten und Christian Sievers.
Habeck musste sich gleich zu Beginn einer scharfen Kritik an der Ampel-Koalition stellen muss. Ein Nichtwähler bezeichnet die Regierung als „Rohrkrepierer“ und fragt, wie Habeck ihn zurückgewinnen wolle. Der Grünen-Kanzlerkandidat verweist auf die Wahlprogramme und hebt die anstehende Wahl als „Richtungsentscheidung“ hervor.
Besonders eindringlich warnt Habeck vor den wirtschaftlichen Herausforderungen Deutschlands, dass er selbst größtenteils für die Missstände verantwortlich ist, ignoriert er. Hohe Energiepreise könnten zu „einem perfekten Sturm“ werden, argumentiert er. Sein Gegenmittel: Bürokratieabbau, um mehr Menschen in Arbeit zu bringen, sowie eine Investitionsprämie zur Entlastung des Mittelstands.
Auch das Thema Bürgergeld sorgt für Diskussionsstoff. Eine Zuschauerin stellt die Frage, wie Arbeit weiterhin attraktiv bleiben könne. Habeck verweist auf den steigenden Mindestlohn und zeigt sich in diesem Punkt reformbereit. Zudem räumt er Fehler aus der Vergangenheit ein, dafür gibt es erneut Applaus vom Publikum. Im Vergleich zu den anderen Kandidaten schien das Publikum von vorne rein, dem Wirtschaftsminister positiv gesonnen.
Im weiteren Verlauf dreht sich das Gespräch um Kriminalität. Eine Zuschauerin aus Bremen schildert ein persönliches Erlebnis, woraufhin Habeck sich für eine konsequentere Strafverfolgung ausspricht: „Einmal die Haftbefehle vollstrecken.“ Doch weiteres hat Habeck zu dem Thema nicht zu sagen.
Auch die frühere Friedenspolitik der Grünen wird thematisiert. Habeck betont, dass er sich Frieden wünsche, lässt aber offen, wie dies konkret erreicht werden soll.
Für einen unerwarteten Moment sorgt schließlich Alice Weidel, die plötzlich im Studio erscheint. Zwischen ihr und Habeck entspinnt sich ein kurzer Austausch über mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl – allerdings eher nebeneinander als miteinander. Zwischendurch immer wieder peinlich berührte Stille. Auf die Frage, wie man im Bundestag miteinander umgehen würde, erklärte Weidel, dass Sie haben „grüßen“ würde. Habeck meinte, er würde meist vorbeigehen.
Habeck stellt klar, dass eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen sei, da es keine Kooperation mit rechtsextremen Kräften geben dürfe. Weidel kontert: „Das ist ein sonderbares Verständnis von Demokratie.“